Löw legt sich fast fest und fürchtet Konter

  09 Juni 2016    Gelesen: 674
Löw legt sich fast fest und fürchtet Konter
Während die Spieler den verletzten Antonio Rüdiger mit "Bros" überhäufen, denkt der Bundestrainer an die Ukraine - und legt sich zu 50 Prozent auf ein Innenverteidigerpärchen fest. Derweil sagt der DFB-Präsident: Der Titel wäre für die Deutschen teuer.
Was sagt der Bundestrainer?

Also sprach Joachim Löw - das erste Mal bei einer DFB-Pressekonferenz der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Der Bundestrainer ist betrübt, das Hauptthema ist natürlich der Kreuzbandriss von Antonio Rüdiger. "Es tut mir sehr leid für den Toni", sagt Löw und lobt dessen Zweikampfstärke und Entwicklung beim AS Rom. Er wollte einen Innenverteidiger - und hat sich als Ersatz für den Leverkusener Jonathan Tah entschieden. Der habe ein individuelles dreiwöchiges Training hinter sich und könne sofort ins Mannschaftstraining einsteigen.

Bis zum ersten Spiel am Sonntag gegen die Ukraine will Löw einige Taktiksitzungen abhalten. Die Mannschaft soll vor allem spritziger werden, "die richtige Frische" erreichen, wie Löw sagt. Andere Schwerpunkte sind die defensive Organisation, Schutz gegen Konter und auf der anderen Seite das deutsche Spiel gegen eine starke Defensive. Dazu gehören auch Standardsituationen. Als Startelf-Ersatz für Rüdiger legt sich Löw - überraschend früh - auf Shkodran Mustafi oder Benedikt Höwedes fest. Einer von den beiden soll in der deutschen Innenverteidigung neben Jérôme Boateng auflaufen. Tah ist demzufolge als Backup gedacht.

Wie ist der Krankenstand?

Ohne die Youngster Joshua Kimmich und Julian Weigl und damit nur noch mit 18 Spielern absolvierte die deutsche Mannschaft am Morgen ihr zweites Mannschaftstraining im EM-Camp in Évian-les-Bains. Kimmich fehlte wegen einer Erkältung, Weigl wegen leichter muskulärer Probleme. Er soll am Donnerstag wieder ins Training einsteigen können. Mats Hummels trainierte weiterhin im Zelt neben dem Platz individuell - und zwar erstmals mit Ball. Boateng und Sami Khedira waren wieder ganz normal mit dabei. Lukas Podolski hat wegen seines Nachwuchses einen zusätzlichen Tag frei und kommt erst heute ins Trainingslager.

Der Kreuzbandriss von Abwehrjoker Antonio Rüdiger ist bislang der größte Schock für das Team. Zahlreiche Mannschaftskollegen drückten ihr Mitgefühl aus - mit hohem "Bro"-Faktor: "What sad news! Get well soon, my bro, love you", twitterte Lukas Podolski. Abwehrchef Jérôme Boateng, an dessen Seite Rüdiger im ersten deutschen EM-Spiel wohl aufgelaufen wäre, twitterte ein Foto, auf dem er und Rüdiger das Victory-Zeichen zeigen. Er schrieb: "Gute Besserung, Bro", dazu stellte er ein Emoji mit betenden Händen. Der im Zweikampf beteiligte Thomas Müller schrieb von einem "sehr bitteren Moment": "Toni, ich leide mit dir und hoffe, dass du bald wieder gegen den Ball treten kannst. Du bist ein Kämpfer und wirst das schaffen. Kopf hoch und alles Gute!"

Wer ist der Mitarbeiter des Tages?

Hans-Dieter Hermann, der Psychologe des Teams. Er muss nun nicht nur Antonio Rüdiger trösten, sondern womöglich auch Müller, der den falschen Mitspieler aus Rache aus dem Turnier beförderte - über den eingenickten Bayern-Stürmer im Flugzeug nach Frankreich freuten sich einem Fotobeweis zufolge eindeutig die Kollegen Mario Götze und Manuel Neuer, nicht Rüdiger. Also Thomas, das nächste Mal konzentrierter trainieren.

War sonst noch was?

Joachim Löw grinste, als er sagte: "Finanziell wäre es wohl am günstigsten, wenn wir in der Vorrunde ausscheiden." Ob das so stimmt? Die Zahlen bei einem vorzeitigen Aus nannte DFB-Präsident Reinhard Grindel: Der Deutsche Fußball-Bund kalkuliert für diesen Fall mit acht Millionen Euro Einnahmen und neun Millionen Euro Ausgaben. Realistisch gesehen wäre der günstigste Fall wohl der zweite Platz - mit den höchsten Einnahmen, aber ohne die Prämien für das Team zahlen zu müssen. Wird der aktuelle Weltmeister auch der neue Europameister, erhält jeder Spieler 300.000 Euro.

Und dann berichtet Grindel noch von einem Fanlager mit 1000 Deutschen in Paris auf einem Vier-Sterne-Campingplatz. Wer sich kurzfristig für eine Reise ins Nachbarland entscheidet, solle keine Angst haben: Es gebe keine konkrete Gefährdung der EM durch terroristische Anschläge, hätten die französischen Sicherheitsbehörden dem DFB mitgeteilt.

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