DS Automobiles, was ist das eigentlich? Die seit Mitte der 2010er Jahre von Citroën abgespaltene, damals zum PSA-Konzern gehörende französische Marke könnte hierzulande etwas mehr Bekanntheit vertragen. Gerade einmal etwas mehr als 3000 Neuzulassungen verzeichnet das Label in Deutschland von Januar bis November 2024 - genau richtig, wenn man etwas fahren möchte, das nicht an jeder Ecke steht. Aus der Sicht von DS sicherlich ein Zustand, den es zu ändern gilt.
Ob das mit dem neuen DS Nummer 8 funktionieren kann? Wohl kaum, aber nicht etwa, weil der DS Nummer 8 ein schlechtes Auto wäre. Aber Mittelklasse-Limousinen, was der jüngste DS de facto ist, gehören hierzulande einfach nicht zur gefragten Ware. Kein Wunder, dass Volkswagen sich dazu entschieden hat, den Passat nur noch als Kombi anzubieten.
Doch im Falle des letzten DS-Sprosses lohnt sich ein genauerer Blick durchaus. Bisherige DS-Modelle haben in Deutschland zugegebenermaßen einen schweren Stand. Die Marke ist nicht gerade bekannt für ausgefeilte Antriebe und Fahrwerke, DS selbst begreift sich als irgendwie kunstnahes Label mit viel Stil. Und welche Assoziation läge näher als die an große, edle Modelabels? DS N°8, na, klingelt da etwas? Chanel N°5 dürfte wohl das gedankliche Vorbild gewesen sein.
Sieht der DS denn nach Haute Couture aus? Ein bisschen Mut braucht man wohl, um sich mit der eigenwillig gezeichneten Limousine von 4,84 Metern Länge blicken zu lassen. Der etwas exponiert wirkende Viertürer (1,54 Meter Höhe) ist ohne Frage speziell, wie auch die extrovertiert anmutende Front mit aktiven Lüftungsklappen unterstreicht.
ntv.de hat schon mal Probe gesessen in dem betont geräumigen Franzosen mit 2,90 Metern Radstand, dessen Interieurdesign aber auch italienisches Flair verströmt. Auffällig das markante Vierspeichen-Lenkrad und nicht nur bequeme (soweit sich das nach kurzer Tuchfühlung beurteilen lässt), sondern auch elegante Sessel inklusive optionaler Nackenheizung - sonst nur erhältlich bei teuren Cabriolets - mit Lederpolsterung oder wahlweise Mikrofaserstoff, der an die früheren Velourspolster einiger Lancia-Modelle erinnert. Interessant, dass der DS N°8 im süditalienischen Melfi gebaut wird, wo schon der Lancia Y vom Band lief.
DS-Interieur fällt ansprechend aus
Im neuen DS gibt es nicht nur ansprechende Materialien, sondern ebenso ausladende Bildschirm-Flächen plus Head-up-Display, um das Infotainment State of the Art erscheinen zu lassen. Aber was ist eigentlich mit der Ladeperformance? Warum bringt Stellantis nicht die 800-Volt-Technologie, die die STLA-Plattform doch angeblich beherrscht? Zwar kommt das 375 PS starke und 511 Newtonmeter potente Allrad-Topmodell (5,4 Sekunden bis 100 km/h) mit 97 kWh Akkukapazität und voraussichtlich knapp 700 Kilometern WLTP-Reichweite, aber die Ladezeit dürfte eher bei 30 als bei 20 Minuten liegen.
Für den kleineren Akku mit 74 kWh Kapazität nennt der Hersteller schon konkrete Werte. Und zwar beziffert er die Ladedauer von 20 auf 80 Prozent mit 27 Minuten bei 160 kW Peak-Ladeleistung. Das ist ehrlich gesagt ein eher enttäuschender Wert. In der Präsentationsgrafik rechnen die Referenten die Werte schön, erklären, der DS N°8 habe Vorteile gegenüber dem Wettbewerb. Allerdings werden bloß alte Fahrzeuge wie Audi Q4, BMW i4, Polestar 2 oder Tesla Model Y für den Vergleich herangezogen, die beim Laden auch nicht mehr auf der Höhe sind.
Dafür darf der Mittelklasse-DS als effizient durchgehen, falls sich die angegebenen WLTP-Verbrauchswerte von um 13 kWh je 100 Kilometer bei den Vorderradantrieb-Varianten mit 260 respektive 280 PS (Long Range mit bis zu 750 Kilometern Reichweite) bestätigen sollten. Und das natürlich nur, falls man nicht von der Höchstgeschwindigkeit (190 km/h) Gebrauch macht. Souveräne Fahrleistungen verspricht der einmotorige Antrieb mit 345 Newtonmetern überdies auch, sorgt für Beschleunigungszeiten von unter acht Sekunden auf 100 km/h.
Was spricht eigentlich noch für den DS N°8? Vielleicht, dass die Zellen seines Akkus in der ACC Gigafactory in Nordfrankreich hergestellt werden. Und der Mittelklässler verfügt über eine variable Dämpfung sowie eine Infrarotkamera, um Fußgänger insbesondere nachts besser zu sehen - eine Spezialität der Marke. Über dieses Feature verfügen sonst nur teure Luxusfahrzeuge. Außerdem gibt es optional ein 3D-Soundsystem. Und nicht zuletzt eine ganz brauchbare Praxistauglichkeit mit 620 Litern Kofferraumvolumen, sodass Familienurlaube entspannt absolviert werden können. Ab Mitte 2025 wird der auf Wunsch auch in exklusiven Bicolor-Tönen lackierte DS ausgeliefert. Und Preise liefert DS dann hoffentlich auch bald.
Quelle: ntv.de
Tags: