Die Republikaner finden sich mit Trump ab

  13 Mai 2016    Gelesen: 875
Die Republikaner finden sich mit Trump ab
Machen die Republikaner aus der Not eine Tugend? In Washington beäugt man den designierten Präsidentschaftskandidaten Trump mit Misstrauen. Doch nach einem gemeinsamen Treffen sieht die Sache schon ganz anders aus - findet Trump.
Machen die Republikaner aus der Not eine Tugend? In Washington beäugt man den designierten Präsidentschaftskandidaten Trump mit Misstrauen. Doch nach einem gemeinsamen Treffen sieht die Sache schon ganz anders aus - findet Trump.

"Die Dinge laufen richtig gut!", frohlockte Trump in seinem Lieblingsmedium Twitter nach Gesprächen mit Spitzenvertretern der Republikaner in Washington. Vor allem sein von der US-Öffentlichkeit mit knisternder Spannung erwartetes Treffen mit Paul Ryan, dem mächtigen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, konnte der Rechtspopulist als Erfolg verbuchen. Vor wenigen Tagen hatte Ryan sich noch in einem spektakulären Schritt geweigert, dem Kandidaten seine Unterstützung zuzusichern.

"Gemeinsame Basis"

Nun aber, nach seinem 45-minütigen Gespräch mit Trump, waren von dem smarten Vorsitzenden des Repräsentantenhauses ganz andere Töne zu hören. Er sei sehr "sehr ermutigt", sagte Ryan. Er erwarte, dass die Meinungsverschiedenheiten überbrückt werden könnten. Und er beschrieb den Quereinsteiger aus dem Big Business gar als "warmherzigen und aufrichtigen" Menschen - erstaunliches Lob für einen Kandidaten, der Kübel voller Häme über seine innerparteilichen Gegner ausgeschüttet und mit seiner Kampagne schwere Flurschäden in der Partei angerichtet hat.

Ein klares Signal der Versöhnung war es auch, dass sich Ryan bereit erklärte, den Parteitag im Juli zu leiten, bei dem Trump formell zum Präsidentschaftskandidaten ernannt werden soll. Zu der Annäherung mag beigetragen haben, dass sich der Immobilienmogul seinerseits konzilianter zeigte als gewohnt. So sagte er kurz vor dem Treffen in einem Interview, dass sein provokantes Plädoyer für ein generelles Einreiseverbot für Muslime "bloß ein Vorschlag" gewesen sei. Mit dieser Forderung hatte Trump viele im Partei-Apparat verstört - darunter auch Ryan, der die Republikaner reformieren und attraktiver für Minderheiten machen will.

In einer gemeinsamen schriftlichen Erklärung hoben Trump und Ryan nun hervor, dass sie bei vielen wichtigen Themen eine "gemeinsame Basis" hätten. Die Annäherung blieb freilich eine zaghafte. Einen gemeinsamen Auftritt vor den Kameras gab es nicht. Und Ryan ließ weiterhin offen, ob er dem Kandidaten letztlich seine formelle Unterstützung aussprechen wird.

Keine Unterstützung der Bushs

Gleichwohl hinterließ das Treffen den Eindruck, dass den versöhnlichen Signalen die tatsächliche Versöhnung zwischen Trump und großen Teilen des Partei-Establishments folgen kann - unter der alle Differenzen überspannenden Zielsetzung, die mutmaßliche Rivalin Hillary Clinton im November zu schlagen. Zwar sind die Widerstände und Vorbehalte gegen Trump nach wie vor groß. Prominente Köpfe wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Mitt Romney oder die Bush-Familie mit ihren zwei früheren Präsidenten und einem ehemaligen Gouverneur wollen ihm nicht folgen. Und diverse Abgeordneten und Senatoren fürchten, dass Trump ihre eigenen Chancen für die Wiederwahl in den Kongress schmälert.

Auf der anderen Seite zeichnete sich jedoch schon in den vergangenen Tagen im Partei-Establishment eine stetig wachsende Bewegung in Richtung des Trump-Lagers ab. So erklärten etwa sieben Ausschussvorsitzende im Repräsentantenhaus, um ihre Mehrheiten im Kongress zu verteidigen, müsse die Partei nun "hinter dem republikanischen Kandidaten zusammenfinden".

Damit die Partei sich hinter ihrem Kandidaten vereint, muss aber auch der Kandidat mitmachen. Trump bleibt mit seinen Temperamentsausbrüchen und widersprüchlichen Positionen ein Frontmann mit vielen Unwägbarkeiten. Noch kurz vor dem Treffen mit Ryan hatte er in der "New York Times" angekündigt, seinen Wahlkampfstil keinesfalls ändern zu wollen, schließlich sei er damit erfolgreich: "Die Leute mögen, wie ich es mache."

Quelle: n-tv.de

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