Mandelas Partei fährt ihr schlechtestes Wahlergebnis ein

  06 Auqust 2016    Gelesen: 418
Mandelas Partei fährt ihr schlechtestes Wahlergebnis ein
Der „African National Congress“ hat bei den Kommunalwahlen in Südafrika ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren. Bitter ist vor allem die Niederlage in einer besonderen Region.
Unter all den Niederlagen, die der „African National Congress“ (ANC) im Verlauf der Kommunalwahlen in Südafrika einstecken musste, war diese mit Sicherheit die schlimmste: Nelson Mandela Bay, die Kommune, die den Namen der südafrikanischen Freiheitsikone trägt, wird künftig nicht nur von der oppositionellen „Democratic Alliance“ (DA) regiert, sondern zusätzlich von einem weißen Bürgermeister. Auf 46,5 Prozent kam die DA unter ihrem Spitzenkandidaten Athol Trollip in Port Elizabeth, wie Nelson Mandela Bay früher hieß. Der ANC erreichte 41 Prozent.

Das schmerzt umso mehr, als Port Elizabeth und die Provinz Eastern Cape gerne als Wiege des Widerstandes gegen das Apartheid-Regime verklärt werden. Namhafte ANC-Führer wie Oliver Tambo, Govan Mbeki, sein Sohn Thabo Mbeki und Raymond Mhlaba stammen vom Eastern Cape. Nelson Mandela liegt dort begraben. Das Eastern Cape ist die Heimat des Volksstammes der Xhosa, ohne die es den ANC mutmaßlich nie gegeben hätte. Und dann tritt dieser vierschrötige Bure namens Trollip am Donnerstagabend vor die Wähler, verkündet in fließendem isiXhosa seinen Sieg und wird von der Menge auch noch frenetisch gefeiert.

Entsprechend groß war am Freitag der Katzenjammer beim ANC. Immerhin habe der ANC 54 Prozent aller Stadt- und Gemeinderäte in Südafrika gewonnen, erinnerte Jessie Duarte, die Sprecherin der ehemaligen Befreiungsbewegung, trotzig. Doch was heißt das schon? Noch nie seit Ende der Apartheid 1994 hat der ANC bei einer Wahl landesweit unter dem Wert von 60 Prozent gelegen. Und wen interessiert schon die Zusammensetzung des Stadtrates von Polokwane, wenn der ANC in Kapstadt, Port Elizabeth, Pretoria und möglicherweise auch in Johannesburg die harte Bank der Opposition drücken muss? In Pretoria lag die DA am Freitagnachmittag nach Auszählung von rund 80 Prozent aller Stimmen mit 43,5 Prozent knapp vor dem ANC mit 42 Prozent, in Johannesburg ging das Kopf-an-Kopf-Rennen mit knapp 42 Prozent für beide Parteien weiter. In Pretoria reicht das Ergebnis theoretisch für eine Koalition der DA mit der linksradikalen Partei „Economic Freedom Fighters“ (EFF), die auf rund zehn Prozent kommt. In Johannesburg zeigt sich das gleiche Bild. Und in Kapstadt, wo der ANC das Ziel vorgegeben hatte, die DA-Bürgermeisterin abzulösen, mussten die Genossen mitansehen, wie die DA ihren Vorsprung auf satte 67 Prozent ausbauen konnte.

Zwar traute sich am Freitag noch keiner der Genossen mit öffentlichen Schuldzuweisungen aus der Deckung. Hinter vorgehaltener Hand aber wurde viel vom „Zuma-Faktor“ gesprochen. Der Mann mit den vielen Frauen und den 782 Korruptionsklagen, der innerhalb von vier Tagen drei Finanzminister ernennt und sich von einer indischstämmigen Unternehmerfamilie aushalten lässt, gilt vielen ANC-Kadern als Grund für den Niedergang der Bewegung. Doch das ist falsch. Zuma ist mit all seinen Unzulänglichkeiten und Unzumutbarkeiten vielmehr typisch für einen ANC, der glaubt, sein Machtanspruch sei gottgegeben. Der ANC werde regieren, „bis Jesus zurück auf die Welt kommt“, hatte Zuma einst unter tobendem Applaus verkündet. ANC-Generalsekretär Gwede Mantashe lieferte am Donnerstag einmal mehr den Beweis für diese atemraubende Arroganz, als er den Grund für das schlechte Abschneiden beim Volk suchte: „Schwarze Wähler nehmen Wahlen einfach nicht ernst“, glaubte Mantashe zu wissen. Würde ein weißer Politiker einen solchen Spruch loslassen, er würde wegen Rassismus umgehend geteert und gefedert.

Doch das schlechte Abschneiden des ANC einzig und alleine dessen eigenen Versäumnissen zuzurechnen, hieße, den Erfolg der DA kleinzureden. Die DA hat bei diesen Wahlen das Image einer „weißen“ Partei erfolgreich abgestreift, und das ist das Verdienst ihres neuen Vorsitzenden Mmusi Maimane. Dabei war der 36 Jahre alte Theologe aus Soweto bei Amtsantritt vom ANC als „bestangezogene Puppe im Parlament“ verspottet worden, weil er Maßanzüge trägt und als Befehlsempfänger seiner Förderin Helen Zille gilt. Doch Maimane hat längst seinen eigenen Stil gefunden: zwar hart in der Sache, aber immer konziliant im Ton. Das kommt gut an bei schwarzen Wählern, die die frontalen Verbalangriffe einer Helen Zille vor allem als Unhöflichkeit verstehen. Mit dem Ausgang dieser Kommunalwahl hat Maimane jedenfalls sein Meisterstück abgeliefert und sich endgültig für hohe Ämter empfohlen.


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