Schmutzige Spiele für eine saubere Sache

  31 Juli 2016    Gelesen: 569
Schmutzige Spiele für eine saubere Sache

Sie kommen aus ganz Deutschland, aus Tschechien und der Schweiz: Die 400 "Wattleten" bei der zwölften Brunsbütteler "Wattolümpiade". Teamnamen wie "Die Schlickstones" oder "Raclettis" und alberne Kostüme gehören hier zum guten Ton. Pünktlich zur Eröffnung am Sonnabend hören die letzten Regenschauer auf und die Teams versammeln sich zum Einmarsch der "Wattleten": Zu vorher festgelegten Hymnen tanzen die 40 Teams durch ein Spalier Tausender Zuschauer. Von einem Rettungsboot aus bringt ein Sportler die wattolümpische Flamme durch das ablaufende Wasser am Elbdeich vor Brunsbüttel und übergibt die Fackel an den Schirmherren, Landtagspräsident Klaus Schlie. Der lobt in seiner Eröffnungsrede den Sportsgeist und die gute Laune der Sportler, bevor er in vier Metern Höhe das Feuer entzündet und die zwölften "Wattolümpischen Spiele" der Neuzeit eröffnet.

"Bier statt Technik"

Bei Wattfußball, Wattwolliball und vor allem beim Watthandball fliegen kurz darauf die Fetzen: Die Teams kämpfen um jeden Meter und schenken sich nichts. Wobei der sportliche Ehrgeiz nicht ganz gleichmäßig verteilt ist. So setzt das Team "Die Enten" nach den Misserfolgen der vergangenen Jahre diesmal nicht mehr auf Sieg: "Bier statt Technik ist unser Motto", sagt Presse-Ente Bessi. "Mit allem anderen waren wir bisher eher semi-erfolgreich." Zur Bestätigung brüllen ihre Teammitglieder: "Gewinnen ist für Looser!" Ganz anders die "HeavyFuel Dreamboys and some görls": Deren sportlicher Leiter Marc gibt beim Schlickschlittenrennen die klare Parole aus: "Ranlaufen, wenden, Aal schnappen und am Ende erster sein."

Teams sind schnell nicht mehr zu unterscheiden

Während der Spiele fällt es den Zuschauern am Elbdeich schwer, die Teams zu unterscheiden. Innerhalb weniger Sekunden sind die "Wattleten" mit einer dicken Schlickschicht bedeckt. Die Zuschauer jubeln trotzdem: Svenja aus Hannover hat es sich auf den Steinen des Deichfußes so bequem gemacht, wie es eben gerade geht. "Ist doch am Ende egal, wer gewinnt, Hauptsache alle werden dreckig und haben Spaß."

Spaß am dreckigen Hintern der Teilnehmer

Vier Stunden lang wird in der schlammigen Arena gekämpft - dann beendet die Flut die Schlachten. Die "Schlammschlacht von Brunsbüttel" sei ein Spaß für Menschen, die sich gerne dreckig machen - und für Menschen, die Spaß daran haben, wenn andere sich dreckig machen, sagt Wattkampfleiter Oliver Kumbartzky lachend. Mit dem Schlusspfiff ist dann für die Sportler auch alle Konkurrenz vergessen: Gemeinsam werfen sie sich in den Schlick, machen Kraulschwimmbewegungen und stapfen dann gemeinsam durch den knietiefen Schlick zur "Waschstraße".

Dusche von der Feuerwehr

Gleich vorne an steht ein Feuerwehrmann der freiwilligen Wehr aus dem benachbarten Eddelak. Er spritzt mit einem dicken Schlauch den gröbsten Matsch von den Wattleten, bevor die sich unter einer Art Gemeinschaftsdusche selbst um die Feinarbeit kümmern. Gleich nebenan steht ein Waschtisch bereit. Manche waschen hier ihre Schuhe ab. Jan von den "Watthelden" hat gleich seine kleine Tochter reingestellt. Die hat während seines Spiels im Schlick gespielt und sich dabei von oben bis unten eingesaut - genauso wie Papa Jan. Als erstes befreit er seine Lütte vom Schlick, bevor er sich um die Schlammschicht am eigenen Körper kümmert. "Das ist wahnsinnig anstrengend hier im Watt, das sieht man auch daran, dass sich die `echten` Olympioniken hier gar nicht erst hintrauen", sagt er grinsend.

Schmutziger Sport für eine saubere Sache
Der Erlös der Wattolümpiade kommt der Krebshilfe an der Westküste zu Gute. In den vergangenen 12 Jahren sind so mehr als 290.000 Euro zusammengekommen. Damit wurden unter anderem eine Beratungsstelle für Krebspatienten und ihre Angehörigen finanziert, sowie Palliativzimmer im Westküstenklinikum in Heide und Brunsbüttel eingerichtet.

Quelle: ndr.de


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