Aber es hakt an einer Stelle: Es gibt kaum große Momente. Es gibt auch kaum geschickte Manöver, für die es sich lohnen würde, die 20 Kameras anzuschmeißen. Ein schneller Konter zum 2:0 für Deutschland – okay. Ein Freistoßtor von Gareth Bale – nett, aber haltbar. Alles kein Stoff, aus dem hochglänzende Imagefilme gedreht werden.
Der Vereinsfußball ist besser
Dieses Turnier lahmt. Es fehlt an Höhepunkten, an Tempo. Doch nicht nur das, es fehlt auch an spielerischen Neuerungen. Das Niveau dieser Vorrunde war selten hoch, oft bescheiden. Wie ein kaltes Freitagabendspiel im November. Das hat natürlich Gründe.
Alle Spiele der Fußball der Fußball-EM finden Sie hier in unserem Live-Ticker. Zum sich ständig aktualisierenden Spielplan geht es hier entlang. So verpassen Sie kein Tor. Dort finden Sie auch alle Informationen zu den Mannschaften und ausführliche EM-Statistiken.
Bei Europa- und Weltmeisterschaften spielen zwar die besten Spieler, aber nicht die besten Mannschaften. Vereine trainieren häufiger, können ihre Kader zusammenkaufen, ihre Teams entwickeln, wenn sie gute Trainer und Manager haben. Nationalmannschaften sind nicht so gut organisiert, sie treffen sich nur wenige Male im Jahr. Die besten Teams aus Spanien, England, Deutschland oder Frankreich erreichen ein höheres sportliches Niveau als Länderteams. Würde der FC Bayern gegen Deutschland spielen, würde er wohl gewinnen. Die Champions League ist deutlich besser als eine EM.
Dieser Befund sagt nicht unbedingt etwas über die Spannung aus. Die WM in Brasilien erreichte auch nicht die Qualität von Spielen der besten europäischen Vereinsmannschaften. Aber dafür sah man schon in der Vorrunde spektakuläre Partien wie Holland gegen Spanien, Italien gegen England oder die deutschen Duelle mit Portugal und Ghana. Es geschah oft Überraschendes, Dramatisches. Stürmer kamen öfter und freier zum Schuss als in Liga- oder Europacupspielen mit ihren Vereinen.
Man kommt auch mit Unentschieden durch
Die Vorrunde in Frankreich war dagegen äußerst zaghaft. Es gab Ausnahmen, wie das Finale der Gruppe F mit dem hektischen 3:3 von Portugal gegen Ungarn oder den italienischen 2:0-Sieg über Belgien. Generell spielten die Teams aber erkennbar defensiver. Wie prognostiziert hatte das vor allem mit der Aufstockung des Turniers von 16 auf 24 Mannschaften zu tun. Weil nur acht Mannschaften ausschieden, wussten viele, dass ihnen wahrscheinlich Platz drei genügen würde. Im Zweifel war es also besser, Tore zu verhindern, statt eigene zu schießen. Island hätte das Siegtor gegen Österreich nicht gebraucht, das Team wäre auch sieglos ins Achtelfinale eingezogen (was nun Portugal gelang). Wer mit drei Remis den größten Erfolg seiner Verbandsgeschichte erzielen kann, agiert eben verhalten.
Zudem sind die großen Teams nicht in bester Verfassung. Deutschland offenbarte in den ersten zwei Spielen Schwächen in der Abwehr, im Mittelfeld und im Angriff. Das mag man zu voreilig und nörgelig finden, ist aber einer der Befunde der Vorrunde. Man muss nur den Selbsttest machen: Welche Szene der ersten Halbzeit vom Remis gegen Polen ist in Erinnerung geblieben? Welche überhaupt?
Tags: