Die Enthüllung dürfte für Watson, die als junge Zauberin Hermine Granger in den "Harry Potter"-Filmen bekannt wurde, zur Unzeit kommen. Die 26-Jährige versucht seit einiger Zeit, auch auf der politischen Bühne Fuß zu fassen. Seit Juni 2014 ist sie UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte. Vor einer Woche besuchte sie das Gala-Dinner der Korrespondenten im Weißen Haus in Washington. Anfang der Woche war sie zu Gast bei Londons neuem Bürgermeister Sadiq Khan, um die Statue einer Frauenrechtlerin vor dem Parlament einzuweihen. Will Watson weiter in diesen Kreisen verkehren, wird sie sich unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Egal, ob alles mit rechten Dingen zugeht oder nicht.
Ein bisschen Privatsphäre
Der veröffentlichte Datensatz ist nach Angaben des Internationalen Konsortiums Investigativer Journalisten (ICIJ) der wichtigste Teil der 11,5 Millionen Unterlagen, den die panamaische Anwaltskanzlei Mossack Fonseca durchsickern ließ. Er beinhaltet Namen von mehr als 200.000 Personen oder Unternehmen, die sich hinter den Offshore-Firmen verbergen. Emma Watson soll, wie ein gewisser Mr. S aus dem Journalisten-Konsortium den "Spectator" wissen ließ, seit 2013 eine Firma im Steuerparadies British Virgin Islands haben.
Ein Sprecher der Schauspielerin betonte, die Firma diene dem alleinigen Zweck, "ihre Anonymität und Sicherheit zu schützen". Watson - deren Eltern beide Anwälte sind - ziehe keine Steuer- oder andere finanziellen Vorteile aus dieser Offshore-Firma, sondern verschaffe sich nur Privatsphäre. Britische Gesetze schrieben vor, dass Firmen Angaben zu ihren Aktionären machten. Dies würde Watson nicht die notwendige Anonymität und persönliche Sicherheit geben, sagte der Sprecher weiter. In der Vergangenheit sei ihre Sicherheit bereits durch öffentliche Informationen gefährdet gewesen.
Schon in den Harry-Potter-Filmen machte Watson Bekanntschaft mit geheimen Finanzparadiesen. Auch in der magischen Winkelgasse sorgen geschäftstüchtige wie kauzige Kobolde in der Zauberbank Gringotts dafür, dass Zaubergeld und andere Wertgegenstände in Verliesen tief unter der Erde ebenso anonym wie sicher aufbewahrt werden.
Offshore-Paradies in Gringotts
Das Gringotts-Gebäude - ein großes schneeweißes Haus mit einem blankpolierten Bronzetor - hat die besten Zeiten lange hinter sich. Mit ein bisschen Fantasie sieht man es vor dem inneren Auge in der Karibik stehen. Die magischen Bankkunden legitimieren sich durch einen kleinen goldenen Verliesschlüssel oder einer schriftlichen Vollmacht. Illegalen Machenschaften will man durch diese Anonymität allerdings keinen Vorschub leisten: Ein Spruch an der Tür zum Schalterraum mahnt, dass hier - anders als häufig in den wirklichen Offshore-Paradiesen - Ehrlichkeit regiert.
In der Realität liegen die Firmen aus den "Panama Papers", in denen nun auch Watson aufgetaucht ist, verstreut auf 21 Steuerparadiese - von den britischen Jungferninseln über den US-Staat Nevada bis nach Hongkong. ICIJ-Chef Gerard Ryle begründete die Veröffentlichung im Netz mit dem Gebot der Transparenz. Außerdem erhofft er sich weitere Enthüllungen mit Hilfe der Zivilgesellschaft, die den gewaltigen Datensatz nun auch durchforsten kann.
Praktisch ist die Suche in der interaktiven Datenbank mit Personen- oder Unternehmensnamen möglich. Die jeweiligen Querverbindungen werden angezeigt. Oftmals lassen diese aber nicht auf die Identität der tatsächlich hinter den Briefkastenfirmen Stehenden schließen. Die Enthüllungen der "Panama Papers" brachten bereits den isländischen Ministerpräsidenten zu Fall. Auch der britische Regierungschef David Cameron kam in Erklärungsnot, weil er bis zum Amtsantritt offshore investiert hatte. Es ist anzunehmen, dass Emma Watson nicht der letzte prominente Name ist, der auftauchen wird.
Quelle: n-tv.de
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