Westliche Doppelstandards im Karabach-Konflikt

  07 Juli 2016    Gelesen: 891
Westliche Doppelstandards im Karabach-Konflikt
Kürzlich hat das Fachmagazin „The National Interest“ einen Bericht über Doppelstandard des Westens im Karabach-Konflikt veröffentlicht. Wir haben den Direktor für Geschichte des Kaukasus und Analysten des Instituts für Recht und Menschenrechte (ANAS), Rizvan Huseynow, hinsichtlich seiner Einschätzungen zu den Aussagen befragt.
Glauben Sie, der Westen verfolgt einen tückischen dualen Ansatz, wenn es zum Karabach-Konflikt im Südkaukasus kommt? Wenn ja, wie gestaltet sich dieser?

Es gibt kein Zweifel, dass die Erfassung des armenisch-aserbaidschanischen Karabach-Konflikts den politischen Interessen des Westens und Russlands im Südkaukasus dient. Zur gleichen Zeit können der Westen und Russland keine der beteiligten Parteien, Armenien und Aserbaidschan, auf Augenhöhe behandeln. Im Großen und Ganzen liegt das Gros internationaler Sympathie auf Seiten Armeniens. Das liegt daran, dass Armenien ein christlicher Staat ist, mit dem sich Russland und der Westen identifizieren und damit solidarisch zeigen. Zudem wird angenommen, dass Armenien in einer feindlichen Umgebung situiert ist. Feindliche Turkstaaten, die muslimisch geprägt sind kreisen das christliche Armenien ein. Die westliche Gesellschaft scheint sich verpflichtet zu fühlen, das „christliche Armenien“ zu unterstützen.

Darüber wird oft nicht offen gesprochen. Ein anderer Faktor ist, dass eine starke armenische Diaspora in den USA, Russland und Frankreich lebt. Die genannten Staaten sind allesamt Teil der OSZE-Minsker Gruppe, die die Beilegung des Konflikts am Verhandlungstisch zwischen Armenien und Aserbaidschan erarbeiten soll. Der „armenische Faktor“ spielt eine zentrale Rolle für die Innen- und Außenpolitik der USA, Russlands und Frankreichs. Deshalb lässt sich von diesen Staaten nur schwerlich eine objektive Haltung gegenüber Aserbaidschan und den Karabach-Konflikt erwarten.

Aserbaidschan fordert entsprechend internationaler Resolutionen zahlreicher Organisationen den Abzug armenischer Truppen aus den besetzten Gebieten Karabachs. Formal wird Aserbaidschans Position bestätigt, doch de facto passiert nur wenig, um Baku zu stützen. Das sind ganz klar Doppelstandards. Es werden lieber Resolutionen angeschoben oder die internationalen Akteure versuchen, Aserbaidschan zu Konzessionen gegenüber dem Aggressor Armenien zu zwingen.

Diese Doppelstandards heizen natürlich die Lage nochmals an, was zuletzt im April dieses Jahres zu blutigen Zusammenstößen entlang der Demarkationslinie geführt hatte. Die Straflosigkeit von Armenien in diesem Konflikt und die bewusste Stille der Weltgemeinschaft zwingen Aserbaidschan dazu, zunehmend auf militärische Mittel zurückzugreifen, um seinen Anspruch geltend zu machen.

Quelle:eurasianews

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