Frankreich hofft auf die Revanche

  05 Juli 2016    Gelesen: 790
Frankreich hofft auf die Revanche
Man mag es kaum glauben: Noch nie spielte Deutschland bei einer EM gegen Frankreich. Alle vier bisherigen Pflichtspiele fanden bei Weltmeisterschaften statt. Die letzte Turnier-Niederlage ist schon 58 Jahre her. Vor allem ein Spiel ist im Gedächtnis geblieben.
Deutschland gegen Frankreich - auch dieses Spiel setzt Emotionen frei. Dabei gibt es längst nicht die gleiche Historie wie gegen die im EM-Viertelfinale erstmals besiegten Italiener. Im Gegenteil: Frankreich wurde bei den letzten drei Vergleichen bezwungen. Vor allem ein Spiel ist den Franzosen in traumatischer Erinnerung geblieben: Sevilla 1982. Frankreichs ehemaliger Nationaltrainer Michel Hidalgo hofft auf eine Revanche für das verlorene WM-Halbfinale. "Alle alten Spieler, die im Halbfinale geschlagen wurden, hätten so etwas gern", sagte Hidalgo dem französischen Radiosender Europe 1.

Das damalige Spiel wurde überschattet von einer rüden Attacke des deutschen Torwarts Toni Schumacher gegen Patrick Battiston, der in Frankreich für Empörung sorgte. Der heute 83 Jahre Hidalgo ist optimistisch, was die Chancen der Équipe Tricolore gegen den amtierenden Weltmeister angeht: "Wir haben das Team dafür", sagte er. "Wir werden den Titel bekommen."

Das waren die bisherigen deutschen Pflichtspiele gegen Frankreich:

28.06.1958 in Göteborg, (WM, Spiel um Platz 3)

An diesem Tag spielte Deutschland fast nur gegen einen, Just Fontaine - und verlor das Spiel um Platz drei bei der WM in Schweden gegen Frankreich mit 3:6. Fontaine erzielte vier der sechs französischen Tore. 13 Treffer schoss Fontaine damals in nur sechs WM-Spielen und stellte damit einen Rekord auf, den nicht einmal Bomber Gerd Müller knacken konnte.

08.07.1982 in Sevilla (WM-Halbfinale)

Der "Thrilla von Sevilla" war wirklich kein Spiel für schwache Nerven. 1:3 lag Deutschland in der Verlängerung zurück und schaffte doch noch durch Tore von Karl-Heinz Rummenigge (103.) und Klaus Fischer (108.) den 3:3-Ausgleich. Im Elfmeterschießen setzte sich die DFB-Elf mit 5:4 durch, obwohl Ulli Stielike verschossen hatte. Die rüde Attacke des deutschen Torwarts Toni Schumacher nach knapp einer Stunden Spielzeit gegen Patrick Battiston erregt noch heute die französischen Gemüter. Mit voller Wucht sprang der "kölsche Tünn" dem Franzosen mit der Hüfte gegen den Kopf. Battiston erlitt einen angebrochenen Halswirbel, eine Gehirnerschütterung und büßte zwei Zähne ein. "Wenn es nur das ist, zahle ich ihm die Jacketkronen", meinte Schumacher hinterher zynisch, als er von ausgeschlagenen Zähnen erfuhr. Für Frankreich ist die Niederlage von Sevilla immer noch ein riesengroßes Trauma.

25.06.1986 in Guadalajara/Mexiko (WM-Halbfinale)

Manchmal wiederholt sich Geschichte: Vier Jahre nach Sevilla erwiesen sich die Deutschen für Platini und Co. erneut in einem WM-Halbfinale als zu stark. In Guadalajara entzauberte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer die hocheingeschätzten Franzosen, die sich zuvor in einem denkwürdigen Viertelfinale gegen Brasilien im Elfmeterschießen durchgesetzt hatten. Eigentlich wollte sich die Equipe tricolore in Mexiko erstmals zum Weltmeister küren, die Tore von Andreas Brehme (9.) und Rudi Völler (90.) machten allerdings einen Strich durch die französische Rechnung. Frankreich musste bis zum ersten WM-Triumph zwölf weitere Jahre warten.

04.07.2014 in Rio de Janeiro (WM-Viertelfinale)

Der Mann des Tages war Mats Hummels. Der Dortmunder war nicht nur Kopfballtorschütze des entscheidenden Treffers im Maracana-Stadion, sondern auch Stabilisator und Kämpfer in einer Person im deutschen Team. Allerdings zeigte auch Torwart Manuel Neuer am Ende seine Klasse, als er beim letzten Angriff einen Schuss von Karim Benzema mit einem Reflex parierte. Bundestrainer Joachim Löw sprang in diesem Spiel im Übrigen über seinen Schatten. Er beorderte Philipp Lahm aus dem defensiven Mittelfeld zurück rechts in die Viererkette, brachte Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger auf der Doppelsechs. Der Lahm-Schachzug erwies sich am Ende richtungweisend für den späteren WM-Triumph an gleicher Stätte gegen Argentinien (1:0 n.V.).

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