Die genaue Zahl der Flüchtlinge sei noch nicht bekannt. "Viele Menschen sind doppelt registriert worden, andere sind weitergereist. Die exakte Zahl werden wir demnächst vorstellen. Sicher ist aber, dass im letzten Jahr weniger als eine Million Menschen nach Deutschland gekommen sind."
Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt werde eine langwierige Aufgabe. "Es wird lange dauern und viel kosten", sagte Weise, der auch Vorstandschefs der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist.
70 Prozent derer, die gekommen sind, seien zwar erwerbsfähig. Trotzdem werde "ein Großteil von ihnen zunächst in die Grundsicherung fallen, bevor wir sie in Arbeit bringen". Es seien zwar auch Akademiker gekommen, ihr Anteil liege aber nur bei geschätzten zehn Prozent. "Hinzu kommen noch rund 40 Prozent, die zwar keine Berufsausbildung haben, aber praktische Arbeitserfahrung."
"Natürlich ist die Situation für viele belastend"
Da auch Hilfstätigkeiten besser seien als keine Arbeit, setze das Bamf trotz der oft geringen Qualifikation "alles dran, die Menschen möglichst schnell in die Jobcenter zu bringen", so Weise.
Der Bamf-Leiter äußerte Verständnis für Sorgen in der Bevölkerung. "Natürlich ist die Situation für viele belastend. Niemand hat sich gewünscht, dass Menschen zu uns flüchten müssen", sagte er. "Wir brauchen diese Menschen auch nicht zur Deckung unseres Fachkräftebedarfs. Trotzdem war die Entscheidung richtig, in einer humanitären Notlage zu helfen."
Trotz aller Schwierigkeiten ist Weise optimistisch, die Aufgabe erfolgreich zu bewältigen: "Wir schaffen das. Vieles, was am Anfang schlecht lief, können wir inzwischen ziemlich gut. Und die Konjunktur in Deutschland ist Gott sei Dank so gut, dass wir uns das leisten können." Auch seien im vergangenen Jahr weniger Menschen gekommen als gedacht, da einige doppelt registriert worden seien und andere weitergereist seien.
"Kein zweites Wirtschaftswunder durch Flüchtlinge"
Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte der Zeitung: "Es wird kein zweites Wirtschaftswunder durch Flüchtlinge geben." Viele optimistische Prognosen des letzten Jahres seien inzwischen kassiert worden. Die Kosten und Erträge des Flüchtlingszuzugs könne man zwar kaum seriös beziffern. Aber auf Grund mangelhafter Berufsqualifikation und Schulbildung solle man nicht zu viel von den Neuankömmlingen erwarten.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann rechnet für das laufende Jahr mit eine Flüchtlingszahl im niedrigen sechsstelligen Bereich. "Wenn sich die Zahlen weiter wie bisher entwickeln, bleiben wir deutlich unter den 200.000", sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Ich gehe davon aus, dass die Grenzen am Balkan, in Bulgarien und Mazedonien, halten."
Weise erwartet maximal 250.000 bis 300.000 Flüchtlinge. Bis zu dieser Zahl könne seine Behörde einen optimalen Ablauf garantieren, sagte der Bamf-Leiter. "Wenn mehr Menschen kommen, kommen wir unter Druck." Allerdings seien selbst dann nicht wieder Zustände wie im letzten Jahr zu erwarten.
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