Wann Training dem Gedächtnis beim Lernen hilft

  06 Juli 2016    Gelesen: 504
Wann Training dem Gedächtnis beim Lernen hilft
Wer sich etwas Neues merken will, sollte nach dem Lernen trainieren. Das funktionierte jedenfalls in einem Experiment. Aber nicht jeder Zeitpunkt war für gedächtnissteigernden Sport geeignet.
Es ist nicht die erste Studie, die zeigt, dass Sport auch das Gedächtnis trainiert. Aber es ist eine Studie, die man sich besonders schön merken kann. Sie handelt von Menschen, die sich bunte Bilder ansehen sollten, wie in einem Kinderspiel – und sich danach eine Runde auf dem Ergometer abstrampeln, um bei dem Spiel besonders gut abzuschneiden.

Auf den Bildern waren zum Beispiel bunte Bälle abgebildet. Lag der Ball links oder rechts? Das sollten sich 72 Teilnehmer dieses Experiments merken. Nicht bei einem, sondern bei 90 Bildern, die Teilnehmer hatten etwa 40 Minuten Zeit, sich alles einzuprägen.

Dann wurden sie nach Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe musste gleich aufs Ergometer und 35 Minuten radeln, mit höchstens 80 Prozent des eigenen Maximalpulses, einer Herzfrequenz wie beim lockeren Dauerlauf. Danach durften die Teilnehmer in einem ruhigen Raum ein paar Stunden lang Naturfilme schauen. Wie viele von ihnen dabei eingenickt sind, haben die Autoren nicht in ihrer Studie vermerkt.

Direkt nach dem Lernen trainieren, bringt nichts

Die zweite Gruppe ruhte sich nach dem Lernen der Bilder erst vier Stunden aus und radelte dann 35 Minuten. Die dritte Gruppe ruhte nur aus. Zwei Tage später mussten alle Teilnehmer für die Auswertung des Gedächtnisspiels wieder ins Labor kommen. Wo lag der Ball noch mal, links, rechts, in der Mitte des Bildes?

Die Forscher hatten auf alle Teilnehmer gesetzt, die sich nach dem Lernen bewegen mussten. Man wisse schließlich, dass körperliche Aktivität dazu führt, dass der Mensch Stoffe wie Dopamin oder Norephedrin ausstößt, schreiben sie. Diese Stoffe können helfen, das Gedächtnis zu festigen.

Aber die erste Gruppe, die gleich nach dem Lernen aufs Ergometer musste, schnitt beim Gedächtnistest nicht besser als die Kontrollgruppe der Faulenzer ab. Das Training brachte nur der zweiten Gruppe etwas, die erst vier Stunden nach dem Lernen geradelt war.

Pause vor dem Training ist entscheidend

Diese Gruppe gewann den Gedächtnistest – und zwar mit Abstand. Auch die Aufnahmen aus ihren Gehirnen, die die Forscher bei den Tests anfertigten, zeigten größere Veränderungen im Hippocampus, der Struktur im Hirn, die für Lernen und Erinnern zuständig ist.

Sollte man nun also genau vier Stunden, nachdem man etwas gelernt hat, eine Runde laufen oder aufs Rad? Das wissen die Forscher nicht. Eine Wartezeit sei aber sinnvoll. Die Forscher vermuten, dass das schlicht daran liegt, dass man direkt nach dem Lernen nicht viel am "neuralen Kontext" verbessern könne. Jedenfalls nicht durch den Ausstoß von mehr Dopamin.

Weil sich der moderne Mensch am liebsten nach genauen Regeln optimiert, schlagen die Forscher weitere Studien vor. Es gilt, die Frage zu klären, was der optimale Abstand zwischen dem Lernen und dem gedächtnisstärkenden Training ist.

Quelle : welt.de

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