Mazda MX-5 bietet viel Fahrspaß zum fairen Kurs

  07 Oktober 2024    Gelesen: 67
  Mazda MX-5 bietet viel Fahrspaß zum fairen Kurs

Der Mazda MX-5 braucht nicht unbedingt viel PS, um Spaß zu machen. Trotzdem sollte sich beeilen, wer das volle Potenzial des Roadsters noch einmal ausreizen will. Alltagstauglichkeit sollte man nicht wirklich erwarten - dafür aber viel Vergnügen.

Praktische Autos dürfen auch Spaß machen. Für den Mazda MX-5 hingegen ist Fahrfreude ein Muss. Denn das ist das Einzige, was er zu bieten hat. Das dann allerdings im Übermaß.

Mazda ist einer der wenigen großen Volumen-Autohersteller, die sich noch den Luxus eines reinen Spaßmobils leisten. Seit 1989 ist der MX-5 auf dem Markt, hat viele Wettbewerber kommen und gehen sehen. Das gilt selbst für die aktuelle Generation, bereits seit 2015 gebaut, die unter anderem ihren Technik-Zwilling Fiat 124 Spider längst überlebt hat. Die guten Gene allein können es also nicht sein, die den Zweisitzer vor dem Altern schützen. Dabei ist das Erbgut stark: In der Tradition britischer Roadster kombiniert der Mazda kompakte Abmessungen, geringes Gewicht, puristisches Flair, Stoffverdeck und Hinterradantrieb zu einer klassischen, über all die Baujahre nur in Nuancen veränderten Mischung.

Schlechte Laune kann hier nicht aufkommen

Und der Mix mundet immer noch. Wer sich in die tief über der Straße liegenden Sitze fällen lässt, das Verdeck lässig mit der rechten Hand nach hinten wirft, den Vierzylinder-Sauger startet, den dünnen Lenkradkranz greift und die Schaltung klacken lässt, kann gar keine schlechte Laune mehr haben. Das straffe Fahrwerk in Verbindung mit dem kurzen Radstand, die verbindliche Lenkung und der Wind im Haar machen das Fahren wieder zu einem unmittelbaren Erlebnis.

Der 2,0-Liter-Vierzylinderbenziner des Testwagens ist zwar kein Philharmonie-Orchester wie in teuren Sechs- und Achtzylinder-Sportwagen, doch die lineare Dehzahl- und Kraftentfaltung des Saugers trösten darüber locker hinweg. 200 Nm sind im Zeitalter der Turbomotoren keine Besonderheit mehr. Da der MX-5 sich vor allem offen viel schneller anfühlt als er ist, reichen sie aber locker aus.

Nichts für Große und viel Gepäck

Das mit dem Gefühl hat allerdings seine Gründe: So zerzaust einem der Mazda das Haar stärker als andere Cabrios, weil die Windschutzscheibe deutlich vor dem Scheitel des Fahrers endet, der bei vielen Mitteleuropäern sowieso stark im Zug steht. Viel größer als 1,80 Meter sollte man im Nippon-Roadster nicht sein, sonst wird es vor allem bei geschlossenem Verdeck für den Kopf sehr knapp.

Viel Gepäck sollte man ebenfalls nicht dabeihaben, der kleine Kofferraum fasst vielleicht noch das Wochenend-Köfferchen für zwei, auf längeren Touren benötigt man strenge Pack-Disziplin. Auch im Cockpit selbst ist es wenig geräumig, schon Geldbörse und Handy lassen sich kaum unterbringen. Dabei merkt man dem Innenraum die lange Roadster-Erfahrung bei Mazda an - Ergonomie, Bedienung, Design und Verarbeitung liegen trotz der beengten Bedingungen auf hohem Niveau. Seit dem kürzlich erfolgten Facelift lassen sich auch Apple Car Play sowie Android Auto kabellos nutzen, um die Infotainment-Software der Japaner zu überstimmen. Die Bedienung funktioniert über den Dreh-Drücksteller zwischen den Sitzen sehr angenehm und flüssig.

Lange Laufzeiten, aber viele Aktualisierungen

Apropos Facelift. Mazda hat es im Aktuellhalten seiner Modelle zu einer Art Meisterschaft gebracht. Als im globalen Vergleich kleiner Hersteller lassen die Japaner ihre Autos häufig vergleichsweise lange laufen, pflegen sie während dieser Zeit aber ungewöhnlich intensiv. So wirkt auch der MX-5 nach neun Jahren keineswegs betagt. Was auch an seinem zeitlos gelungenen Design liegt - das fällt mit seinen schmalen Scheinwerferaugen, den Schwüngen und scharfen Linien etwas maskuliner aus als in den drei Vorgänger-Generationen, trägt aber nicht so dick auf, dass man sich sattsehen könnte.

Das gute Aussehen hatte der Mazda auch seinem italienischen Pendant voraus, das mit Abarth-Tuning, Zweifarb-Lackierung und dicken Endrohren immer ein wenig zu sehr auf dicke Hose gemacht hat.

Angeberei hat der MX-5 gar nicht nötig. Große Modifikationen auch nicht. Für das aktuelle Lifting hat sich Mazda daher außer auf überarbeitete Assistenten und besseres Infotainment auf den neuen "Track Mode" fokussiert. Dabei handelt es sich um eine neue Zwischenstufe für das ESP, die dem Fahrer mehr Spielraum lässt als die Standard-Einstellung, im Notfall aber immer noch eingreift. Den muss man allerdings schon arg forcieren, denn der Mazda hat trotz aller Agilität und Quirligkeit ein freundliches Gemüt, verzichtet auf Zickigkeiten und bietet selbst bei Spätsommerregen immer ausreichend Grip. Ob schnell oder gemütlich - der kleine Roadster kann beides und macht mit beidem Freude.

Kein wirkliches Alltagsauto

Als Alltagsauto für das ganze Jahr eignet sich der Japaner aber nur bedingt, was nicht am Stoffverdeck (das sich auch durch ein Hardtop ersetzen lässt) liegt, sondern am Gesamtkonzept. Für Gepäck ist wenig Platz, der Fahrer sitzt eng und wenig rückenfreundlich, der Beifahrer muss zudem noch mit einem schmalen Fußraum zurechtkommen. Auch bei geschlossenem Dach ist es an Bord relativ laut, der Fahrwerkskomfort ist überschaubar. Das soll niemandem den Spaß verderben, aber als Erst- und sogar als Zweitwagen verlangt der MX-5 Kompromissfähigkeit. Am besten eignet er sich als Spaßauto für den Sommer auf der Landstraße.

Mit mindestens 33.200 Euro für das Modell mit dem 132 PS starken 1,5-Liter-Saugmotor ist der Mazda-Roadster mittlerweile allerdings ein teurer Spaß geworden. Die Vorgänger-Generation gab es vor zehn Jahren noch ab 22.800 Euro. Wer den 2,0-Liter-Motor wählt, zahlt mindestens 37.800 Euro, und muss sich zudem ein wenig beeilen. Weil der Vierzylinder-Sauger die Euro-6e-Abgasnorm nicht mehr schafft, fällt er Ende des Jahres aus dem Programm. Dann ist nur noch der kleinere Benziner zu haben. Der nimmt dem Zweisitzer ein wenig von seinem sportlichen Punch, ändert aber nichts Prinzipielles am Oben-ohne-Fahrspaß.

Mazda MX-5 - technische Daten:

Zweisitziger, zweitüriger Roadster

Länge: 3,92 Meter, Breite: 1,74 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 1,98 Meter), Höhe: 1,26 Meter, Radstand: 2,31 Meter, Kofferraumvolumen: 130 Liter

2,0-Liter-Vierzylinder; 135 kW/184 PS, maximales Drehmoment: 205 Nm bei 4.000 -U/min, Heckantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe, 0-100 km/h: 6,5 s, Vmax: 219 km/h, Normverbrauch: 6,8 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 153 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Testverbrauch: 8 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 37.790 Euro

Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x


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