Frédéric Desnard erlitt wegen der geringen Menge an Aufgaben ein so genanntes Boreout-Syndrom, das man als Gegenstück zum klassischen Burnout sehen kann. Die Folgen einer Unterforderung im Job werden erst seit knapp zehn Jahren von Fachkreisen intensiver diskutiert. Desnard arbeitete im Management eines Parfüm-Herstellers, bei dem seine Position nach eigenen Angaben weitestgehend überflüssig war. Vier Jahre lang blieb dem 44-Jährigen nicht viel mehr als Däumchendrehen.
360.000 Euro gefordert
Seit Montag muss sich mit dem Fall jetzt ein Arbeitsgericht befassen. Desnard fordert Schadenersatz und Ausgleichszahlungen in Höhe von 360.000 Euro; der Prozess dürfte in Frankreich der erste sein, bei dem über eine schädigende Unterbeschäftigung geurteilt werden soll. Der Manager beschreibt seine Tortur als "Abstieg in die Hölle", die einem Burnout gleichkomme, nur weniger interessant sei.
Descard beschuldigt seinen Arbeitgeber Interparfum, nur mit Aufgaben betraut worden zu sein, die nichts mit seinem Beruf zu tun gehabt hätten. Seine ursprünglichen Verantwortlichkeiten hätte er nicht mehr ausüben dürfen. Diese Degradierung hätte ihn "zerstört", es resultierte eine "ernste Depression". Für das Nichtstun bezahlt zu werden, hätte ihn beschämt, sagte er der französischen Agence France-Presse. Sein stimulationsarmes Arbeitsleben machte er zudem für epileptische Anfälle verantwortlich.
Beschwerde wegen Burnout
Der Anwalt des Unternehmens wirft Desnard vor, niemals auf dessen Zustand aufmerksam gemacht zu haben. Die erste Beschwerde gegenüber Interparfums sei wegen eines Burnouts gekommen. Der Anwalt weist auch auf den Widerspruch hin, dass das Unternehmen seinen Mitarbeiter sicher nicht so lange gehalten hätte, wenn es seine Leistungen nicht gebraucht hätte.
Bereits Ende 2015 gab es einen anderen Gerichtsprozess, an dem beide Parteien beteiligt waren. In dem Verfahren wurde Desnard zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt, weil er seinen Arbeitgeber verleumdet haben soll. Die Richter urteilten, dass der 44-Jährige von einer ablehnenden Haltung getrieben gewesen sein soll. Ohne handfeste Beweise glaubte Desnard wohl, dass das Unternehmen seine Gesundheit ruiniert habe.
Quelle : welt.de
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