Der deutsche Pass ist der wertvollste der Welt

  03 Juni 2016    Gelesen: 1739
Der deutsche Pass ist der wertvollste der Welt
Ein Schweizer Unternehmen bestimmt regelmäßig die wertvollste Staatsbürgerschaft der Welt. Dabei dominieren die europäischen Nationen. Ein deutscher Pass bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten.
Es ist wohl der Gipfel der Ökonomisierung: Die Analysten eines Schweizer Beratungsunternehmens versuchen tatsächlich, anhand objektiver Kriterien zu bestimmen, welche die wertvollsten Staatsbürgerschaften der Welt sind.

So schräg der internationale Vergleich für Normalbürger auch klingen mag. Es gibt eine kleine Gruppe wohlhabender Familien und Geschäftsleute für die sich tatsächlich die Frage stellt, welche der Staatsangehörigkeiten dieser Erde ihnen wohl den größtmöglichen Nutzen bietet.

Die Gruppe ist zahlenmäßig so groß, dass das Beratungsunternehmen Henley & Partners, das sich auf "Staatsbürgerschaftsplanung" spezialisiert hat, jedes Jahr den Wert von mehr als 160 Nationalitäten bestimmt. Der Indexwert, der dabei für jede untersuchte Nationalität herauskommt, biete "Hilfestellung bei der Auswahl der wertvollsten zweiten Nationalität für Sie und Ihre Familien", wirbt die Kanzlei um Kunden, die auf der Suche nach einer zweiten Staatsbürgerschaft sind.

Deutsche können 177 Länder visafrei bereisen

Die wertvollste Nationalität überhaupt ist dabei jedes Jahr aufs Neue – die deutsche. Was den deutschen Pass aus Sicht der Rechtsanwälte so kostbar macht, ist eine Kombination aus hoher Lebensqualität in Deutschland und extremer internationaler Mobilität der Bundesbürger.

Menschen hierzulande genießen demnach eine lange Lebensdauer, gute Schulbildung und relativ hohen Wohlstand. Deutschlands wirtschaftliches Gewicht in der Welt ist zudem groß und die Bundesrepublik gilt den Analysten als äußerst sicher und als politisch sehr stabiles Land.

Und Grenzen haben für Bundesbürger kaum Bedeutung: Sie können sich in allen Ländern der Europäischen Union niederlassen, dort arbeiten und sogar Sozialleistungen beziehen. Das gilt auch für Island, Liechtenstein und Norwegen und zudem für die Schweiz.

Zudem bietet ein deutscher Reisepass seinem Inhaber beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Tatsächlich kommt man mit keinem Pass so leicht durch die Welt wie mit dem deutschen: 177 Länder können seine Besitzer visafrei bereisen. Beinahe ebenso weit bringen ihre Inhaber die Pässe aus Schweden, Finnland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien.

Europa belegt die ersten Plätze

Auf der Rangliste der wertvollsten Staatsbürgerschaften folgen auf Deutschland zunächst ausnahmslos alle nordischen Länder. Sie erzielen ähnlich hohe Werte wie die Bundesrepublik. Auch dort ist die Lebensqualität hoch, ihre Bürger können sich in Europa frei bewegen und brauchen beim Reisen kaum Visa. Ohnehin ist der obere Teil der Rangliste dominiert von europäischen Ländern. Erst weit abgeschlagen auf Platz 28 taucht mit den USA das erste nichteuropäische Land auf.

Und auch das ist eine Botschaft der Untersuchung: Militärische oder wirtschaftliche Macht bedeutet noch lange nicht, dass die Nationalität des jeweiligen Staates besonders wertvoll ist. China und Russland beispielsweise tauchen erst auf Platz 60 der Liste auf.

Dass die bulgarische oder die rumänische Staatsbürgerschaft in den Augen der Berater mehr wert sind als etwa die japanische, die kanadische oder die australische liegt an der extremen Mobilität innerhalb Europas, die EU-Bürger genießen. Weil sie in anderen EU-Ländern alle wichtigen Rechte der Einheimischen genießen, gewichten die Berater diesen Zugang noch einmal besonders stark.

Reiche haben die Qual der Wahl

Auch beim Aspekt visafreies Reisen bewerten die Analysten, welche Länder die Einreise ohne Visum gestatten. "Die Möglichkeit, nach Kiribati zu reisen, ist großartig", sagt etwa Dimitry Kochenov, der den Index entwickelt hat. "Aber die Möglichkeit für die Einreise in die USA ist unendlich großartiger."

Am wenigsten wert nach Kochenovs Rechnung ist die Staatsbürgerschaft der Demokratischen Republik Kongo. Danach folgen Afghanistan und die Zentralafrikanische Republik. Tatsächlich landen vor allem afrikanische Länder auf den letzten Tabellenplätzen, zusammen mit unter Konflikten leidenden Ländern wie Syrien oder dem Irak.

Gerade Reiche aus dem globalen Süden oder aus autoritären Staaten wie Russland oder China dürften sich denn auch dafür interessieren, eine zusätzliche Staatsbürgerschaft zu erwerben. Auch wohlhabende Staaten machen es ihnen relativ einfach. Unternehmer, Wohlhabende aber auch Spitzensportler, die für die jeweilige Nationalmannschaft antreten können, bekommen sehr viel eher einen Pass als etwa mittellose Flüchtlinge.

In vielen europäischen Staaten beispielsweise bekommt eine Staatsbürgerschaft, wer das nötige Kleingeld mitbringt. Besonders seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise haben viele Länder, darunter auch die USA, ihre Gesetze geändert und gewähren ausländischen Investoren, die eine Mindestsumme ins Land bringen, Aufenthaltsgenehmigungen. Nach einigen Jahren können die reichen Migranten sich dann einbürgern lassen.

Was die vermögende Klientel der Schweizer Berater allerdings wurmen dürfte: Ausgerechnet die Bürger von Steuerparadiesen wie Monaco, Andorra oder den Bahamas besitzen keine "Nationalitäten hoher Qualität". Steuern sparen oder mobil sein – vor dieser schweren Entscheidung stehen die Superreichen.

Quelle : welt.de

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