Für Trump wird alles Gold, was er anfasst

  30 April 2025    Gelesen: 59
  Für Trump wird alles Gold, was er anfasst

Auf einer Rally im Herzen der US-Autoindustrie feiert sich Präsident Trump für seine Zölle und verspricht fantastische Zeiten. Auch lobt er sich für seine harte Hand gegenüber Migranten. Die US-Amerikaner äußern sich in Umfragen negativ.

"Hello Michigan", säuselt Donald Trump ins Mikrofon, und rund 4000 Menschen jubeln frenetisch. Der US-Präsident ist zu Gast in Warren, einer Vorstadt von Detroit. Dort schlägt das historische Herz der nationalen Autoindustrie, hier herrscht Hoffnung darauf, dass Trumps Zölle einen Boom auslösen. Es ist kein Zufall, dass er hier ist, um den ersten Abschnitt seiner zweiten Amtszeit mit einer Rally zu beschließen. "JOBS! JOBS! JOBS!" steht groß an der Wand hinter seinem Rednerpult, daneben "THE GOLDEN AGE", das goldene Zeitalter; links und rechts eingefasst von "100 DAYS OF GREATNESS", 100 Tage der Großartigkeit.

Trump wird in 90 - nicht 100 - Minuten in Warren die Illusion herbeizaubern, dass alles genau nach Plan läuft. Behaupten, dass er täglich mit anderen Staaten und ausländischen Unternehmen darüber redet, im von der Globalisierung gebeutelten Rostgürtel wieder Fabrikschlote rauchen zu lassen. Er nur den Mist der Vorgängerregierung wegräumen muss. Dass alles bald, ganz bald nicht nur besser wird, sondern die besten Zeiten vor der Tür stehen.

Wie kein Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg hat Trump die Macht an sich gerissen und fast ausschließlich per Dekret regiert: 142 davon hat er unterschrieben, mehr als jeder andere. Darunter auch das Ende der Auflagen für die Autoindustrie, womit die Vorgängerregierung der Demokraten sie schneller in Richtung von E-Auto-Produktion drängen wollte. Der Bundesstaat Michigan ist der wichtigste für die Autobranche, mit etwa 160.000 Jobs.

Begeistert von sich selbst

Geht es nach Trump, werden viele dazu kommen. Doch der Präsident hat in diesen ersten Monaten mit seinem ständigen Hin und Her bei den Zöllen die Wirtschaft ins Wanken gebracht. Die Aussichten sind derzeit düster, die Umfrageergebnisse entsprechend abgestürzt. In der Bevölkerung herrscht so große Angst vor einem Niedergang wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. In einer Umfrage von Reuters sagten nur 36 Prozent, sie seien mit Trumps Wirtschaftspolitik einverstanden. Trotzdem glaubt zumindest unter den Republikanern eine große Mehrheit, dass Trump weiterhin der Richtige ist.

Der ist in Warren von Anfang an begeistert von sich selbst ("Der erfolgreichste Präsident aller Zeiten") und dem Publikum ("Ich vermisse den Wahlkampf"). Er nennt Immigration als das Thema, das ihm den Wahlsieg verschafft habe. Er brüstet sich für die historisch niedrige Zahl von aufgegriffenen Migranten an der Südgrenze, die Abschiebungen von Kriminellen. Die Demokraten hätten all dies nicht gewollt. "Dann würden wir jetzt in einem Dritte-Welt-Höllenloch leben", pöbelt er. Einen Tag zuvor hatten Mitarbeiter rund um das Weiße Haus in Washington Schilder mit Fotos von 100 Abgeschobenen aufgestellt. In verschiedenen Umfragen überwiegt die Unzufriedenheit über Trumps Migrationspolitik.

Derzeit ringt Trumps Regierung vor den Gerichten darum, ob sie Migranten ohne vorheriges Verfahren abschieben darf. So wie die Hunderte Menschen, die sie ins Hochsicherheitsgefängnis im mittelamerikanischen El Salvador ausflog. Er könne nicht erlauben, dass eine "Handvoll kommunistischer, radikaler, linker Richter" die Durchsetzung von Gesetzen behindere und die Aufgaben des Präsidenten übernehme, sagt er nun. Sie entmachteten ihn, aber er hoffe auf den Supreme Court. Der entscheidet üblicherweise bis Juni über ausstehende Fälle, bevor er in die Sommerpause geht.

Die Inflation ist auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren, sagt Trump. Das stimmt zumindest für März - aber wegen der Zölle erwarten Experten, dass die Lebenshaltungskosten bald wieder schneller teurer werden. Dann behauptet der Präsident, er habe die Eierpreise im Januar im Handstreich "um 87 Prozent" gesenkt. Er sei erst ein paar Tage im Amt gewesen, da sei es eben darum gegangen. "Was läuft falsch mit Eiern?", habe er gefragt. "Die Preise sind durch die Decke gegangen, man wird zu Ostern keine Eier haben", sei ihm gesagt worden. "Das ist politisch nicht machbar", habe er entgegnet - und angeordnet, etwas dagegen zu unternehmen. So einfach geht das in Trumps Welt.

"Kein Grund" für Autofertigung in Mexiko

Wegen der Zölle wolle die ganze Welt einen "Deal" machen, erzählt er, sie kämen dafür aus Frankreich, Spanien, Indien, ja, auch China. "Aber wir müssen keinen Deal machen", so Trump: "Wir haben die Produkte, wir können einfach den Preis festlegen." Das ist eine Legende - denn die USA hatten 2024 ein Handelsdefizit von rund 920 Milliarden US-Dollar, etwa 3,1 Prozent des BIP. Die Vereinigten Staaten importieren viel mehr als sie exportieren, insbesondere aus China.

Trump erneuert seine Forderung, dass die Autos in den USA gebaut und nicht importiert werden sollten. Deshalb habe er die Zölle auf im Ausland gefertigte Wagen sowie Stahl und Aluminium erhoben. Die so wichtige United Auto Workers (UAW), eine der einflussreichsten Gewerkschaften des Landes, hatte im Wahlkampf die Demokratin Kamala Harris unterstützt. Nun hat sie sich auf Trumps Seite und seine Zölle geschlagen, da sie auf neue Jobs hofft. Trump meint, es gebe "keinen Grund" dafür, dass ein Teil der US-Autos in Mexiko und Kanada gefertigt werden.

Zur Feier des Tages ist auch Verteidigungsminister Pete Hegseth vor Ort. "Wie geht es den Huthi?", fragt Trump in seine Richtung und spielt damit auf den Chat-Skandal über die Angriffspläne auf den Jemen an. Dann ruft Trump seinen stellvertretenden Stabschef Stephen Miller auf die Bühne, einen absoluten Hardliner bei Migration. "Ich liebe diesen Typen!", meint Trump: "Es gibt niemand schlaueren und härteren als ihn." Miller ist die treibende Kraft hinter den geplanten Massenabschiebungen.

Kommen die Steuersenkungen?

Immigration und Wirtschaft, andere Themen gibt es kaum. Als wolle Trump herbeizaubern, dass alles hervorragend funktioniere, was sich er und seine Berater ausgedacht haben. So will er nicht nur die Autobranche, sondern eine Reindustrialisierung auf breiter Front erreichen, eben ein Goldenes Zeitalter einläuten, wie es der Präsident nennt. Als er über Elon Musks Einsparmaßnahmen spricht, beschimpft Trump die nicht mehr handlungsfähige humanitäre Behörde USAID als "linken Geldwäschebetrug", der nun beendet worden sei.

Zum Ende seiner Rede kündigt Trump für die kommenden Wochen "die größten Steuersenkungen in der amerikanischen Geschichte" an. Dafür benötigt er jedoch den Kongress, und das entsprechende Gesetzespaket steht auf wackligen Füßen. Es ist nicht klar, wie Steuersenkungen finanziert werden können, ohne Sozialleistungen zu kürzen. Und deren Schutz erwähnt Trump explizit: "Wir werden nur die Korruption kürzen."

Nach Michigan, einem der entscheidenden Bundesstaaten, der ihn zurück ins Weiße Haus gebracht und diese 100 Tage überhaupt erst ermöglicht hatte, "werden die Unternehmen zurückströmen", verspricht der Präsident zum Abschluss. Er bedankt sich - und tanzt zu YMCA von den Village People von der Bühne.

Quelle: ntv.de


Tags:


Newsticker