Immerhin zeigte die DFB-Auswahl eine deutlich spielerische Leistungssteigerung im Vergleich zu den holprigen Auftritten gegen die Ukraine (2:0) und Polen (0:0). Allerdings vergab die DFB-Offensive auch elf Großchancen. Gomez schoss bereits in der 29. Minute vor 44.125 Zuschauern im Prinzenpark den 25. Sieg einer deutschen Mannschaft in der EM-Geschichte heraus. Glücklich machte Gomez auch die Slowakei, Ungarn und Kroatien (alle vier Punkte), die sich durch den deutschen Erfolg alle vorzeitig fürs Achtelfinale qualifizierten.
Rotation zahlt sich aus
Aus deutscher Sicht dürfte Bundestrainer Löw weniger das Ergebnis als vielmehr die Spielweise zufrieden stimmen. Mehr Bewegung, mehr Durchschlagskraft und deutlich mehr Abschlüsse brachte die zuletzt kritisierte deutsche Mannschaft zustande. Einzig die Chancenverwertung blieb das große Manko, allein im ersten Durchgang vergaben Thomas Müller und Co. noch acht weitere hochkarätige Torchancen und hätten das Fernduell mit Polen schon nach 45 Minuten für sich entscheiden können.
Torschütze Gomez und EM-Debütant Joshua Kimmich, die Löw neu ins Team gebracht hatte, gehörten zu den großen Gewinnern. Mit Gomez erhielt das deutsche Angriffsspiel deutlich mehr Torgefahr, verdienter Lohn war sein Tor. Letztmals hatte Gomez beim 2:1 gegen die Niederlande während der EM 2012 in einem Pflichtspiel getroffen. Und Kimmich, der den defensiveren Benedikt Höwedes als rechten Außenverteidiger ersetzte, leitete einige Angriffe ein und hinterließ einen starken Eindruck.
Özil zieht endlich die Fäden
Deutlich formverbessert präsentierte sich auch Mesut Özil, der im dritten Spiel endlich in die Rolle des Spielmachers rückte und gegen die "ultra-defensiven" und total überforderten Nordiren einen großen Aktionsradius besaß. Pechvogel im deutschen Team war dagegen Müller, der in der ersten Halbzeit Pfosten (27.) und Latte (34.) traf und zudem zwei weitere hochkarätige Chancen ungenutzt ließ (8. und 23.). Damit wartet Müller, der bei zwei Weltmeisterschaften zehn Treffer erzielte, weiterhin auf sein erstes Tor bei einer EM-Endrunde.
Löw war auf der Bank sichtlich zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft. Extrem offensiv war das DFB-Team ausgerichtet. Die Außenverteidiger Kimmich und Jonas Hector agierten fast schon als Flügelspieler. Einzig Mario Götze fiel in einer starken deutschen Mannschaft ab. Das Sorgenkind vom FC Bayern wirkte pomadig, leistete sich viele Ballverluste und vergab auch drei gute Torchancen (12., 52. und 53.).
Der WM-Held von Rio hatte schon in den ersten beiden Spielen als sogenannte falsche Neun nicht überzeugt, diesmal kam er auf dem linken Flügel zum Einsatz. Folgerichtig musste der Ausnahmetechniker nach 55 Minuten vom Platz, dafür kam der Wolfsburger André Schürrle ins Spiel.
Nordirische Offensive? Fast Fehlanzeige!
Die deutsche Abwehr war indes kaum gefordert. Ein harmloser Torschuss von Jamie Ward (26.), mehr hatte der EM-Neuling nicht zu bieten. An der Unterstützung des eigenen Anhangs lag es jedenfalls nicht. Lautstark feuerten die Fans die Green & White Army an, auch Edelfan und Golfstar Rory McIlroy war eingeflogen. Mit drei Punkten müssen die Nordiren als Gruppendritter noch um das Weiterkommen zittern. Die verschwenderische Chancenverwertung setzte die DFB-Auswahl auch im zweiten Durchgang fort. Nach den beiden Götze-Möglichkeiten kurz nach dem Seitenwechsel war es Sami Khedira, der den nordirischen Schlussmann Michael McGovern prüfte, den Abpraller vergab Gomez per Kopf.
Spielpraxis sammeln durfte auch Kapitän Bastian Schweinsteiger, der in der 67. Minute ins Spiel kam und damit weiter von Löw an die EM herangeführt wird. Mit seinem 15. EM-Einsatz stieg der Mittelfeldmann von Manchester United zudem zum alleinigen deutschen Rekordspieler auf. Phillip Lahm hatte 14 EM-Begegnungen absolviert.
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