Das Auswärtige Amt hat Frankreich-Reisende zu verstärkter Umsicht aufgerufen. Die Reisehinweise des Außenministeriums wurden am Freitag entsprechend aktualisiert. "Es wird dringend geraten, den Anweisungen der französischen Sicherheitskräfte Folge zu leisten", heißt es dort. Reisende sollten sich zur Lageentwicklung über die Medien informiert halten. Hingewiesen wurde für Nizza auch auf die Aufforderung der dortigen Behörden, möglichst vorerst zu Hause zu bleiben.
Weiterhin gültig sind auch Warnhinweise des Auswärtigen Amts, die seit den Anschlägen in Paris vom vergangenen November veröffentlicht und teilweise später aktualisiert wurden. Darin wird unter anderem auf verstärkte Personenkontrollen in Frankreich hingewiesen. Reisende müssten daher mit Verzögerungen zum Beispiel an Flughäfen und beim Zutritt zu Thalys-Schnellzügen rechnen und sollten stets Personalausweis oder Reisepass mit sich führen.
Reisegepäck soll demnach namentlich gekennzeichnet werden. Das Auswärtige Amt weist auch darauf hin, dass eine Gepäckaufbewahrung an vielen französischen Bahnhöfen aus Sicherheitsgründen nicht mehr angeboten wird. Auch mit Einschränkungen im Reiseverkehr müsse gerechnet werden
Kann ich mich vor Terroranschlägen wie in Nizza schützen?
Die Gefahr von Anschlägen besteht dem Auswärtigen Amt zufolge weltweit. "Die grausame Tat in Nizza macht erneut deutlich, dass es nirgendwo auf der Welt eine absolute Sicherheit gibt", sagt auch Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV). "Wir werden einstweilen leider mit dieser Bedrohung leben müssen." Seine Art zu leben nun einzuschränken, sei sicher das falsche Signal.
Also besser ganz zu Hause bleiben? Bei der Gefahrenlage gibt es durchaus Unterschiede. Vorrangige Anschlagsziele sind laut Auswärtigem Amt Orte mit Symbolcharakter: Regierungsgebäude, Verkehrsmittel, Hotels, Märkte, Versammlungen. Wer das Anschlagsrisiko zumindest verringern will, hält sich also am besten von solchen Orten und größeren Menschenansammlungen in der Öffentlichkeit fern.
Was mache ich, wenn ich eine Reise nach Nizza gebucht habe?
Deutsche Reiseveranstalter bieten ihren Kunden gebührenfreie Umbuchungen und Stornierungen von bereits geplanten Reisen in die südfranzösische Stadt an. Da das Auswärtige Amt keine Reisewarnung ausgesprochen hat, besteht allerdings kein Anspruch darauf.
Bei TUI Deutschland können Kunden, die bis einschließlich 31. Juli einen Nizza-Trip gebucht habe, die Möglichkeit nutzen, sagte Unternehmenssprecherin Anja Braun. Auch die Konkurrenten DER Touristik und Thomas Cook kommen Kunden entgegen.
Bei DER Touristik gibt es gebührenfreie Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten für Nizza-Urlaube mit Abreise bis einschließlich Samstag, wie Unternehmenssprecherin Katharina Mautz AFP sagte. Thomas-Cook-Sprecherin Isabella Partasides erklärte, bei dem Unternehmen könnten Nizza-Trips bis einschließlich Sonntag kostenlos umgebucht oder storniert werden.
Die Reiseveranstalter haben derzeit nach eigenen Angaben nur eine geringe Zahl von Urlaubern in der Küstenstadt. Bei Thomas Cook sind es laut Partasides "wenige Gäste". Diese würden nun telefonisch kontaktiert, um ihnen bei Bedarf Hilfe anzubieten. TUI-Sprecherin Braun gab die Zahl für ihr Unternehmen mit 26 an. DER-Sprecherin Mautz sagte, bislang gebe es kaum Nachfragen von Kunden zum Thema Nizza.
Kann ich auch als Individualtourist meine Unterkunft stornieren?
Eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands sagte AFP, generell sei Frankreich ebenso wie andere Mittelmeerländer ein sehr beliebtes Reiseziel für deutsche Urlauber. Dies gelte gerade auch im Sommer und für die Côte d`Azur. Wie viele Deutsche die Region um Nizza tatsächlich ansteuern, lasse sich allerdings aus Branchensicht schwer abschätzen, weil die Urlauber häufig individuell, zum Beispiel mit dem eigenen Auto, dorthin reisten.
Auch wer sein Hotel in de kommenden zwei oder drei Tagen gebucht hat, hat große Chancen, dieses kostenfrei stornieren zu können. So schätzt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg die Situation ein. Ihr Argument: Laut Auswärtigem Amt sollen die Bewohner Nizzas derzeit nicht ihre Häuser verlassen und müssen den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen. Das schränkt das Reisen vor Ort deutlich ein.
Wer aber etwa erst in einer Woche nach Nizza reist, ist letztlich auf die Kulanz des Hoteliers angewiesen. Ein Anspruch auf kostenloses Stornieren besteht nicht. Wer aus Angst nicht reisen will, kann das Hotel um eine Umbuchung auf einen späteren Zeitraum oder um einen Gutschein bitten, rät Fischer-Volk.
Quelle : spiegel.de
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