US-Gericht verurteilt chilenischen Offizier

  29 Juni 2016    Gelesen: 426
US-Gericht verurteilt chilenischen Offizier
Mehr als 40 Jahre nach dem Tod des Sängers und Linksaktivisten Victor Jara muss sich der Täter für den politisch motivierten Mord verantworten. Ein US-Zivilgericht verhängt eine Millionenstrafe gegen den Mann, der Jara ermordete.
Ein US-Gericht hat einen früheren chilenischen Armeeoffizier für schuldig befunden, den Sänger und Dichter Victor Jara gefoltert und ermordet zu haben. In einem der wichtigsten Menschenrechtsprozesse der USA gegen einen ausländischen Kriegsverbrecher wurde Pedro Pablo Barrientos Nuñez außerdem verurteilt, 28 Millionen US-Dollar an die Witwe und die Töchter Jaras zu zahlen. Der Entscheidung war ein zweiwöchiger Zivilprozess am Bundesgericht Orlando vorausgegangen.

Das Verfahren könnte auch den Weg für eine Auslieferung von Barrientos an Chile ebnen. Der 67-Jährige, der inzwischen im Deltona im US-Bundesstaat Florida lebt, hat nach Ansicht der Anklage Jara nach dreitägiger Folter erschossen. Jara war im September 1973 während des Militärputsches gegen die demokratisch gewählte sozialistische Regierung Salvador Allendes gemeinsam mit Tausenden Chilenen im Stadio Nacional in Santiago festgehalten worden. Das Fußballstadion hatten die Putschisten zu einem Konzentrationslager umfunktioniert.

Barrientos hat Chile 1989 verlassen und eine US-Amerikanerin geheiratet. Inzwischen hat auch er die US-Staatsangehörigkeit. Er war als einer von neun pensionierten Offizieren in Chile wegen Mordes angeklagt worden. Das US-Justizministerium hatte jedoch nicht auf das chilenische Auslieferungsersuchen reagiert. Die jetzige Zivilklage gegen den Ex-Militär war von der Menschenrechtsgruppe Zentrum für Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht (CJA) im Namen von Jaras Familie eingereicht worden.

Der Beginn von Gerechtigkeit

In dem Prozess in Orlando sagte Jaras Witwe, Joan Jara Turner, aus, wie sie den verstümmelten Körper ihres Mannes in einem Leichenschauhaus identifiziert hatte. Jara wies demnach deutliche Folterspuren und insgesamt 44 Schusswunden auf. Die 88-Jährige sagte, dieses Urteil sei der Anfang von Gerechtigkeit für all jene, die wie sie und ihre Tochter, seit Jahrzehnten darum kämpfen, etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren. Es sei wichtig, dass Barrientos nun ausgeliefert werde. "Er ist weggelaufen. Er hat sich hier so lange versteckt, es ist Zeit, dass er in Chile vor Gericht steht", sagte sie.

Barrientos gehörte zur Tejas Verde Brigade, die für die systematische Folter und Vernichtung von Pinochet-Gegnern berüchtigt war. Zu ihren extremen Foltermethoden gehörten Experimente an Häftlingen, Amputationen, sexuelle Gewalt und Scheinhinrichtungen. Während des Prozesses zeichnete die Verteidigung von Barrientos ein Bild, das ihn als armen Rentner zeigt, der ein bescheidenes Leben in einem kleinen Haus, mit einem alten Auto führt. Ein Zeuge hatte im Prozess ausgesagt, dass sich Barrientos immer wieder damit gebrüstet hatte, Jara getötet zu haben.

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