Hamas hat falsche Leiche an Israel übergeben

  21 Februar 2025    Gelesen: 167
  Hamas hat falsche Leiche an Israel übergeben

Im Zuge der Waffenruhe übergibt die Hamas unter Jubel und lauter Musik vier tote Geiseln an Israel. Nun stellen Forensiker fest: Eine Tote war nicht wie behauptet die Deutsch-Israelin Shiri Bibas. In Israel ist die Wut groß, der UN-Botschafter von einem "neuen Tiefpunkt".

Bei einer der am Donnerstag von der Hamas übergebenen Leichen handelt es sich nicht, wie von der islamistischen Palästinensermiliz behauptet, um die in den Gazastreifen verschleppte Geisel Shiri Bibas. Während der forensischen Untersuchung sei festgestellt worden, "dass die andere übergebene Leiche nicht Shiri Bibas gehört und auch nicht mit einer anderen entführten Person übereinstimmt", erklärte die israelische Armee in der Nacht. Es sei "eine anonyme, nicht identifizierte Leiche einer Frau." Dies sei eine "eine eklatante Verletzung" des Waffenruheabkommens durch die Hamas.

"Wir fordern, dass die Hamas Schiri mit allen anderen unserer Geiseln zurückgibt", hieß es in der Mitteilung der Armee weiter. Israel habe diese Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstoßen habe, berichtete die israelische Nachrichtenseite "Ynet". Ein ranghoher israelischer Beamter habe die Situation als "zutiefst schockierend" beschrieben. "Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein großer Vertrauensbruch."

"Dies ist ein neuer Tiefpunkt, ein Übel und eine Grausamkeit, die ihresgleichen sucht", schrieb Israels UN-Botschafter Danny Danon auf der Plattform X. Die Hamas habe eine nicht identifizierte Leiche anstelle der Mutter von zwei ermordeten Jungen zurückgegeben, "als ob es sich um eine wertlose Lieferung handelte". UN-Generalsekretär António Guterres, der UN-Sicherheitsrat und die Generalversammlung dürften "angesichts der Barbarei der Hamas nicht weiter schweigen", schrieb Danon weiter. "Der Staat Israel fordert eine klare und unmissverständliche Verurteilung dieses abscheulichen Verbrechens und eine klare und sofortige Forderung nach der Rückkehr von Shiri zu ihrer Familie".

Identität der Kinder bestätigt

Indes bestätigte Israel die Identität von zwei Kinderleichen bestätigt, die von der islamistischen Hamas übergeben worden waren. Es handele sich um die vor mehr als 16 Monaten in den Gazastreifen verschleppten Geiseln Kfir und Ariel Bibas, teilte die Armee nach einer forensischen Untersuchung mit.

Aufgrund der Einschätzung der zuständigen Behörden sowie basierend auf "verfügbaren nachrichtendienstlichen Erkenntnissen und diagnostischen Indikatoren wurden Ariel und Kfir Bibas im November 2023 von palästinensischen Terroristen in Geiselhaft brutal getötet", erklärte Armeesprecher Avichay Adraee im Onlinedienst Telegram. Damit widersprach er Behauptungen der Hamas, wonach die beiden zuvor an Israel übergebenen toten Kinder und ihre Mutter Shiri im November 2023 durch einen israelischen Luftangriff getötet worden seien.

Am Donnerstag hatte die Hamas erstmals im Zuge der Waffenruhe im Gazastreifen Särge mit angeblich vier toten Geiseln übergeben. Die Terrororganisation hatte angekündigt, die Leichen der Deutsch-Israelin Shiri Bibas und ihrer Kinder Kfir und Ariel zu übergeben. Dies wurde laut Israel nun widerlegt.

Auch die Inszenierung der Leichenrückgabe löste international Empörung aus. Die UNO, die israelische Regierung und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zeigten sich entsetzt. Die Hamas hatte die vier Särge vor der Übergabe an das Rote Kreuz auf einer Bühne aufgereiht, daneben waren bewaffnete Kämpfer postiert. Im Hintergrund der Bühne war ein großes Plakat mit Fotos der Geiseln zu sehen, auf dem Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Vampir dargestellt war.

Vor mehr als 16 Monaten verschleppt

Kfir und Ariel Bibas waren die letzten Kinder, die noch von der Hamas als Geiseln im Gazastreifen festgehalten worden waren. Die Hamas hatte die Kleinkinder sowie deren Eltern Shiri und Jarden vor mehr als 16 Monaten aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppt. Kfir war damals neun Monate alt, sein Bruder Ariel vier Jahre. Die Bilder der beiden rothaarigen Jungen und ihrer verzweifelten Mutter bei der Entführung wurden in Israel zu einem Symbol für den brutalen Hamas-Angriff auf den Süden Israels vom 7. Oktober 2023.

Der getrennt von seiner Familie festgehaltene Jarden Bibas war am 1. Februar freigelassen worden. Die Hamas hatte bereits im November 2023 erklärt, dass Shiri Bibas und ihre Kinder zu Beginn des Krieges durch einen israelischen Luftangriff getötet worden seien. Die israelischen Behörden bestätigten dies jedoch nicht.

Leiche einer älteren, männlichen Geisel identifiziert

Die vierte von der Hamas übergebene Leiche wurde als Oded Lifshitz identifiziert. "Mit tiefer Trauer haben wir die offizielle und bittere Nachricht erhalten, die die Identifizierung des Leichnams unseres geliebten Oded bestätigt", teilte die Familie in einer von Forum der Geisel-Angehörigen verbreiteten Erklärung mit. "503 qualvolle Tage der Ungewissheit sind zu Ende."

Die Frau des 1940 geborenen Oded Lifschitz war ebenfalls während des Hamas-Terrorüberfalls vor mehr als 16 Monaten in den Gazastreifen verschleppt worden. Yocheved Lifschitz wurde zwei Wochen später freigelassen. "Ich bin durch die Hölle gegangen", sagte sie damals. Die Terroristen hätten in ihrem Kibbuz Nir Oz gewütet, Menschen getötet und entführt. Die Tochter der beiden äußerte kürzlich Berichten zufolge die Sorge, ihren Vater nicht mehr lebend wiederzusehen. "Wenn er noch lebt, wäre das ein Wunder", sagte sie demnach.

Die Rückführung der Leichen ist Teil der ersten Phase einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die am 19. Januar in Kraft getreten war. Im Zuge der ersten Phase wurden bislang 19 lebende israelische Geiseln im Austausch gegen mehr als 1100 palästinensische Häftlinge freigelassen. Insgesamt sollen 33 Geiseln freigelassen werden, von denen nach israelischen Angaben acht tot sind. Für Samstag ist die Freilassung von sechs lebenden Geiseln an Israel geplant. Vier weitere Leichen sollen im Laufe der nächsten Woche übergeben werden.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP


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