Doch der junge Patient wacht nicht mehr auf. Als der Rettungsdienst in die Praxis am Paul-Nevermann-Platz in Altona gerufen wird, ist es längst zu spät. Die Leichenstarre soll sogar schon eingesetzt haben. Trotz Reanimation kann der 18-Jährige nicht mehr ins Leben zurückgeholt werden.
Anästhesist soll versucht haben, Patienten zu reanimieren
Mittlerweile ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft in diesem überaus ungewöhnlichen Fall wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Anästhesisten. Möglicherweise hat er seinen Patienten nicht richtig betreut. Die Narkosegeräte wurden sichergestellt. Der Leichnam des jungen Mannes soll noch am heutigen Dienstag obduziert werden. Die Ermittler hoffen, die letzten Stunden des auf dem Zahnarzt-Stuhl schlafenden Patienten nachvollziehen zu können.
Wie die "Welt" erfuhr, war die Vollnarkose gegen 8.30 Uhr eingeleitet worden, kurz darauf begann die Behandlung. Die behandelnde Zahnärztin sagte dem "Hamburger Abendblatt" und der "Hamburger Morgenpost", der 18-Jährige habe die eher unübliche Vollnarkose ausdrücklich verlangt. Die aufwendige, mehrstündige Operation habe am Morgen begonnen und sei zunächst auch ganz normal verlaufen. Die Komplikationen seien erst am späten Nachmittag aufgetreten.
Zehn Stunden später wurde der Rettungsdienst der Feuerwehr von der Praxis alarmiert, da der 18-Jährige nicht mehr aus der Narkose aufwachte und sein Kreislauf nicht stabil war. Der Anästhesist soll zu diesem Zeitpunkt bereits versucht haben, seinen Patienten zu reanimieren. Die Rettungskräfte setzten die Reanimation fort und brachten den 18-Jährigen in die Asklepios Klinik Altona, wo er jedoch verstarb.
Wurde der Notarzt zu spät gerufen?
Wie das Abendblatt und die Mopo bereits berichteten, hatten die Rettungskräfte nach dem Einsatz die Polizei alarmiert. Grund: Bei dem Einsatz waren sie auf Mängel seitens des Anästhesisten gestoßen. So soll dieser kein während der Vollnarkose kein Elektrokardiogramm erstellt haben. Außerdem soll bereits die Leichenstarre eingesetzt haben, was bedeuten würde, dass der 18-Jähriger viel früher verstarb, als bislang angenommen. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei wollten sich dazu äußern.
Noch am Montag hatte die Staatsanwaltschaft davon gesprochen, dass ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden sei, das sich noch nicht gegen bestimmte Personen richte. Dass sich die Ermittlungen seit dem heutigen Dienstag nun doch klar gegen den Anästhesisten richten, liegt an dem jungen Alter des Verstorbenen, hieß es aus der Staatsanwaltschaft.
Es sei sehr ungewöhnlich, dass ein so junger Mensch eine Vollnarkose nicht überlebe. Der Anästhesist wurde nach Informationen der "Welt" noch nicht von der Polizei angehört. Er war immer wieder in der Praxis eingesetzt worden, wenn Narkosen nötig wurden.
Parallelen zum Fall von "Sexy Cora"?
In einem ähnlichen Fall war vor fünf Jahren die Pornodarstellerin "Sexy Cora" ums Leben gekommen. Wegen eines Fehlers der Narkoseärztin wachte die 23-Jährige nach einer Brustvergrößerungs-OP nicht mehr auf. Carolin Wosnitza hatte sich im Januar 2011 zum fünften Mal die Brüste vergrößern lassen wollen.
Während der OP erlitt die 23-Jährige aufgrund von Sauerstoffmangel schwerste Hirnschäden, an denen sie wenige Tage später starb. Ihrem Ehemann und Manager Tim Wosnitza (30) waren im Rechtsstreit um Geldforderungen an die Hamburger Schönheitsklinik erst vor wenigen Wochen 460.000 Euro zugesprochen worden.
Quelle : welt.de
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