Rohstoffdeal steht - das ist bisher darüber bekannt

  01 Mai 2025    Gelesen: 89
  Rohstoffdeal steht - das ist bisher darüber bekannt

Nach wochenlangen Verhandlungen haben die USA und die Ukraine ein Abkommen über den Abbau ukrainischer Rohstoffe und den Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes unterzeichnet. Sicherheitsgarantien für das von Russland angegriffene Land fehlen in dem Abkommen allerdings. Was bislang über die Vereinbarung bekannt ist:

Wie das Abkommen funktionieren soll

Die USA und die Ukraine richten einen gemeinsamen Wiederaufbaufonds ein, in dessen Gremien Vertreter beider Seiten gleiche Stimmrechte haben. Die Gewinne des Fonds werden ausschließlich in der Ukraine investiert. In dem Abkommen ist außerdem festgehalten, dass die Ukraine keine Schulden für die Milliardenhilfen der USA seit der russischen Invasion im Februar 2022 zurückzahlen muss.

Die Ukraine werde die "volle Kontrolle" über ihren Boden, ihre Infrastruktur und ihre natürlichen Ressourcen behalten, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal. Das Abkommen sieht vor, dass in den ersten zehn Jahren ausschließlich Mineral-, Öl- und Gasprojekte sowie Infrastruktur und Verarbeitung in der Ukraine finanziert werden. Danach sollen die Gewinne unter den Partnern aufgeteilt werden können.

"Der Transfer und die Entwicklung von Technologien sind ein wichtiger Bestandteil des Abkommens, denn wir brauchen nicht nur Investitionen, sondern auch Innovationen", sagte die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko. Sie fügte hinzu, dass das Abkommen keinen Einfluss auf die Bemühungen der Ukraine um eine Integration in die Europäische Union haben werde.

Über welche Ressourcen die Ukraine verfügt

Das Gebiet der Ukraine ist äußerst reich an Bodenschätzen. Im Land befinden sich verschiedenen Schätzungen zufolge rund fünf Prozent der weltweiten Bodenschätze. Viele dieser Ressourcen sind jedoch noch nicht erschlossen. Einige Vorkommen befinden sich zudem in Gebieten, die derzeit von den russischen Streitkräften kontrolliert werden.

Die Ukraine verfügt laut dem französischen Büro für Geologie- und Bergbauforschung über rund 20 Prozent der weltweiten Vorkommen von Graphit, einem wichtigen Rohstoff unter anderem für die Batterieherstellung. Das Land ist zudem ein wichtiger Produzent von Mangan und Titan.

Die Ukraine verfügt eigenen Angaben zufolge außerdem über eines der größten Lithiumvorkommen Europas, das jedoch noch nicht erschlossen ist. Aus Kiew heißt es, dass überdies sechs Vorkommen von seltenen Erden bekannt seien. Es müssten 300 Millionen Dollar (265 Millionen Euro) investiert werden, um ein Vorkommen in Nowopoltawske zu erschließen, das eines der größten der Welt sein soll.

Seltene Erden wie Neodym, Praseodym, Cerium oder Dysprosium haben eine wachsende wirtschaftliche Bedeutung: Es handelt sich um eine Reihe von Elementen, die etwa für die Produktion von Windkraftgeneratoren oder Elektroautos gebraucht werden. Hinzu kommen etwa auch Erbium und Yttrium, die in vielen Bereichen benötigt werden - von der Kernkraft bis zu Lasern. Von der EU finanzierte Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass die Ukraine auch über Scandiumreserven verfügt.

Wo die Bodenschätze der Ukraine liegen

Die Titanreserven befinden sich vor allem im Nordwesten und in der Mitte des Landes. Lithium wiederum kommt in der Landesmitte vor, aber auch im Osten und im Südosten vor. Graphit - ein wichtiger Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und Kernreaktoren - liegt vor allem im Zentrum und im Westen unter der Erde. Die Ukraine verfügt zudem über beträchtliche Kohlevorkommen, von denen sich die meisten jedoch in besetzten Gebieten unter russischer Kontrolle befinden.

Bergbauanalysten und Wirtschaftsexperten zufolge verfügt die Ukraine derzeit über keine kommerziell betriebenen Minen für den Abbau der seltenen Erden. Die seltenen Erden kommen in mehreren Landesteilen vor, ein großer Teil befindet sich in den umkämpften und teils von Russland besetzten Gebieten im Südosten. Die BBC rechnet unter Berufung auf das ISW und Ukraine Invest vor, dass die Bodenschätze in diesen Regionen besonders viel wert sind.

Welche ukrainischen Ressourcen derzeit unter Kiews Kontrolle sind

Der schon seit mehr als drei Jahren währende russische Angriffskrieg hat in der gesamten Ukraine große Schäden angerichtet. Russland kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Der größte Teil der Kohlevorkommen, die vor dem Krieg die Stahlindustrie des Landes antrieben, befindet sich im Osten und ist verloren gegangen.

Schätzungen von ukrainischen Instituten zufolge befinden sich etwa 40 Prozent der Metallvorkommen unter russischer Kontrolle. Eine detaillierte Aufschlüsselung wurde nicht vorgenommen. Seit 2022 sind russische Truppen in der östlichen Region Donezk stetig vorgerückt. Im Januar schloss die Ukraine ihre einzige Kokskohlemine außerhalb der Stadt Pokrowsk, die Moskaus Streitkräfte zu erobern versuchen.

Russland hat während des Krieges mindestens zwei ukrainische Lithiumlagerstätten besetzt - eine in Donezk und eine weitere in der Region Saporischschja im Südosten. Kiew kontrolliert immer noch das Lithiumvorkommen in der zentralen Region Kyrowohrad.

Welche Unterstützung der USA für die Ukraine vorgesehen ist

Die Ukraine hat erklärt, dass jedes Abkommen langfristige und robuste Sicherheitsgarantien beinhalten müsse, die Russland von einem erneuten Angriff abhalten. Dem von den Medien veröffentlichten Text zufolge enthält die einzige Sicherheitsklausel jedoch keine Verpflichtung für die USA. Auch Waffen werden demnach in dem Abkommen nicht erwähnt. Es heißt lediglich, dass die USA "die Bemühungen der Ukraine um die notwendigen Sicherheitsgarantien für einen dauerhaften Frieden unterstützen".

In einer Erklärung des US-Finanzministeriums ist jedoch ausdrücklich von Russlands "umfassender Invasion" in der Ukraine die Rede. Dies ist eine Abkehr von der üblichen Formulierung der Regierung von US-Präsident Donald Trump von einem "Konflikt", für den die Ukraine eine große Verantwortung trage.

US-Finanzminister Scott Bessent sagte, das Abkommen zeige, "dass die USA ein wirtschaftliches Interesse an der Ukraine haben". "Es ist ein Signal an die russische Führung", sagte er Fox News. Es sei aber auch ein Signal an die Menschen in den USA, dass das Land eine Chance habe, einen Teil der Finanz- und Militärunterstützung als Entschädigung zu erhalten.

Quelle: ntv.de, jog/AFP/rts


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