Fünf Studien von der Auto Shanghai - von BYD bis VW

  29 April 2025    Gelesen: 59
  Fünf Studien von der Auto Shanghai - von BYD bis VW

Von wegen Bodenhaftung: Zwar wirkt die Autoshow in Shanghai seriöser denn je, dennoch fehlt es deshalb nicht an abgehobenen Studien. Und das kann man diesmal durchaus wörtlich nehmen. Fünf aktuelle Beispiele.

Wo die Automessen in Shanghai und Peking früher oft blechgewordene Kuriositätenkabinette waren, sind sie nun an Seriosität kaum zu überbieten. Die Chinesen machen Ernst und den ausländischen Gästen ist das letzte Lachen längst im Halse stecken geblieben. Denn zu viel steht auf dem Spiel im größten Automarkt der Welt, als dass man den Branchengipfel auf die leichte Schulter nehmen dürfte. Aber nur, weil die einen sich in Stellung bringen für eine möglichst glorreiche Zukunft und die anderen ums Überleben oder zumindest um einen Rest an Relevanz kämpfen, sind nicht alle Fantasien perdu.

Unter die überraschend vielen, fast schon erschreckend ernsthaften Serienmodelle mischen sich ein paar klassische Studien, die den Blick weit machen, die Messegäste zum Staunen oder zum Schmunzeln bringen und sich ein bisschen Distanz zum Tagesgeschäft leisten. So echte Lach- und Luftnummern sind das allerdings auch nicht. Denn nachdem die Chinesen seit der Jahrtausendwende immer wieder aufs Neue mit Modellen und Methoden überraschen, die kurz vorher keiner für möglich gehalten hätte, fällt die Unterscheidung zwischen Wunsch und Wirklichkeit schwerer denn je. Fünf aktuelle Beispiele.

BYD Dynasty-D: Wahre Größe kommt von innen

Sie feiern sich als Weltmeister der Elektromobilität und wollen Europa im Sturm erobern - an BYD kommt deshalb gerade kaum mehr einer vorbei. Das füllt allerdings nicht nur die Kassen der Chinesen, sondern macht auch ihre Brust breit und stolz nehmen sie ein Segment nach dem anderen im Sturm.

Nachdem sie mit dem kolossalen Yangwang U8 bereits die G-Klasse aufs Korn genommen haben, wollen sie es jetzt auch bei den etwas weniger rustikalen Geländewagen wissen und schicken gegen Autos wie den BMW X7 oder den Mercedes GLS den Dynasty-D ins Rennen - natürlich voll elektrisch oder bei Interesse auch mit Range Extender und selbstredend mit Sesseln im Fond, die auf Knopfdruck auch zur Liege werden. Der gute fünf Meter lange Dynasty-D ist zwar offiziell noch eine Studie. Doch bis auf die gegenläufigen Türen ohne B-Säule dazwischen und ein paar Zierteile an den Konsolen steht einer Serienfertigung nichts mehr viel im Weg.

Mercedes Vision V: Kommt Zeit, kommt Raum

Zwar rühmt sich Mercedes der S-Klasse sei Dank als Gralshüter in der Luxusklasse. Doch den Trend zur Raumfahrt im Smoking haben die Schwaben bislang geflissentlich ignoriert. Doch jetzt, wo sie die Kundschaft so langsam auf die nächste, voll elektrische V-Klasse einstimmen, kommen sie endlich auf den richtigen Trichter und polieren das erste Exemplar zur Promi-Lounge auf Rädern auf. Innen gibt es dafür Lounge-Liegen wie aus dem Designer-Möbelhaus und eine Trennwand, vor die sich aus dem Fußboden ein riesiger Bildschirm schiebt. Für Unterhaltung sorgen Dolby-Athmos, Kino, Karoake oder mobile Datendienste und wer es klassisch mag, der entspannt bei einer Partie Schach und einem Kaltgetränk aus der Bordbar.

Auch außen trägt Mercedes dick auf und drapiert die Vision V mit mehr LED-Licht und Chrom-Lametta als einen schwäbischen Christbaum. Fehlt eigentlich statt des beleuchteten Sterns nur noch das Maybach-Logo. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Schließlich dauert es bis zur Markteinführung als VLS noch mehr als ein Jahr. Und wenn Mercedes der Mut für das doppelte M an einem Van fehlt, dann machen es halt wieder die mehr oder minder halbseidenen Tuner in China oder der Türkei. Die haben darin schließlich schon reichlich Übung.

JAC Define-S: Die Jetsons lassen grüßen

Er sieht aus, als sollte er die automobile Hauptrolle in einer Fortsetzung der Jetsons spielen. Denn viel näher an die Idee eines Roadjets als der JAC Define-S kann ein Auto kaum kommen. Schließlich fehlen der Flunder eigentlich nur noch die Flügel.

Konkurrenten wie der viertürige AMG GT jedenfalls sehen dagegen ziemlich brav und bieder aus - und machen auch auf der Straße keinen Stich. Nicht nur, dass der Flachmann einen 1000 Volt-Akku für ultraschnelles Laden und Huawei-Software für maximal assistierte Raserei nutzt, er hat auch drei Motoren mit zusammen fast 1000 PS, mit denen der Sprint von 0 auf 100 km/h in kaum mehr als zwei Sekunden gelingen soll.

VW ID. Era: VW geht in die Verlängerung

Nachdem VW in China vom Thron des Marktführers gestoßen wurde, wollen sich die Niedersachsen zumindest die Importwertung sichern und starten dafür eine gewaltige Modelloffensive, die sie mit Studien wie dem ID. Era anteasern.

Der hat nicht nur mehr Platz und mehr Charakter als ein vergleichbarer Tayron in Europa, sondern vor allem eine Antriebstechnik, die sich viele Elektro-Skeptiker auch bei uns wünschen würden. Denn gemeinsam mit dem Kooperationspartner SAIC baut VW hier den ersten Range Extender ein und steigert die Reichweite des E-Motors trotz eines vergleichsweise kleinen Akkus mit einem Benzin-Generator auf mehr als 1000 Kilometer. Das Auto selbst wird es bei uns zwar wohl nie geben. Doch hat Konzernchef Oliver Blume bereits angekündigt, dass er womöglich auch europäische ID-Modelle bald mit einem Benziner in die Verlängerung schicken will.

CATL eVTOL: elektrisch betriebenes Flugauto

Der eVTOL von CATL zählt zu den buchstäblich abgehobensten Studien der Show. Denn jeder zehnte Aussteller liebäugelt auch der Batteriegigant offenbar mit einem - natürlich elektrischen - Flugauto, mit dem man dem Stau einfach davonfliegen kann. Das sind zwar alles noch Studien und selbst die meisten Prototypen und Technologieträger sind noch nicht abgehoben. Doch hat zumindest in China kaum einer Zweifel daran, dass diese Luftnummern bald aufsteigen und die neuen Business-Modelle buchstäblich fliegen werden. Nicht umsonst hat die Regierung in Peking kürzlich ein milliardenschweres Förderprogramm aufgelegt. Und nicht umsonst baut kein anderes Land mehr Drohnen, die für kleines Geld buchstäblich kinderleicht zu fliegen sind.

Und wer trotzdem noch zweifelt, der denke doch bitte mal 10, 20 Jahre zurück: Damals hätte auch keiner gedacht, dass die ganzen Elektrostudien einmal in Serie gehen. Und heute fährt in China kaum mehr einer mit Verbrenner.

Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x


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