Neue Wischer und Widgets
Die erste auffallende Neuheit ist, dass der Sperrbildschirm automatisch angezeigt wird, sobald man das iPhone anhebt. Entsperrt wird nicht mehr per Wischer nach rechts, stattdessen fordert das Gerät den Nutzer auf, den Home-Button zu drücken. Wischt man unter iOS 10 im Sperrbildschirm nach rechts, zeigt das Gerät die Spotlight-Suche und alle aktivierten Widgets an. Man kann von ihnen direkt zu den Apps oder angezeigten Inhalten gehen, muss das iPhone aber dafür per Code oder Fingerabdruck entsperren. 3D-Touch-Funktion gibt es hier (noch) nicht. Ein Wischer nach links startet die Kamera.
Benachrichtigungen wecken das iPhone ebenfalls kurz auf. Bei ihnen kann man bei 3D-Touch-fähigen iPhones Vorschauen anzeigen lassen, direkt auf Nachrichten antworten oder durch einen festen Druck auf das "X" alle Infos auf einmal löschen. Widgets sieht man in den Benachrichtigungen nicht mehr, sie tauchen auch im Homescreen nach einem Wischer nach rechts unter der Spotlight-Suche auf. 3D-Touch-Funktionen bieten die Widgets (bisher) nicht.
Aufgeteilte Kontrolle
Komplett neu ist das Kontrollzentrum. Es hat nicht nur ein frisches Design erhalten, sondern bietet jetzt weitere Karten, die man von rechts hereinzieht. Bisher haben der Player und die "bevorzugten Geräte" der neuen Haus-App so ihre eigenen Schnellzugriffe erhalten. Taschenlampe, Stoppuhr, Rechner und Kamera haben jetzt auch im Kontrollzentrum 3D-Touch-Menüs.
Insgesamt macht die Umgestaltung der Oberfläche einen durchdachten Eindruck und bringt Nutzern neue Möglichkeiten. Allerdings muss man sich erst daran gewöhnen und Leuten, die früher die Einfachheit von iOS liebten, könnte das viele Gewische auf den Geist gehen.
Siri noch in Lauerstellung
Apple gestattet Entwicklern unter iOS 10 den Zugriff auf Siri - zunächst nur für einige Bereiche wie Textnachrichten oder Telefonie, später sollen weitere App-Typen freigegeben werden. Davon ist in der Beta natürlich noch nichts zu sehen, die Entwickler müssen ihre Apps erst noch anpassen. Siri kann vorerst wie bisher nur alle installierten Apps starten. In der Tastatur hilft sie auch noch nicht mit kontextbezogenen Vorschlägen. Nutzer können jetzt aber bereits mit aktivierter Autokorrektur zweisprachig schreiben, ohne die Sprache über das Welt-Zeichen zu wechseln.
Die umgestaltete Karten-App kann schon etwas mehr zeigen, was sie jetzt drauf hat. Sie bietet unter anderem die schnellsten Wege zu bevorstehenden Terminen automatisch an und zeigt, wo man unterwegs etwas erledigen kann. Reservierungen oder Einkäufe aus der App heraus sind noch nicht möglich.
Aufpolierte Musik, Ordnung im Heimnetz
"Musik" ist bereits in der Beta komplett umgestaltet. Sie ist jetzt übersichtlicher als vorher und für den Nutzer ist es einfacher, Sender oder Playlists zu erstellen. Außerdem sieht man in der neuen App unter Geladen die heruntergeladene Musik für die Offline-Wiedergabe. Nutzer sollen in der Detail-Ansicht eines Songs künftig auch den Liedtext abrufen können - in der Beta fehlt diese Funktion noch.
Eine vielleicht unterschätzte Neuheit in iOS 10 ist die Haus-App, die alle HomeKit-Geräte unter einem Dach vereint, außerdem kommen neue Steuerungsmöglichkeiten dazu. Das bringt Ordnung in die Heimvernetzung und könnte der Technologie einen deutlichen Schub geben. Unter iOS 10 kann auch ein mit dem heimischen WLAN verbundenes iPad für den Fernzugriff dienen, bisher klappte das nur mit einem Apple TV.
Nachrichten-App begeistert oder nervt
Die von Apple beim WWDC besonders hervorgehobenen neuen Funktionen von iMessage sind in der Beta ebenfalls noch nicht vollständig umgesetzt. Man kann aber schon sehr viel ausprobieren. So ist es bereits möglich, Riesen-Emojis, handgeschriebene Nachrichten, pochende Herzen oder Klopfmuster zu verschicken. Bei emotionalen Wörtern werden nach einem Fingertipp passende Emojis angezeigt und versendete Links verwandeln sich jetzt in kleine Vorschauen oder direkt in der App abspielbare Videos. Nett sind auch die Sprechblasen-Effekte oder animierten Hintergründe, die durch einen langen Druck auf den Versende-Pfeil erreicht werden. Wo künftig viele Apps Inhalte für iMessage zur Verfügung stellen werden, gibt`s bisher aber nur ein paar Icons, GIFs und den Zugriff auf die Musik.
Man kann sich schon gut vorstellen, dass es hier bald wie in Snapchat zugehen wird. Manche werden es lieben, andere hassen. So oder so werden viele die neuen iMessage-Funktionen nicht nutzen, da sie alleine iOS-Geräten vorbehalten ist. Apple hat klargestellt, dass es keine Android-App veröffentlichen wird. Aber wer hat schon einen Freundeskreis, in dem ausschließlich iPhones verwendet werden?
So erinnert man sich gerne
Nutzer, die gerne mit dem iPhone fotografieren und filmen, dürfen sich auf die neue Funktion "Andenken" in der Fotos-App freuen. Wie die meisten Neuerungen in iOS 10 hat sie Apple nicht erfunden, aber ausgesprochen gut umgesetzt. Apple bietet in der Funktion verschiedene aus Orten oder Zeiträumen erzeugte Alben an, aus denen sich die Nutzer animierte Diashows erstellen lassen können. Das Ergebnis sieht gewöhnlich klasse aus, man kann aber auch Bilder und Videos aussortieren oder hinzufügen, den Titel ändern, die Länge bestimmen oder eigene Musik hinzufügen.
Außerdem ist die Fotos-App intelligenter geworden. Sie erkennt nicht nur automatisch Personen und erstellt ein entsprechendes Album, Fotos ist auch in der Lage nach bestimmten Kategorien zu suchen. Gibt man beispielsweise das Wort "Flug" ein, sieht man Bilder von Flughäfen, oder Flugzeugen - auch wenn man sie nicht entsprechend benannt hat.
Unterm Strich ist der erste Eindruck von iOS 10 gut. Apple hat zwar vor allem Funktionen umgesetzt, die bei Google oder Microsoft schon Standard sind. Das kann dem iPhone- oder iPad-Nutzer allerdings egal sein, Hauptsache es wurde gut gemacht. iMessage ist jetzt zwar spektakulär und die Konkurrenz hat hier nichts Gleichwertiges zu bieten. Aber eine Nachrichten-App nur für iOS scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein. Richtig spannend kann iOS 10 noch werden, wenn die neuen Siri-Apps da sind. n-tv.de bleibt am Ball.
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