Maradona erklärt trotzdem, dass die Zuschauer bei einem starken Block, die Brasilianer nennen ihn paredão, die Hände über dem Kopf zusammenführen und wippend nach vorne bewegen sollen. Dazu läuft Sidos Mein Block in der Instrumentalversion. Später üben die Zuschauer den Armjubel für einen Schmetterschlag und für einen Seitenwechsel. Es ist alles nicht sehr kompliziert. Und es funktioniert. An diesem Tag, der hier länger dauern wird als in allen anderen olympischen Hallen oder Stadien, werden alle großen Spaß haben. Wieder einmal.
Noch mögen die Brasilianer mit diesen Olympischen Spielen fremdeln. Weil alles so teuer und überflüssig ist und weil sie mit Tontaubenschießen, Dressurreiten oder Bahnradfahren nie viel anfangen konnten. Aber Beachvolleyball ist anders. Beachvolleyball ist weder teuer noch überflüssig. Wenn es einen Ort gibt, an dem die Cariocas Olympia umarmen, dann ist es die Arena an der Copacabana. Sonne, Sand, Samba und Hintern – das Blöde an Klischees ist ja, dass sie oft stimmen. Hier jedenfalls ist Rio de Janeiro ganz bei sich.
Der große sichelförmige Strand im Süden der Stadt mag seinen Status als mondänster Ort der südlichen Halbkugel schon vor vielen Jahrzehnten verloren haben. Copacabana hat sogar seinen Status als trendigster Strand Rios schon lange an den schneidigeren Nachbarn aus Ipanema verloren. Doch Copacabana, das wird immer nach Ava Gardner klingen, nach Bossa nova und Sünde. Unzählige Male besungen, Sehnsuchtsort, auch jetzt noch, trotz all der Touristen und Rentner.
Männer oberkörperfrei, Frauen im Bikini
Hier haben sie also ein Stadion gebaut, 25 Meter hoch, ein Ungetüm aus Stahlrohr und 12.000 schneeweißen Sitzen. Man blickt aufs Meer, vorbei an den riesigen olympischen Ringen, beobachtet die Wellen, die es an den Strand spült, atmet die frische Luft und freut sich des Lebens. So sehr, dass man fast den beiden Kriegsschiffen zuwinken möchte, die Tag und Nacht auffällig nahe vor dem Strand herumkreuzen und im Laufe des Tages immer näher zu kommen scheinen. Ganz sicher sind auch Brasiliens Soldaten große Beachvolleyballfans.
Das erste Spiel gewinnen die brasilianischen Favoritinnen Larissa und Talita klar gegen zwei Russinnen. Nach der Partie dankt Larissa per Stadionmikro dem Publikum und schießt einen von ihr signierten Beachvolleyball auf die Ränge. Mit dem Fuß. Sie trifft den Ball erstaunlich gut, er landet auf dem Oberrang. Die Zuschauer, jetzt sind es schon ein paar mehr, freuen sich.
Die meisten sitzen in der prallen Sonne. Viele tragen wenig. Die Männer gehen oft oberkörperfrei, die Frauen nur im Bikinioberteil. Sieht man doch einmal großflächige Kleidungsstücke, sind die brasiliengelb. Ansonsten: Kameramänner, die ihrer Arbeit barfuß nachgehen, und sechs erwachsene Menschen, die bei jeder Auszeit auf das Spielfeld laufen und in einer ausgeklügelten Choreografie den aufgewühlten Sand wieder glatt harken.
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