Manager fordert 360.000 Euro wegen Unterforderung

  05 Mai 2016    Gelesen: 705
Manager fordert 360.000 Euro wegen Unterforderung
Kaum Aufgaben, keine Verantwortung: Die Unterforderung im Job soll einen Franzosen psychisch krank gemacht haben. Der 44-Jährige bringt seinen Leidensweg jetzt vor Gericht und fordert Schadenersatz.
Während viele Angestellte wegen Überstunden und Extra-Einsätzen ächzen, gibt es einen gewissen Prozentsatz an Arbeitnehmern, die täglich gelangweilt auf den Feierabend warten. Auf den ersten Blick mag ein solch "entspannter" Job vielen Menschen traumhaft erscheinen, doch in Wahrheit ist das bezahlte Nichtstun meist sehr belastend. In Frankreich soll einem Mitarbeiter die Ödnis am Arbeitsplatz erheblich zugesetzt haben – er verklagt nun seinen Arbeitgeber in Paris zu einer stattlichen Summe Schadenersatz.

Frédéric Desnard erlitt wegen der geringen Menge an Aufgaben ein so genanntes Boreout-Syndrom, das man als Gegenstück zum klassischen Burnout sehen kann. Die Folgen einer Unterforderung im Job werden erst seit knapp zehn Jahren von Fachkreisen intensiver diskutiert. Desnard arbeitete im Management eines Parfüm-Herstellers, bei dem seine Position nach eigenen Angaben weitestgehend überflüssig war. Vier Jahre lang blieb dem 44-Jährigen nicht viel mehr als Däumchendrehen.

360.000 Euro gefordert

Seit Montag muss sich mit dem Fall jetzt ein Arbeitsgericht befassen. Desnard fordert Schadenersatz und Ausgleichszahlungen in Höhe von 360.000 Euro; der Prozess dürfte in Frankreich der erste sein, bei dem über eine schädigende Unterbeschäftigung geurteilt werden soll. Der Manager beschreibt seine Tortur als "Abstieg in die Hölle", die einem Burnout gleichkomme, nur weniger interessant sei.

Descard beschuldigt seinen Arbeitgeber Interparfum, nur mit Aufgaben betraut worden zu sein, die nichts mit seinem Beruf zu tun gehabt hätten. Seine ursprünglichen Verantwortlichkeiten hätte er nicht mehr ausüben dürfen. Diese Degradierung hätte ihn "zerstört", es resultierte eine "ernste Depression". Für das Nichtstun bezahlt zu werden, hätte ihn beschämt, sagte er der französischen Agence France-Presse. Sein stimulationsarmes Arbeitsleben machte er zudem für epileptische Anfälle verantwortlich.

Beschwerde wegen Burnout

Der Anwalt des Unternehmens wirft Desnard vor, niemals auf dessen Zustand aufmerksam gemacht zu haben. Die erste Beschwerde gegenüber Interparfums sei wegen eines Burnouts gekommen. Der Anwalt weist auch auf den Widerspruch hin, dass das Unternehmen seinen Mitarbeiter sicher nicht so lange gehalten hätte, wenn es seine Leistungen nicht gebraucht hätte.

Bereits Ende 2015 gab es einen anderen Gerichtsprozess, an dem beide Parteien beteiligt waren. In dem Verfahren wurde Desnard zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt, weil er seinen Arbeitgeber verleumdet haben soll. Die Richter urteilten, dass der 44-Jährige von einer ablehnenden Haltung getrieben gewesen sein soll. Ohne handfeste Beweise glaubte Desnard wohl, dass das Unternehmen seine Gesundheit ruiniert habe.

Quelle : welt.de

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