Überraschender US-Boom: Deutsche Exporte nehmen deutlich zu

  07 April 2025    Gelesen: 67
  Überraschender US-Boom: Deutsche Exporte nehmen deutlich zu

Angesichts Trumps bereits zuvor angekündigter Zölle sorgen viele US-Firmen rechtzeitig vor und füllen die Lager mit Waren "made in Germany". Deutschlands Exporteure profitieren - das Februar-Geschäft fällt besser aus als erwartet. Nun dürfte jedoch der "Kater" kommen.

Stark steigende Bestellungen aus den USA vor den von Präsident Donald Trump verkündeten Zöllen haben die deutschen Exporte im Februar stärker als erwartet steigen lassen. Die Ausfuhren wuchsen um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent gerechnet, nach einer Stagnation im Januar.

Besonders das US-Geschäft legte im Februar deutlich zu: Die Ausfuhren in die weltgrößte Volkswirtschaft, die zugleich Deutschlands wichtigster Handelspartner ist, kletterten um 8,5 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Das ist der höchste Wert seit rund zweieinhalb Jahren. "Der Export scheint von Vorzieheffekten wegen absehbar höherer US-Zölle profitiert zu haben", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger.

Viele US-Importeure haben demnach Bestellungen vorgezogen, um ihre Lager vor den drohenden Preiserhöhungen durch Trumps Zölle vollzumachen. "Das mag sich im März noch mal wiederholen", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. "Aber dann dürfte der Kater kommen, da ein Zehntel der Ausfuhren direkt im US-Zollfeuer stehen und die Verunsicherung viele Unternehmen weltweit davon abhalten wird, zu investieren und deutsche Maschinen und so weiter zu erwerben."

"Rasch nach anderen Handelspartnern umsehen"

Präsident Trump hat vorige Woche verkündet, dass künftig auf fast alle Waren aus der Europäischen Union ein Zoll von 20 Prozent fällig wird. Für Stahl, Aluminium und Autos sind es sogar 25 Prozent. "Unternehmen sind gut beraten, sich rasch nach anderen Handelspartnern als den USA umzusehen", sagte Ökonom Krüger.

In die EU-Staaten wurden im Februar Waren im Wert von 70,2 Milliarden Euro exportiert, ein Plus von 0,5 Prozent zum Vormonat. Die Exporte in die Volksrepublik China stiegen um 0,6 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, die in das Vereinigte Königreich sanken dagegen um 3,8 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro.

Der deutsche Außenhandelsverband BGA befürchtet nach den chinesischen Gegenzöllen auf US-Waren eine weitere Eskalation im Handelskonflikt. "Dies ist erst der Anfang der katastrophalen Zoll-Lawine, die Präsident Trump mutwillig losgetreten hat", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. "Sie wird auf allen Seiten, weltweit, erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichten."

Deutscher Wirtschaft droht größerer Schaden

Die deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im Februar nach einem vielversprechenden Jahresauftakt wieder gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,8 Prozent gerechnet, nachdem der Ausstoß im Januar noch um 2,0 Prozent gewachsen war.

"Die deutsche Industrieproduktion hat den Einbruch im Vormonat nur zur Hälfte aufholen können. Das spricht Bände", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Und die Schwäche der konjunkturellen Frühindikatoren lege in den kommenden Monaten keine starke Erholung der Industriekonjunktur nahe.

Die Industrie allein produzierte im Februar 0,5 Prozent weniger als im Vormonat. Außerhalb der Industrie schrumpfte die Energieerzeugung im Februar im Vergleich zum Vormonat um 3,3 Prozent, während die Bauproduktion um 3,2 Prozent abnahm.

Ökonomen trauen der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal keinen Aufschwung zu. "Bislang dürfte es entweder auf ein kleines Plus oder auf eine Stagnation hinauslaufen", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse rings um die von den USA verhängten Zölle droht die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf größeren Schaden zu nehmen." Unter einem eskalierenden Handelskrieg leide die Deutschland in besonderem Maße. "Eine Rezession droht, wenn es zu keinen Verhandlungserfolgen mit den USA kommt", warnte Gitzel.

Quelle: ntv.de, spl/rts/dpa


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