Italiens Bankenkrise ist selbst verschuldet

  04 Juli 2016    Gelesen: 701
Italiens Bankenkrise ist selbst verschuldet
Seit 2009 schütteten die italienischen Banken einen Großteil ihrer Gewinne aus, anstatt sich damit besser für künftige Krisen zu wappnen. Nun muss wohl wieder der Staat helfen.
In Italien wanken die Banken, und wieder muss in Europa der Steuerzahler helfen. Dabei hatten die Politiker aus der Finanzkrise als wichtigste Lehre gezogen, dass zuerst auf das Kapital von Aktionären, Gläubigern und größeren Sparern zugegriffen wird, bevor Banken mit Staatsgeld gerettet werden. Um diese hehre Idee durchzusetzen, sollten die Banken robuster werden und ihr für Verluste haftendes Kapital stärken. Aufseher testeten mehrmals, ob das Kapital der Banken nun reichen würde, um ein Schockereignis wie das Brexit-Votum abfedern zu können.

Auch wenn der jüngste Stresstest der europäischen Bankenaufsicht im Jahr 2014 recht lasch und auch als Beruhigungspille für die Öffentlichkeit gedacht war, so lohnt sich doch in Erinnerung zu rufen: Der Stresstest kam für Italien zu einem verheerenden Ergebnis. Neun der insgesamt 15 getesteten italienischen Großbanken waren im Oktober 2014 den simulierten Schocks nicht gewachsen und fielen in der Prüfung durch.

Damit stellte Italien 2014 mehr als ein Drittel der europaweit 25 nicht stressresistenten Banken. Die Kapitallücke aller 25 Banken, die damals mit nicht ganz 10 Milliarden Euro festgestellt wurde, erscheint allerdings klein angesichts der Haftung für 150 Milliarden Euro. Diese Haftungsmittel will der italienische Staat jetzt in einem Fonds bereitstellen, um italienischen Banken mit Hilfe von Staatsgarantien die Plazierung von Anleihen zu erleichtern.

Mehr Sicherheitspolster aufbauen

Aus deutscher Sicht wirkt die italienische Bankenkrise nicht so neu, dass die EU-Kommission Italien die neue Bankenstaatshilfen wegen einer „außerordentlichen Krise“ hätte genehmigen müssen. Dennoch hat dies die EU, wie am Samstag berichtet, unter dem Eindruck des Brexit-Votums getan.

Italiens börsennotierte Banken haben in den vergangenen sechs Handelstagen zwischen 25 und 35 Prozent an Börsenwert verloren. Nun fürchtet offenbar die italienische Zentralbank, dass die Sparer das Vertrauen verlieren, ihr Geld abziehen und damit erst recht Banken in Schieflage stürzen könnten. Doch die Gründe für die Misere der Banken Italiens waren lange bekannt und sind selbst verschuldet.

Schließlich hatte der Stresstest 2014 offengelegt, dass die italienischen Banken die Zeit seit 2009 weitgehend ungenutzt gelassen haben, um genügend Eigenkapital als Sicherheitspolster für ihre riskanten Geschäfte aufzubauen. Auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat kritisiert: Gerade südeuropäische Banken schütteten zwischen 2009 und 2014 zu viel von ihren Jahresgewinnen an ihre Aktionäre aus, anstatt die Gewinne in die Rücklagen zu stecken und ihre Risikotragfähigkeit zu erhöhen. In einer Auswertung von 90 europäischen Banken hob die BIZ ausdrücklich Italien hervor. 2014, im Jahr des Stresstests, schütteten die italienischen Banken sogar mehr vom Gewinn aus als sie einbehielten.


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