Am Wochenende waren in dem durchsuchten Viertel rund 200 Mädchen und junge Frauen befreit worden, die als Zwangsprostituierte ausgebeutet wurden. Zudem wurden 1500 Obdachlose befreit, die dort als Sklaven gehalten wurden. Sie wurden in provisorische Unterkünfte gebracht.
Unter den rund 200 befreiten Zwangsprostituierten waren zahlreiche Minderjährige. Sie wurden in staatliche Obhut gegeben. Eines der Opfer war hinter einer Wand versteckt und an Hals, Händen und Füßen angekettet, wie ein Vertreter der Staatsanwaltschaft berichtete. Mehrere Verdächtige, mutmaßliche Mitglieder krimineller Banden, wurden festgenommen.
Bei lebendigem Leib zerfleischt
Im Zuge des drei Tage dauernden Einsatzes fanden Polizisten auch die Folterkammern. Die Beamten entdeckten "drei Orte, an denen sich Zellen und Kerker befanden", wie der Leiter des zuständigen Ermittlungsstabes der Staatsanwaltschaft, Julián Quintana, vor Journalisten sagte. Es habe dort Einschusslöcher an den Wänden sowie Spuren von menschlichem Blut gegeben. "Wenn die Opfer offene Wunden hatten, wurden sie Hunden ausgeliefert, die sie quasi bei lebendigem Leib zerfleischten", sagte Quintana.
In der Nähe der Folterhäuser liegen nicht nur der kolumbianische Präsidentenpalast und das Rathaus von Bogotá, sondern auch Einrichtungen der Streitkräfte und der Polizei. Das "Bronx" genannte Viertel ist wegen Drogenhandels und Prostitution berüchtigt. Seit 2002 operieren dort kriminelle Banden aus ehemaligen Sicherheitskräften und Paramilitärs, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch den Waffenhandel in ganz Kolumbien kontrollieren wollen.
Einsatz wird fortgesetzt
Die Ermittlungen wurden vor etwa einem Jahr eingeleitet, nachdem Beamte der Staatsanwaltschaft dort gefangen gehalten worden waren. Sie wiesen Spuren von Folter auf. Seit dem Beginn des Einsatzes wurden elf Verdächtige festgenommen. Nach Angaben von Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos dauern die Ermittlungen an. "So eine Situation kann nicht toleriert werden, vor allem im Zentrum von Bogotá, ein paar Schritte vom Präsidentenpalast entfernt", erklärte er in seiner wöchentlichen Bilanz zum Kampf gegen das organisierte Verbrechen.
Ein Obdachloser aus Ecuador schilderte der Nachrichtenagentur AFP die Gefahren eines Lebens in der "Bronx" von Bogotá: "Ein menschliches Leben hängt in der Bronx an einem seidenen Faden", sagte Juan Cristóbal Esguerra. "Jeden Moment, für irgendeinen kleinen Fehler, kann man ermordet, in Stücke zerteilt, Hunden oder Kaimanen zum Fraß gegeben oder in Säure aufgelöst werden."
Tags: