Donald Trump in der Krise: Jetzt geht ihm auch noch das Geld aus
Das Treffen war streng vertraulich. Kandidat Donald Trump hatte sich zum Dinner in einer New-Yorker-Privatvilla angekündigt, und einige Dutzend Wall-Street-Magnaten gesellten sich zu ihm, darunter John A. Paulson, ein Hedgefonds-Milliardär oder Stephen A. Feinberg, Gründer des Hedgefonds Cerberus Capital Management. Das Thema des Abends: Geld. Was sonst?
Donald Trumps Wahlkampagne steckt in der Krise. In den Umfragen liegt er deutlich hinter seiner Konkurrentin Hillary Clinton, eben erst feuerte er seinen Kampagnenchef - und nun ist offenbar auch noch seine Wahlkampfkasse so gut wie leer. Der Kandidat braucht offenbar dringend Cash. Hektisch versucht Trump, mit sogenannten Fundraising-Dinners frisches Geld einzusammeln. Zwischen 50.000 und 250.000 Dollar zahlen Teilnehmer nach einem Bericht der "New York Times" für den exklusiven Abend mit dem Republikaner-Kandidaten.
Laut einer offiziellen Aufstellung der Wahlkommission standen der Trump-Kampagne zu Beginn des Monats nur noch 1,3 Millionen Dollar an liquiden Mitteln zur Verfügung. Das entspricht eher dem Wahlbudget eines Hinterbänklers im Kongress als dem eines ambitionierten Präsidentschaftskandidaten.
Hillary Clintons Team kann dagegen auf Reserven in Höhe von 42,5 Millionen Dollar zugreifen.
Trump sammelt zwar Spendengelder ein, doch die Einnahmen decken kaum seine Kosten für Mitarbeiter, Saalmieten und Reisen. Der Mai ist üblicherweise einer der wichtigsten Monate für das Einsammeln von Spenden, doch Trump erhielt lediglich drei Millionen Dollar, bei Clinton waren es mehr als 26 Millionen. Der Kandidat musste deshalb 2,2 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen zuschießen. "Trump wird von Hillarys Geldmaschine zermalmt", kommentierte das Washingtoner Web-Portal "Politico" erstaunt.
Offiziell will Trump von Geldproblemen natürlich nichts wissen. Schon während der Vorwahlen verwies er stolz darauf, dass er seine Kandidatur mehr oder weniger selbst finanziere. Tatsächlich ist er inzwischen bereits mit über 50 Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Er machte das "Self-Funding" zu seinem Markenzeichen, auch um seine vermeintliche Unabhängigkeit von Lobbyinteressen zu unterstreichen. Etliche Millionen flossen dabei an seine Firmen oder an seine Kinder zurück. Die Familie stellte sich gleichsam selbst Rechnungen für die Miete des Trump-Jets oder für Zimmer in den Trump-Hotels aus.
Auch jetzt behauptet Trump, er habe "viel Cash" und werde notfalls seine gesamte Kampagne aus eigener Tasche bezahlen. Er habe bei der Vorwahl in New Hampshire auch viel weniger Geld ausgegeben als die anderen Bewerber und trotzdem haushoch gewonnen, tönt Trump.
Das Problem ist nur: Die Summen, die im Hauptwahlkampf vor allem für TV-Werbung und Mitarbeiter benötigt werden, überschreiten nach Einschätzungen der meisten Experten selbst Trumps finanzielle Möglichkeiten. Als Vergleichsmaßstab gilt der Wahlkampf 2012: Da mussten die beiden Spitzenkandidaten Mitt Romney und Barack Obama insgesamt mehr als 1,7 Milliarden Dollar bei Spendern einsammeln, um ihre aufwendigen TV-Werbekampagnen und die riesigen Mitarbeiterstäbe zu bezahlen.
Das weiß natürlich auch Trump. Deshalb sind er und sein Team seit einigen Wochen im ganzen Land unterwegs, um bei potenziellen Großspendern den Klingelbeutel aufzuhalten. Doch bislang verlaufen die Bemühungen wohl eher enttäuschend. Viele traditionelle Spender der Republikaner-Partei aus der Großindustrie halten sich mit Zahlungen an Trump zurück. Der Milliardär hat sich mit seinen Angriffen auf das Partei-Establishment während der Vorwahlen schlicht zu viele Feinde gemacht. Manches Unternehmen bleibt auch wegen Trumps migrantenfeindlicher Kommentare in Deckung.
Trump verschickt seine erste Bettel-Mail
Trump bekommt bereits zu spüren, was es bedeutet, nicht ausreichend Cash zur Verfügung zu haben. Hillary Clinton hat längst eine gigantische Organisation mit mehr als 700 Mitarbeitern aufgebaut, sie sind in allen wichtigen Staaten präsent, trommeln für die Kandidatin. Trump stehen gerade einmal 69 Leute zur Verfügung. Jetzt will er angeblich neue Leute einstellen. Auch hofft er auf Unterstützung aus dem Kampagnenapparat der Republikaner, der Stab der Partei ist allerdings stark mit den Kongresswahlen beschäftigt.
Um Geld zu sparen, setzt Trump auf eine Taktik aus den Vorwahlen. Er will mit Großveranstaltungen, gehässigen Twitter-Botschaften und Interviews möglichst viel Berichterstattung in den Medien erzeugen - als kostenlose Werbung. Ob das ausreicht, ist jedoch fraglich. Hillary Clinton, die auch dank ihres Mannes Bill auf ein großes Netzwerk von Spendern zurückgreifen kann, spielt ihren finanziellen Vorteil bereits voll aus. Allein im Juni zahlten Clinton und ihre Unterstützer-Organisation, der sogenannte Super-PAC "Priorities USA", mehr als zwölf Millionen Dollar für Anti-Trump-Werbespots in den TV-Sendern wichtiger Bundesstaaten. Von Trumps Wahlkampf-Team sind dagegen schon seit Wochen keine Werbespots mehr im Fernsehen zu sehen.
Zum ersten Mal hat Trump nun eine Bettel-Mail verschickt, in der er Hundertausende potenzielle Unterstützer zu Kleinspenden ab einem Dollar aufruft. Ende der Woche will er das Ergebnis der Aktion verkünden. Schon jetzt kündigt er an, "es werde historisch hoch" sein. Eine Nummer kleiner geht es bei ihm eben nicht.
Quelle: spiegel.de