Die Kugeln aus mattiertem Glas ruhen auf knie- bis hüfthohen Stäben, die miteinander durch Glasfasern verbunden sind - alle Elemente leuchten und erwecken so den Eindruck eines organischen Geflechts, der sich über das Spinifex-Gras und zwischen den Akazien der australischen Steppe erstreckt. Die Stäbe stehen nicht wohlgeordnet - sie neigen sich vielmehr wie Blumen im Wind. Von Zeit zu Zeit erlöschen einzelne Parzellen des riesigen Leuchtenfeldes, um wenig später wieder in anderen Farbtönen zu erstrahlen.
"Ich bin sehr glücklich, dass das Projekt realisiert werden konnte", sagt Munro, der mit vielen freiwilligen Helfern die Tausende Stäbe in den roten Wüstensand gesteckt hat. Das "Field of Light" sei für ihn ein Symbol für die guten Dinge des Lebens. Für ihn ging damit ein seit Jahrzehnten gehegter Lebenstraum in Erfüllung: "1992 hatte ich schon acht Jahre in Sydney gewohnt. Freunde sagten, dass ich vor meiner Rückkehr nach England unbedingt den Uluru im Outback besuchen müsse. Und meine erste Begegnung mit dem Berg hat mein Leben wirklich verändert."
Wie die Wüste nach dem Regen
Bruce Munro hatte vor dem heiligen Berg der Aborigines die Inspiration zu einem Kunstwerk, damals aber habe er sich für eine Künstlerkarriere noch nicht bereit gefühlt, sagt er. In Sydney hatte der ausgebildete Maler als Beleuchtungsdesigner gearbeitet. "Ich hatte der Welt einfach noch nichts zu sagen. Aber es entstanden erste Ideen, die all die Jahre in meinem Skizzenbuch festgehalten waren", sagt der Künstler mit der runden Brille. "Ich machte damals erste Skizzen, und die Idee von über große Flächen verteilten Lichtern blieb all die Jahre bei mir."
Vor zwölf Jahren installierte der Brite erstmals eine solche Lichtfläche, damals hinter seinem Haus in Wiltshire im Südwesten Englands. Weitere Projekte in Großbritannien, Mexiko und den USA folgten. Und dann wieder der Uluru, der 350 Meter hohe ockerrote Inselberg: "Ich wollte ein beleuchtetes Feld schaffen, das zur Blüte kommt, wie die ruhende Saat in einer trockenen Wüste es nach dem Regen tut, mit sanften Lichtrhythmen."
Für das "Field of Light" an Australiens berühmtesten Felsen konnte Munro mehrere Sponsoren begeistern, darunter auch die Tourismusorganisation der Aborigines. Sie unterstützen das Projekt, weil es die spirituelle Qualität des Ortes unterstreicht. Tili Wiru Tjuta Nyakutjaku, übersetzt "auf viele wunderschöne Lichter schauen", nennt der lokale Aborigines-Stamm der Anangu die 49.000 Quadratmeter große Installation. Diese wird zunächst bis Ende März 2017 zu sehen sein. Danach können die 15 Tonnen an Leuchten komplett recycelt werden.
Quelle : spiegel.de
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