Boateng bedankt sich bei Merkel für ihre Gauland-Kritik
Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng hat eine anhaltende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland beklagt. Er denke schon, dass der alltägliche Rassismus in den vergangenen Jahren weniger geworden sei, "aber er ist längst noch nicht weg", sagte Boateng den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Das zeigten nicht nur die jüngsten Äußerungen des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland. "Es ist traurig, dass man da wieder etwas zurückgefallen ist. Ich hatte gehofft, das wäre überwunden."
Lob für die Kanzlerin
Über die Distanzierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von Gaulands Äußerungen habe er sich "natürlich gefreut", sagte Boateng. "Vor allem, weil sie sich so klar und deutlich geäußert hat, was, glaube ich, auch wichtig ist. Nicht nur für mich, sondern auch für unser Land."
Jetzt sei er allerdings bei der Nationalmannschaft und bereite sich auf die Europameisterschaft in Frankreich vor. "Das Thema ist für mich jetzt gegessen", sagte er.
Gauland hatte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt, "die Leute" fänden Boateng "als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben". Merkel bezeichnete diesen Satz als "niederträchtig und traurig".
Hautfarbe für die Mehrheit kein Thema
Einer überwältigenden Mehrheit der Deutschen ist einer Umfrage zufolge die Hautfarbe eines Spielers in der Fußball-Nationalmannschaft gleichgültig. Nur für sechs Prozent der Befragten wäre "keine helle Hautfarbe" ein Ausschlusskriterium, teilte der Sportsoziologieprofessor Michael Mutz von der Justus-Liebig-Universität Gießen am Dienstag mit. Die Wissenschaftler hatten vom 9. bis 27. Mai deutschlandweit rund 1556 Erwachsene befragen lassen.
Die Forscher wollen mehr über die kollektive Identifikation erfahren, die sportliche Großereignisse auslösen können. "Die Deutschen messen der Hautfarbe der DFB-Spieler überhaupt keine Bedeutung bei", betonte der Sportsoziologe.
Geringes Verständnis würden die Befragten dagegen einem Sportler entgegenbringen, der "extreme politische Ansichten" vertritt. In diesem Fall sprechen sich mehr als drei Viertel (76 Prozent) gegen die Nominierung für ein Nationalteam aus, teilte Mutz mit. Dies könne daran liegen, dass Menschen es ablehnten, wenn Sport für politische Zwecke instrumentalisiert würde.
Quelle: welt.de