Der Vertrag war ambitioniert: Das gerade vereinigte Deutschland verpflichtete sich in ihm, Polen auf dem Weg in die westliche Gemeinschaft zu unterstützen. Die im Abkommen skizzierten großen Visionen wurden von den politischen Eliten beider Länder nach 1991 konsequent verfolgt. Aus verfeindeten Nationen wurden innerhalb weniger Jahre militärische, politische und ökonomische Bündnispartner.
Ein Höhepunkt war der EU-Beitritt Polens im Jahr 2004. Man sollte sich dabei ins Gedächtnis rufen, dass in den Jahren vor Polens Beitritt ein großer Teil der deutschen Gesellschaft gegen die Mitgliedschaft Polens war. Meinungsumfragen aus dieser Periode gaben ein widersprüchliches Bild ab. Die Deutschen unterstützten zwar mehrheitlich die EU-Erweiterung, nahmen aber zu jedem Kandidaten eine andere Haltung ein. Sie befürworteten den Beitritt Ungarns und Tschechiens, jedoch nicht den Polens.
Die großen Parteien in Deutschland ignorierten allerdings damals die kritische Haltung der Bevölkerung zu Polen. Sie handelten gegen die öffentliche Meinung, weil sie wussten, dass die Aufnahme Polens in die EU Deutschlands Interessen dienen würde.
Die deutsche Politik hielt an der Osterweiterung fest, trotz einer ersten bilateralen Krise. Beide Länder trennten damals die Irakpolitik und die Europaverfassungsdebatte: 2003 unterstützte Polens sozialdemokratische Regierung im Gegensatz zu Berlin die von den USA initiierte militärische Intervention im Irak. Politiker der Bürgerplattform (PO) und der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) kritisierten damals vehement die Pläne für eine Vertiefung der europäischen Integration durch Einführung einer europäischen Verfassung.
Die polnisch-deutschen Beziehungen wurden zusätzlich belastet durch die Freundschaft des Bundeskanzlers Gerhard Schröder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das nach 1989 neu gewonnene Vertrauen zwischen den Staaten begann zu schwinden.
Trotzdem agierte die deutsche politische Elite im Geist des Vertrages von 1991 und unterstützte Polens EU-Beitritt. Dank der Erweiterung konnte Deutschland seine geopolitische Position erheblich verbessern, aus der peripheren in eine zentrale Lage innerhalb der EU wechseln. Für Polen eröffnete die Mitgliedschaft die Chance zu einem politischen und ökonomischen Bedeutungswachstum, den es nach 2004 intelligent zu nutzen wusste.
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