Ihre politische Karriere hatte die 1927 in Halle an der Saale geborene Margot Feist 1945 begonnen, als sie der damaligen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beitrat. Nachdem sie wegen der Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED geworden war, kam sie 1950 im Alter von 22 Jahren als jüngste Abgeordnete in die erste Volkskammer der DDR. Ein Jahr zuvor hatte sie den 15 Jahre älteren Erich Honecker kennengelernt. 1963 wurde sie Ministerin für Volksbildung und behielt das Amt bis zum Ende der SED-Herrschaft im Jahr 1989.
Nach dem Mauerfall im November 1989 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Margot Honecker wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen "Republikflucht" oder "Spionage" verhaftet worden waren. Ein entsprechender Prozess wurde 1994 eingestellt.
Die dogmatische Sozialistin baute unter anderem das Einheits-Bildungssystem der DDR auf und führte gegen den Widerstand der Kirchen den umstrittenen "Wehrkundeunterricht" mit Ausbildung an der Waffe ein. Sie galt als Hardlinerin. Noch 1989 vertrat Margot Honecker die Ansicht, dass der Sozialismus, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand verteidigt werden müsse.
1991 flohen Erich und Margot Honecker nach Moskau. Als Erich Honecker Ende Juli 1992 nach Deutschland ausgeliefert wurde und in Untersuchungshaft kam, begleitete die damals 65-Jährige ihren Mann nicht nach Berlin, sonder flog nach Santiago de Chile zu ihrer Tochter Sonja. Den Aufenthalt der Honeckers in Chile hatte das südamerikanische Land als humanitären Akt gebilligt. Erich Honecker wurde in Deutschland der Prozess wegen Totschlags von DDR-Flüchtlingen gemacht. Das Verfahren wurde später wegen einer Krebserkrankung eingestellt.
Bis zuletzt verteidigte sie das DDR-Regime
1993 folgte Erich Honecker seiner Frau nach Chile. Ein Jahr später starb er in Santiago, wie jetzt seine Frau. Seit Erich Honeckers Tod lebte seine Witwe zurückgezogen am Rand der Stadt. Bei ihren seltenen Auftritten rechtfertigte sie stets die Politik des SED-Regimes.
Bis zuletzt verteidigte Margot Honecker vehement die DDR. Nach fast 25 Jahren im chilenischen Exil ist sie nun wie ihr Mann Erich in Südamerika gestorben. Honecker lebte zuletzt zurückgezogen in La Reina, einem Vorort von Santiago. Sie nahm aber noch gelegentlich an Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Chiles teil und pflegte Freundschaften zu ehemaligen Führungskräften der Partei.
Mehrere der südamerikanischen Genossen kannte sie aus deren Exil-Jahren in der DDR. Sie las viel und unternahm Spaziergänge, mied aber in ihren letzten Lebensjahren die Öffentlichkeit. Das chilenische Portal "24horas" nannte sie die "eiserne Dame" der DDR. Die Wächter der Wohnanlage seien angewiesen worden, Journalisten fernzuhalten.
2012 sagte sie in einem NDR-Dokumentarfilm in Bezug auf die erschossenen DDR-Flüchtlinge, es sei dumm gewesen, über die Mauer zu klettern. Politische Häftlinge seien kriminell, die Stasi legitim gewesen. Traumatisierte Opfer, die in geschlossenen Jugendwerkhöfen litten, seien "bezahlte Banditen", sagte Honecker.
Auch bei den altrevolutionären Lateinamerikas war Margot Honecker ein gern gesehener Gast. So zeigte sie sich im Frühjahr 2011 bei einer Gedenkfeier in Kuba an der Seite von Präsident Raúl Castro. In Nicaragua nahm sie 2008 mit erhobener, geballter Faust einen Orden für ihren toten Mann entgegen. Die DDR-Führung hatte dem mittelamerikanischen Land einst neben Schulbüchern und Lehrern auch Waffen geschickt.
Ein letzter Bestseller
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chiles, Juan Andrés Lagos, würdigte sie als geradlinige Persönlichkeit. "Sie war eine sehr konsequente Person mit politischen Idealen, auch nachdem der Sozialismus fiel, sie zeigte sich solidarisch mit den Völkern in Lateinamerika und Asien, die für ihr Befreiung kämpften", sagte Lagos dem Nachrichtenportal "24horas". Einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte war dem Portal zufolge im Januar 2014 bei der "Fiesta de los Abrazos" (Fest der Umarmungen), mit dem die KP traditionell das neue Jahr begrüßt.
Dort traf sie auch mit Ángela Jeria zusammen, der Mutter von Chiles Präsidentin Michelle Bachelet. Basierend auf Gesprächen mit dem Publizisten Frank Schumann erschien 2012 noch der Band "Zur Volksbildung". Honecker übergab Schumann die 400 Tagebuchseiten, die Erich Honecker während seiner Haftzeit in Moabit geschrieben hatte und die als "Letzte Aufzeichnungen" zum Bestseller wurden.
Tags: