"Du hättest sie haben können, richtig?", fragte Stern kurz nach dem Tod von Prinzessin Diana im Jahr 1997. "Du hättest mit ihr schlafen können?" Trump war um eine Antwort nicht verlegen: "Ich denke, das hätte ich geschafft." Diana sei zwar verrückt gewesen, aber das sei ein "unwichtiges Detail".
Trumps echte oder gerüchteweise verbreiteten Frauengeschichten waren ein wichtiges Element, mit dem der Immobilienmogul sich selbst zu jener Marke machte, von deren Ruf er heute noch lebt. Doch nun werden sie zu einem Problem für den Kandidaten, dessen Umfragewerte unter Frauen sehr schlecht sind. Viele Amerikaner fürchten auch, dass das Präsidentenamt beschädigt wird von jemandem, der in der Öffentlichkeit so bereitwillig sein Liebesleben diskutierte.
So erfährt man in Radiomitschnitten, die die Online-Website "Buzz Feed" zusammengestellt hat, dass Trump Oralsex nicht so wichtig findet und dass er die Sängerin Mariah Carey "ohne zu zögern" genagelt hätte. Dem Zuhörer wird erklärt, dass der Präsidentschaftskandidat flache Brüste genauso wenig mag wie solche, die zu auffällig herausstechen. "Dieser Busen-Job ist furchtbar, sie sehen aus wie zwei Laternenpfähle, die aus einem Körper herausragen", sagte er über die Oberweite der Schauspielerin Carmen Electra.
Kalkuliertes Verhältnis zu Frauen
Trump hatte früh eine Vorliebe für schöne Frauen – und gleichzeitig ein strategisches Verhältnis zu ihnen. Das war schon so, als er auf die New Yorker Militärakademie ging. "Donald war extrem sensibel dafür, ob eine Frau, die er auf den Campus einlud, schön war oder nicht", sagte ein Kumpel aus damaligen Zeiten der "New York Times". "Für ihn war das eine Frage der Außendarstellung."
Erfolg und schöne Frauen gehörten für Trump zusammen. Er tadelte Mitarbeiterinnen, wenn sie zunahmen. Er wollte, dass nur die schönsten Frauen in seinem Büro Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern haben. Und als das Model Marla Maples, damals noch Trumps Affäre, später seine zweite Ehefrau, auf der Seite eins des Boulevardblattes "The New York Post" mit den Worten "Der beste Sex, den ich je gehabt habe" zitiert wurde, lief der Geschäftsmann in seinem Büro im Trump Tower herum und prahlte damit.
Als das "Playboy"-Magazin ihn 2004 fragte, ob er Viagra benutze, antwortete er: "Ich habe das einfach nie gebraucht." Vielmehr brauche er ein "Anti-Viagra. Etwas, das den gegenteiligen Effekt hat." Und als er Mitte der 90er den amerikanischen Miss-Universe-Wettbewerb übernommen hatte, fragte er eine Schönheitskönigin, ob sie finde, seine Tochter sei "heiß". Ivanka war damals 16 Jahre alt. Und offenbar musste sie in den Augen ihres Vaters dieselben Kriterien erfüllen, die für alle Frauen in seinem Umfeld galten.
Der Schönheitswettbewerb gab Trump noch mehr Möglichkeiten, sich unter schönen Frauen ablichten zu lassen und sich als eine jüngere Version von "Playboy"-Gründer Hugh Hefner zu verkaufen. Mehrere Teilnehmer an Miss-Wettbewerben berichten nun in der "New York Times" von unangemessenen Avancen Trumps oder demütigenden Situationen, in die er sie brachte.
Workaholic statt Frauenschwarm?
Trump bestreitet viele dieser Anschuldigungen und stellt sich heute als Familienmensch dar. Er könne sich nicht erinnern, mit wie vielen Frauen er eine Affäre gehabt habe, sagt Trump der "Times", es seien jedoch "weniger, als Sie glauben. Ich bin niemand, der den Prozess des Flirtens wirklich geliebt hat." Die Medien hätten die Frauengeschichten damals aufgebauscht. Tatsächlich sagen manche, die mit ihm gearbeitet haben, dass Trump vor allem ein Workaholic war, der meist eher mit einer Tüte Süßigkeiten nach Hause ging als mit einer Frau im Arm.
Aber sein Image als Schwerenöter und seine abschätzigen Bemerkungen über Frauen machen Trump heute zu schaffen. Er hat Jahrzehnte gebraucht, um seinen Ruf als Playboy aufzubauen und sich so als Erfolgsmensch zu verkaufen. Doch in Wirklichkeit ist sein Verhältnis zu Frauen komplizierter. In den 80ern hatte Donald schon gegen den Willen seines übermächtigen Vaters Fred eine Frau zur Chefin aller Bautätigkeiten seiner Firma gemacht und andere Frauen in leitende Positionen gebracht. In einer Männerbranche war das absolut ungewöhnlich. "Als er sein Imperium aufgebaut hat, bestand das Rückgrat seines Unternehmens aus Frauen", sagte der Architekt Alan Lapidus der "Times". Eine Frau zur Leiterin der Bautätigkeiten zu machen sei verblüffend gewesen. "Ich kenne keinen einzigen Bauunternehmer, der damals eine Frau in dieser Position hatte."
Trump bewunderte die Arbeitsethik von Frauen. "Es sah so aus, als würden sie etwas beweisen wollen", sagt er. Barbara Res, die Trump damals zur Bauchefin gemacht hatte, erinnert sich in der "Times" an das damalige Beförderungsgespräch. "Er sagte: ,Du weißt, du bist eine Frau in einer Männerwelt. Und während Männer dazu tendieren, besser als Frauen zu sein, so ist eine gute Frau doch besser als zehn Männer.`"
Trumps krude Bemerkungen über Frauen in der Stern-Show werden inzwischen schon von Hillary Clinton in Wahlkampfspots verwendet. Trump sagt, er habe damals nicht vorhergesehen, dass er sich jemals für ein politisches Amt bewerben würde. Inzwischen ist er vorsichtiger geworden. Stern hatte Trump im Wahlkampf erneut in einer Show und fragte, wie er seine Intimfeindin, die Fox-Moderatorin Megyn Kelly, denn auf einer Skala von eins bis zehn einordnen würde. "In den alten Tagen hätte es mir nichts ausgemacht, diese Frage zu beantworten", sagte Trump, "aber heute werde ich sie mal auslassen." Der Playboy versucht, sich einen präsidialen Anstrich zu geben.
Quelle : welt.de
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