Also sprach Joachim Löw: nichts. Das hat wenig damit zu tun, dass er als Katholik und ehemaliger Messdiener an Fronleichnam grundsätzlich nichts zu weltlichen Dingen sagt und lieber das Geheimnis der Eucharistie, mithin die leibliche Gegenwart Jesu in Brot und Wein feiert. Vielmehr hat er ja gestern schon gesprochen und nun seinen Assistenten Thomas Schneider vorgeschickt, um im Trainingslager in Ascona am Lago Maggiore Rede und Antwort zu stehen. Also sprach Schneider: "Müller will ja immer spielen, wir schauen mal." Was er damit meint? Am Sonntag spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Augsburg (ab 17.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen die Slowakei, um mal zu schauen, wie es so ausschaut mit der Form für die Europameisterschaft. Und Thomas Müller wäre offenbar gerne dabei.
Ansonsten saßen heute Joshua Kimmich vom FC Bayern und der Dortmunder Julian Weigel auf dem Podium. Wir hätten ja gedacht, dass die beiden auf die Frage, wie es ihnen denn gefalle, erstmals bei der DFB-Elf dabei zu sein, antworten würden, dass das ganz besonders toll sei. Und was antworteten sie, als ihnen diese Frage tatsächlich gestellt wurde? "Klar ist es was Tolles, bei der A-Nationalmannschaft dabei zu sein", sagte Kimmich. Und Weigl sprach davon, es sei "ein tolles Gefühl, hier zu sein". Ansonsten war Kimmich auf der Hut. Als er im Sommer als neuer Spieler in München vorgestellt worden war, hatte er den Journalisten verraten, dass Bastian Schweinsteiger zu Manchester United wechselt. "Da wurde ich ein bisschen reingelegt, diesmal falle ich nicht darauf rein. Er ist der Kapitän und wenn er fit ist, ist er dabei, aber das entscheide ich nicht."
Wie ist der Krankenstand?
Apropos. Der Katholik Schweinsteiger geht zwar nicht regelmäßig in die Kirche, er glaube aber durchaus an Gott und schicke "ab und zu ein kleines Gebet nach oben". Es komme im Fußball wie im Privaten darauf an, nie den Glauben zu verlieren. Und er sei überzeugt, "dass Gott mit im Spiel meines Lebens ist". Jedenfalls gibt sich der malade Kapitän, der derzeit nur individuell trainiert, bestens gelaunt und sagt: "Das Wort `aufgeben` gibt es für mich nicht. Ich habe in den letzten zwei, drei Wochen gute Fortschritte gemacht und bin sehr zuversichtlich. Jetzt muss ich mich an die Mannschaft heranarbeiten." Er sagt aber auch: "Ich muss am Ende dann sehen, ob es reicht." Seit er sich im März beim Training der DFB-Elf am Innenband verletzte, hat er nicht mehr gespielt. Löw hält sich vornehm zurück. Schweinsteiger sei zwar enorm wichtig für das Team. "Aber nur, wenn er keine Beschwerden mehr hat und er voll belastbar ist, kann er uns helfen." Über den aktuellen Stand berichtete Schneider: "Bei ihm müssen wir schauen, wann er ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Er hat konditionell einiges aufzuholen, aber Stand jetzt sieht es wirklich sehr, sehr gut aus."
Mats Hummels, nun beim FC Bayern unter Vertrag, plagt sich weiter mit einem kleineren Muskelfaserriss in der Wade, den er sich im Pokalfinale zugezogen hat. Er blieb heute im Hotel Giardino, Gesellschaft leistete ihm sein neuer Vereinskollege Thomas Müller, der sich nach einer harten Saison einfach mal schonen soll. Hummels nun ehemaliger Dortmunder Kollege Marco Reus, den die Adduktoren plagen, stieg ebenso wie Mesut Özil vom FC Arsenal, der sich wie Müller ein wenig erholen soll, in einem Zelt neben dem Trainingsplatz aufs Fahrrad. Toni Kroos von Real Madrid und Lukas Podolski von Galatasaray sind noch gar nicht in der Schweiz. Podolski bestreitet heute Abend mit Galatasaray das türkische Pokalfinale gegen den Istanbuler Stadtrivalen Fenerbahce, Kroos steht am Samstag in Mailand mit Real im Endspiel der Champions League gegen den Stadtrivalen Atlético. Fazit: 20 der 27 Profis des vorläufigen DFB-Kaders - 17 Feldspieler und drei Torhüter - haben heute gemeinsam geübt. Es ist, wie es der Bundestrainer gestern sagte: "Ich muss bis nächste Woche von Tag zu Tag schauen: Wie verkraften die Spieler das Training? Wann können verletzte Spieler wieder einsteigen?" Eine Antwort hat er heute bekommen: Sami Khedira hat mit der Mannschaft im Stadio Comunale des FC Ascona erstmals mit der Mannschaft trainiert. Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin hatte sich Anfang Mai eine Wadenzerrung zugezogen und beim Auftakt am Mittwoch noch individuell trainiert.
Wer ist der Mitarbeiter des Tages?
Auch Mario Götze ist Katholik. Nach seinem Tor im WM-Finale zu Rio gegen Argentinien am 13. Juli 2014 schrieb der Weltmeister auf Facebook: "Lieber Gott, ich möchte mir eine Minute Zeit nehmen. Nicht, um dich um irgendwas zu bitten. Sondern einfach, um Danke zu sagen für alles, was ich habe." Beistand, ob transzendentaler oder weltlicher Provenienz, täte ihm in jedem Fall gut. Denn beim FC Bayern scheinen sie ein wenig sauer zu sein, dass er den Verein nicht verlassen will - obwohl beide Seiten einen Vertrag bis 2017 unterschrieben haben. Oder eben drum. Denn nur in diesem Sommer bekämen die Bayern noch Geld für ihn. Jedenfalls galt sein Wechsel zum FC Liverpool zu Jürgen Klopp, einst sein Trainer beim BVB, offenbar als beschlossen, bevor Götze verkündete, es doch noch einmal in München versuchen zu wollen. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge reagierte, sagen wir es so, leicht irritiert. "Mario wurde alles klar und seriös kundgetan, er weiß Bescheid, wie der Klub denkt, und er weiß, wie der künftige Trainer denkt." Das soll wohl heißen: Schuss nicht gehört, oder was? Der Bundestrainer bleibt da etwas lockerer: "Ich halte es für absolut okay. Es ist in Ordnung, dass er noch ein Jahr bleiben will." Und Schneider sagte: "Das muss Mario mit seinen Beratern und Bayern München besprechen, wie es weitergeht", sagte Ko-Trainer Schneider. Für die Arbeit in der Schweiz spiele das alles keine Rolle. "Mario macht bei uns einen sehr konzentrierten und fokussierten Eindruck."
War sonst noch was?
Es wird geheimnisvoll. Die DFB-Elf bestreitet heute in Ascona ab 17.30 Uhr ein Testspiel gegen die mitgereiste U-20-Auswahl "als Sparringspartner", wie es Trainer Frank Wormuth sagte. Das Ganze findet allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wie Löws Assistent Schneider berichtete, sollen dabei auch Khedira und Götze zum Einsatz kommen - zumindet in zwei Vierteln der vier Mal 20 Minuten. Ansonsten freut sich Nachwuchstrainer Wormuth, dass es um eine Europameisterschaft und nicht um eine Weltmeisterschaft geht. "Ich bin froh, dass Chile nicht bei der EM dabei ist. Vor zwei Jahren mussten wir sie imitieren, mit Manndeckung über den gesamten Platz. Nach 20 Minuten waren wir platt. Sonst hätten wir die A-Mannschaft natürlich geschlagen." Ansonsten steht der Testcharakter eindeutig im Vordergrund. "Wenn wir merken, dass die Ziele nicht erreicht werden, dann werden wir das Spiel anhalten und die Ausgangsposition wiederherstellen", sagte Schneider.
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