Hurrikan "Milton" legt Florida lahm

  09 Oktober 2024    Gelesen: 536
  Hurrikan "Milton" legt Florida lahm

Ein gewaltiger Tropensturm nähert sich der US-Küste: Hurrikan "Milton" bewegt sich auf die dicht besiedelte Halbinsel Florida zu. Die Behörden ordnen vorsorglich Massenevakuierungen an. Millionen Menschen machen sich auf den Weg. Welche Regionen sind akut betroffen?

Ausnahmezustand im Südosten der USA: Wenige Tage nach dem Durchzug von Hurrikan "Helene" müssen sich Anwohner und Behörden im Bundesstaat Florida auf die nächste Katastrophe vorbereiten. Hurrikan "Milton" gewann Anfang der Woche über dem Golf von Mexiko in Rekordzeit an Stärke.

In mehr als zwei Dutzend Countys sind verpflichtende Evakuierungsansordnungen in Kraft. Die Behörden rechnen dort nicht nur mit schweren Sturmschäden, Starkregen und Stromausfällen, sondern auch mit großflächigen Überflutungen. Mitten in der Sturmschneise liegt unter anderem auch der Großraum Tampa Bay, das drittgrößte Ballungszentrum des Bundesstaats. Welche Regionen müssen geräumt werden? Ein Blick auf die Karte liefert einen ersten Überblick:

Hurrikan "Milton" zählt schon jetzt zu stärksten Wirbelstürmen seit Jahrzehnten. Anfang der Woche hatte sich der Wirbelsturm binnen weniger Stunden zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 entwickelt. Über dem rekordwarmen Golf von Mexiko nimmt er seitdem laufend Energie auf.

Meteorologen gehen davon aus, dass der Sturm die Westküste Floridas am späten Mittwoch oder frühen Donnerstag erreichen dürfte. Über dem Golf von Mexiko erreichen die Windgeschwindigkeiten schon jetzt bis zu 260 Kilometern in der Stunde. In küstennahen Gebieten könne das Wasser während der Sturmflut um bis zu 3,7 Meter steigen, warnt das Hurrikan-Zentrum des US-amerikanischen Wetterdienstes.

In den zentralen und nördlichen Teilen Floridas wird zudem starker Regen erwartet. In fast jedem County auf der Westseite der Halbinsel wurden Evakuierungsanordnungen erlassen: Mit Lautsprecheransagen und in den Medien rufen die örtlichen Behörden die Bewohner dringend dazu auf, die betroffenen Gebiete so schnell wie möglich zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Insgesamt gelten für 27 der 67 Regionen des Bundesstaats Räumungsanordnungen.

Der Hurrikan bedroht im Norden der Halbinsel teils Landstriche, die bereits vor weniger als zwei Wochen von Hurrikan "Helene" schwer getroffenen worden waren. In einigen Gebieten waren die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen. Anders als bei "Helene" dürfte Hurrikan "Milton" Florida weiter südlich treffen. Insbesondere im Großraum Tampa Bay im Westen von Zentralflorida stehen großflächige Überschwemmungen zu befürchten.

Allein in dieser Region leben mehr als 3 Millionen Menschen. Die dicht beinander liegenden Städte Tampa, Clearwater und St. Petersburg zählen mit ihren ausgedehnten Wohnsiedlungen im tiefliegenden Gelände rund um die Tampa Bay zu den am stärksten von Küstenüberschwemmungen gefährdeten Gebieten der USA.

Von der Sturmflut bedroht sind insbesondere in der Bucht von Tampa neben Gewerbegebieten und Industrieanlagen unter anderem auch die "MacDill Air Force Base", eine der größten Militärbasen der US-Streitkräfte, Sitz des US-Zentralkommandos und der US-Spezialkräfte.

Die Evakuierung von Millionen von Menschen stellt die Behörden vor enorme Herausforderungen. Die Ausfallstraßen in Richtung Norden sind seit Tagen überlastet. Auf den Fernstraßen bilden sich teils lange Staus, an einzelnen Tankstellen wird der Sprit bereits knapp.

Streifenwagen der Polizei eskortieren Tanklaster über den Standstreifen zu den leergekauften Zapfsäulen. Viele Geschäfte in den gefährdeten Regionen sind bereits seit Dienstag geschlossen, die Schaufenster vielerorts mit Sperrholz abgedeckt, die Eingänge teils mit Sandsäcken gesichert.

Biden: "Eine Frage von Leben und Tod"

"Wer sich in Sicherheit bringen will, sollte das jetzt tun", erklärte Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Die Großstadt Tampa Bay bereitet sich auf einen möglichen "direkten Treffer" vor. Es wäre der erste schwere Hurrikan in dieser Region seit 1921. Neben Tampa Bay und der weiter südlich gelegenen Stadt Fort Myers warnen die US-Behörden auch im Nordosten Floridas zwischen Jacksonville und Daytona Beach vor potenziell lebensbedrohlichen Bedingungen. Eigens eingerichtete Evakuierungszentren haben selbst im Großraum Miami an der Südspitze der rund 800 Kilometer langen Halbinsel vorsorglich bereits geöffnet.

Hurrikan "Milton" bringt bereits vor seiner Ankunft das öffentliche Leben in Florida zum Erliegen: Schulen und Universitäten haben geschlossen, viele Betriebe stellen die Arbeit vorübergehend ein und versuchen, Material und Maschinen an sichere Standorte zu bringen. Mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfs wirbelt die extreme Wetterlage in Florida die Terminpläne der US-Regierung durcheinander.

Der Sturm legt auch die wirtschaftlichen Aktivitäten lahm: Touristenattraktionen wie Walt Disney World, Universal Studios, Busch Gardens in Tampa und Seaworld in Orlando müssen vorübergehend dichtmachen. Der Flugverkehr läuft ebenfalls nur noch eingeschränkt. Der Tampa International Airport, der St. Pete-Clearwater International Airport und der Orlando International Airport müssen vorübergehend den Betrieb einstellen.

Die US-Regierung rechnet schon jetzt mit gewaltigen Schäden. Schätzungen der Ratingagentur Moody's zufolge liegen rund 235.000 Gewerbeimmobilien im Wert von etwa 1,1 Billionen Dollar im erwarteten Pfad des Hurrikans. Präsident Biden verschob am Dienstag eine Auslandsreise, um die Krisenabwehr in den USA zu leiten.

Biden forderte die US-Bevölkerung dazu auf, den Evakuierungsanordnungen Folge zu leisten. Hurrikan "Milton" könne "einer der schlimmsten Stürme der letzten 100 Jahre in Florida" werden, sagte Biden. "Es ist eine Frage von Leben und Tod."

Quelle: ntv.de, mit Material von DJ


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