Anti-Rassismus-Demo eskaliert: Schüsse in Dallas - mindestens vier Polizisten getötet

  08 Juli 2016    Gelesen: 577
Anti-Rassismus-Demo eskaliert: Schüsse in Dallas - mindestens vier Polizisten getötet
In Dallas haben Hunderte Menschen gegen die jüngsten Fälle von Polizeigewalt in den USA protestiert. Dabei haben offenbar Heckenschützen das Feuer eröffnet: Mindestens vier Polizisten wurden getötet, weitere teils schwer verletzt.
Bei einer Anti-Rassismus-Demonstration sind im US-Bundesstaat Texas mindestens vier Polizisten erschossen worden. Das sagte der Polizeichef der Stadt Dallas, David Brown. Insgesamt seien elf Polizisten getroffen worden: Zwei davon würden noch operiert, drei befänden sich in lebensbedrohlichem Zustand. Zudem wurde ein Passant verletzt, wie Dallas` Bürgermeister Mike Rawlings sagte.

Brown zufolge hatten wohl zwei Heckenschützen am Abend gegen 20.45 Uhr (Ortszeit) von erhöhten Positionen aus das Feuer eröffnet. Sie hätten zudem gedroht, "eine Bombe im Innenstadtbereich zu platzieren". Brown zeigte das Foto eines mutmaßlichen Täters: Zu sehen ist ein Mann mit Waffe und einem T-Shirt in Camouflage-Farben. Dieser Verdächtige habe sich inzwischen selbst gestellt, teilte die Polizei in Dallas über ihren Twitter-Account mit.

Ein weiterer Verdächtiger sei nach einem Schusswechsel festgenommen worden, teilte die Polizei weiter mit. Zudem seien zwei Männer gestellt worden, die in einem schwarzen Wagen in hohem Tempo die Innenstadt von Dallas verlassen hätten. Zuvor soll ein Mann eine auffällige Tasche in Camouflage-Farben in den Kofferraum des Autos gelegt haben. Die beiden Fahrer würden nun befragt.

Laut dem Sender KABC fand die Demonstration im Belo Garden Park in Dallas statt. Videoaufnahmen sollen zeigen, wie Polizisten und Teilnehmer des Protestmarsches hinter Fahrzeugen in der Straße Schutz suchen. Die Polizei forderte die Bewohner auf, das Stadtzentrum von Dallas zu meiden. Der öffentliche Verkehr wurde laut der Zeitung "Dallas Morning News" unterbrochen.

"Unsere schlimmsten Alpträume sind wahr geworden", sagte Bürgermeister Rawling. "Das ist ein herzzerreißender Moment für die Stadt Dallas."

Die Demonstration war zunächst friedlich verlaufen. Anlass waren die Todesfälle Philando Castile und Alton Sterling: Die beiden Afroamerikaner waren in den vergangenen beiden Tagen durch Polizeikugeln ums Leben gekommen.

Philando Castile, 32, starb in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Minnesota, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte. Die Freundin des Opfers hatte den Vorfall gefilmt und live via Facebook übertragen.

Alton Sterling, 37, starb etwa 48 Stunden zuvor im Bundesstaat Louisiana: Zwei Polizisten hatten ihn auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und aus nächster Nähe erschossen.
Handy-Videos beider Ereignisse verbreiteten sich rasch im Internet, sie wurden Hunderttausende Male angesehen und geteilt. In mehreren Städten kam es zu Protesten unter dem Motto "Black Lives Matter".

US-Präsident Barack Obama sprach angesichts der Polizeigewalt von einem "ernsthaften Problem". Während eines Besuchs in der polnischen Hauptstadt Warschau sagte er: "Wir erleben so etwas viel zu oft." Jeder Amerikaner solle die Wut, die Frustration und die Trauer anerkennen, die so viele Amerikaner fühlen - "Gefühle, die in friedlichen Protesten und Mahnwachen ihren Ausdruck finden. Michelle und ich teilen diese Gefühle."

Der Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, Mark Dayton, schrieb in der "Washington Post" über den Fall Castile: "Wäre das passiert, wenn die Insassen weiß gewesen wären? Ich denke nicht. Niemand sollte in Minnesota wegen eines defekten Rücklichts erschossen werden."

Quelle : spiegel.de

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