Bei einem Massaker in einem Elendsviertel in Haiti sind einer Menschenrechtsorganisation zufolge am Wochenende mindestens 110 Menschen getötet worden. Der Chef einer Bande habe es hauptsächlich auf ältere Menschen abgesehen, teilte das haitianische Netzwerk zum Schutz der Menschenrechte (RNDDH) mit. Er habe sie verdächtigt, durch Hexerei die Krankheit seines Kindes verursacht zu haben.
Den Angaben zufolge suchte der Bandenführer Monel "Mikano" Felix nach der Erkrankung des Kindes Rat bei einem Voodoo-Prieser. Dieser habe ältere Menschen beschuldigt, dem Kind durch Hexerei zu schaden. Dies habe Felix dazu veranlasst, die Tötungen anzuordnen. Seine Bandenmitglieder hätten in dem Slum Cite Solei am Freitag mindestens 60 Menschen und am Samstag 50 Personen Menschen mit Macheten und Messern umgebracht. Alle seien über 60 Jahre alt gewesen.
Cite Soleil ist ein dicht besiedelter Slum am Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince und gehört zu den ärmsten und gewalttätigsten Gebieten Haitis. Es wird durch Banden streng kontrolliert - auch die Nutzung von Mobiltelefonen. Durch diese Einschränkung seien Bewohner nicht in der Lage gewesen, Informationen über die Geschehnisse weiterzugeben.
Wegen der eskalierten Bandengewalt war zuletzt nach Angaben der Vereinten Nationen binnen zehn Tagen mehr als 40.000 Menschen aus ihren Häusern in der Hauptstadt geflohen. Zwischen dem 11. und 20. November seien insgesamt 40.965 Menschen in Port-au-Prince auf der Flucht gewesen, einige bereits zum zweiten oder dritten Mal, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Demnach handelt es sich um die schlimmste Vertreibungswelle seit zwei Jahren.
"Das Ausmaß dieser Vertreibung ist beispiellos, seit wir im Jahr 2022 begonnen haben, auf die humanitäre Krise zu reagieren", erklärte der IOM-Chef in Haiti, Gregoire Goodstein. Insgesamt wurden nach IOM-Angaben mehr als 700.000 Menschen in Haiti vertrieben. "Diese Krise ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung. Sie ist ein Test für unsere kollektive Verantwortung", erklärte Goodstein weiter.
Quelle: ntv.de, tno/rts/AFP
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