Am Ende fehlten dem Deutschen in 2:08,00 Minuten drei Zehntel zu Bronze und gut fünf Zehntel zum Überraschungssieger Dmitri Balandin aus Kasachstan. Medaillenmission gescheitert. Damit ist die größte und auch die letzte Hoffnung der deutschen Beckenschwimmer auf Edelmetall zunichte. Es bleibt – wenn nicht noch ein kleines Wunder in den kommenden drei Wettkampftagen geschieht – bei null Medaillen.
Für manchen Betrachter stellte sich nach Kochs Rennen die Frage: Lag das vielleicht an seiner Figur, hat er ein paar Pfunde zu viel, ist er zu wenig austrainiert? Ein typischer Schwimmer sieht jedenfalls anders aus.
Ganz abwegig ist diese Frage auf den ersten Blick nicht, schließlich gibt es ganz offensichtlich einen Unterschied zwischen Koch und seinen Mitstreitern, wobei viele Brustspezialisten generell eher zu den kompakten Typen zählen. Und Koch kennt diese Fragen.
Koch war ein Sünder, der bekehrt wurde
Zur Beantwortung genügt ein Blick auf die Fakten. Früher sündigte Koch tatsächlich, doch die Zeiten sind vorbei. Nach einer Ernährungsumstellung nahm er von 2013 auf 2014 fünf Kilogramm ab, wurde im selben Jahr in der Zeit von 2:07,47 Minuten Europameister mit deutschem Rekord. Im Folgejahr legte er Muskelmasse und insgesamt fünf Kilogramm zu, wog bei 1,85 Metern 88 Kilogramm. So gewann er WM-Gold in 2:07,76 Minuten. Trotz des Titelgewinns sagt er: "Ich war dennoch etwas zu schwer und nicht so austrainiert, wie ich es gern gehabt hätte." Und weiter: "Das heißt aber nicht, dass ich so lange abnehmen muss, bis ich so austrainiert aussehe wie manch anderer."
Koch nahm ab, ohne jedoch Muskelmasse zu verlieren, und landete wieder bei 83 Kilogramm. So schwamm er Anfang des Jahres 2:07,69 Minuten. Und so ging er auch jetzt an den Start. Bleibt also festzuhalten: Koch ist Europa- und Weltmeister und sah damals nicht anders aus als jetzt. Mit seiner Saisonbestleistung hätte er Bronze gewonnen. Und hätte er seinen deutschen Rekord um eine Hundertstel verbessert, wäre er als Olympiasieger aus dem Becken gestiegen.
Genau so, wie Marco Koch aussieht, führte es bisher also zum Erfolg. Daran kann es nicht liegen. Und bei Trainingstier Koch trifft auch das Wort "mopsig" nicht zu. "Ich habe relativ viel Unterhautfettgewebe, deshalb sehe ich recht weich aus." Heimtrainer Alexander Kreisel ergänzt: "Er hat eine Art Pinguinform, sehr weiche Haut, sehr außergewöhnlich, kein Schwabbel." Diese Körperkondition verhilft Koch zum perfekten Gleiten. Was wäre, wenn er anders aussähe? "Ich schätze, dass ich dann nicht mehr so gut gleite", sagt Koch. "Meine Wasserlage verändert sich, ich liege nicht mehr so hoch im Wasser."
Mit dem Olympiasieger hätte Koch an sich mithalten können
Woran hat es also gelegen? Direkt nach dem Rennen hatte Koch noch keine Erklärung. "Ich ärgere mich einfach, dass ich hier nicht mein Bestes zeigen konnte. Es macht mich traurig, dass ich dieses Jahr schon dreimal schneller war." Am Druck habe es nicht gelegen: "Bei der WM war ich viel nervöser." Was bleibt, ist Frust über das Verpassen einer großen Chance. Denn die Siegerzeit kann Koch schwimmen. Ganz genau so, wie er ist.
Vier Jahre sind es jetzt bis zu den nächsten Olympischen Spielen. Und auch wenn Koch Erfolge feiern konnte, will er testen, was wäre wenn. Was passiert, wenn er seinen Körper so weit wie nur möglich trimmt, sodass die Muskeln definiert sind. "Nach diesen Olympischen Spielen werde ich das mal ausprobieren. Jetzt wäre das Risiko zu hoch gewesen, etwas Neues zu testen", sagt er. "Ich glaube aber nicht, dass es mir hilft."
Quelle:welt
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