Deutschland verteilt zwischen arm und reich kräftig um
Zu diesem Ergebnis kommt eine Teilauswertung einer Studie, die das Münchener Ifo Institut für die Stiftung Familienunternehmen erstellt hat. „Deutschland verteilt im internationalen Vergleich viel um“, sagte Gabriel Felbermayr, Leiter des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft und verantwortlich für die Studie. Mit einer mittleren Staatsquote gelinge es, das Maß der Ungleichheit beim Nettoeinkommen im Vergleich zum Bruttoeinkommen stark zu reduzieren. Damit seien insbesondere die Behauptungen von DIW-Chef Marcel Fratzscher hinsichtlich einer zunehmenden Ungleichheit in Deutschland widerlegt, schreibt das Institut, „zumindest in Bezug auf die Nettoeinkommen“.
Die Nettoeinkommen sind zwar in Deutschland seit 2005 nicht mehr ungleicher geworden. Die Schere zwischen Einkommensarmen und -reichen hat sich also nach Steuern und Transferleistungen nicht mehr weiter geöffnet oder geschlossen. Schaut man aber die Zahlen auf den Lohnzetteln der Beschäftigten an, zeigt sich Überraschendes: Selbst wenn der Staat nicht ausgleichend eingreifen würde, wären die Gutverdiener wohl etwas weniger reich geworden und die Geringverdiener etwas weniger arm. Die Ungleichheit der Bruttoarbeitseinkommen ist nämlich ebenfalls zurückgegangen.
„Der öffentliche Sektor hat offenbar einen großen Teil der Einkommensgewinne zur Sanierung der öffentlichen Kassen genutzt“, folgert das Wirtschaftsforschungsinstitut. Oder weniger technisch ausgedrückt: Der Staat hat ein bisschen weniger Gleichmacherei betrieben.
In der Studie wurde noch nicht berücksichtigt, dass der Staat nicht nur durch Steuern und Transfers umverteilt, sondern auch durch die Bereitstellung öffentlicher Güter wie Bildung und Gesundheitsversorgung, wie das Ifo-Institut selbst feststellt. Auch diese Faktoren müssten aber nach Ansicht der Wirtschaftsforscher für eine solide Beurteilung der Ungleichheit noch Berücksichtigung finden.
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