“Saleh A. gestand für seine Tochter“

  03 Juni 2016    Gelesen: 390
“Saleh A. gestand für seine Tochter“
Weil sich Saleh A. den Behörden gestellt hat, wurde möglicherweise ein IS-Anschlag in Deutschland verhindert. Sein Geständnis hat einen Grund: Er wollte nicht, dass seine Tochter das Kind eines Terroristen ist, berichtet Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes NDR, WDR, "SZ", in den tagesthemen.

Wegen des Geständnisses von Saleh A. konnten Ermittler eine mutmaßliche Terrorzelle in Deutschland zerschlagen. Sie soll im Auftrag der Führungsebene der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) einen Anschlag in Düsseldorf geplant haben. Der Kopf der Gruppe stellte sich den Behörden in Paris und verriet die Anschlagspläne auf die Innenstadt und die Namen seiner Komplizen. Ursprünglich war der 25-Jährige in einer Flüchtlingsunterkunft im niederrheinischen Kaarst untergebracht gewesen. Für seine umfassende Aussage fuhr er jedoch in die französische Hauptstadt. "Ein sehr ungewöhnliches Vorgehen", sagte Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" in den tagesthemen.

Natürlich sei A. nach dem Grund für sein Geständnis befragt worden - auch von Staatsanwälten des Generalbundesanwalts, die nach Paris gebeten wurden, erläutert Mascolo. Der Mann habe geantwortet: Er wolle nicht, dass sein Kind die Tochter eines Terroristen ist.

Mutmaßliche Terroristen als Flüchtlinge getarnt eingeschleust

Drei der mutmaßlichen IS-Terroristen wurden daraufhin am Donnerstag in Mühlheim in Nordrhein-Westfalen, im brandenburgischen Oderbruch und Leimen in Baden-Württemberg festgenommen. Die beiden terrorverdächtigen Syrer aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sitzen in Untersuchungshaft. Die 31 und 25 Jahre alten Männer wurden bereits gestern dem Haftrichter in Karlsruhe vorgeführt. Der dritte 28-jährige Beschuldigte sei im Laufe des Tages an der Reihe, bestätigte ein Sprecher der Justiz. Saleh A. sitzt derweil in Frankreich in Untersuchungshaft.

Alle vier Syrer lebten in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Dieser Fall sei besonders gravierend, so Mascolo, weil ein gesamtes Kommando als Flüchtling getarnt geschickt worden sei.

Wendt: "Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht stellen"

Rainer Wendt, der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, warnte angesichts dieser Ermittlungsergebnisse jedoch davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Es sei ganz offensichtlich eine Strategie des IS, Flüchtlinge in Verruf zu bringen, indem die Terrororganisation eigene Leute als Asylbewerber getarnt nach Europa einschleuse. Es wäre nun falsch, den Menschen, die in Deutschland Schutz suchten, pauschal Terrorabsichten zu unterstellen.

Dringender Tatverdacht gegen Festgenommene

Sowohl deutsche als auch amerikanische Behörden wissen nach Einschätzung von Mascolo inzwischen, dass es beim IS eine Truppe gebe, die sich "Externe Operationen" nenne. Diese tue nichts Anderes, als Anschläge zu planen und in Auftrag zu geben. Unter den Experten sei jedoch strittig, wie lange es solche Kommandos schon gibt. Wenn das festgenommene Kommando tatsächlich schon 2014 geschickt worden sein sollte, wäre dies ungewöhnlich früh.

Bislang wurden keine Waffen und kein Sprengstoff im Umfeld der Verdächtigen gefunden, dennoch sprachen die Behörden von einer Anschlagsgefahr. Mascolo verwies darauf, dass die Ermittler des Bundesgerichtshofs nicht leichtfertig Haftbefehle ausstellten: Sie gingen von einem dringenden Tatverdacht aus. "Wir werden noch einige Tage warten müssen, bis wir wissen, ob sich dieser schreckliche Verdacht bewahrheiten wird", so Mascolo.

Quelle: tagesschau.de

Tags:


Newsticker