Dobrindt will ultraschnelles Internet bis 2025

  27 September 2016    Gelesen: 804
Dobrindt will ultraschnelles Internet bis 2025
Innerhalb von einem Jahrzehnt sollen Deutschlands Großstädte und Autobahnen mit 5G-Netz ausgestattet werden. EU-Kommissar Günther Oettinger spricht von einer Revolution.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), zuständig für die digitale Infrastruktur hierzulande, hat große Pläne: Deutschland soll als erstes Land ein flächendeckendes 5G-Netz bereitstellen. Dieses Ziel nennt Dobrindt in einem Strategiepapier, das dieser Zeitung vorliegt. Vorstellen will er seine „Fünf Schritte zu 5G“ an diesem Dienstag auf einer Konferenz in seinem Ministerium.

Hinter „5G“ verbirgt sich der neue schnelle Mobilfunkstandard der fünften Generation. „Innovationen wie das automatisierte und vernetzte Fahren, die Industrie 4.0 oder E-Health schaffen ein enormes Datenwachstum“, sagte Dobrindt der F.A.Z. „Die digitale Wirtschaft entsteht aber nur dort, wo dieses Wachstum abgerufen werden kann.“

Bis zu 20 Gigabit pro Sekunde

In dem Strategiepapier wird auf Studien verwiesen, nach denen der Datenverkehr in den Mobilfunknetzen bis 2020 um den Faktor 1000 zunehmen werde. Mit 5G würden sich solche großen Datenmengen zuverlässig übertragen lassen, sagte Dobrindt. Möglich wären bis zu 20 Gigabit je Sekunde und „Latenzzeiten unter einer Millisekunde“.

Letzteres bedeutet eine Datenübertragung in Echtzeit. „5G wird zu einer digitalen Schlüsseltechnologie im Zeitalter der Vernetzung. Wir wollen, dass Deutschland zum Leitmarkt für 5G wird und als erstes Land ein flächendeckendes 5G-Netz bereitstellt.“

Als ersten Schritt seiner Initiative will der Minister bis 2018 die Rahmenbedingungen für eine marktwirtschaftliche Nutzung von 5G-Frequenzen festlegen. Schon jetzt sei Deutschland ein „internationaler Treiber einer 5G-orientierten Frequenzpolitik“; so würden beispielsweise Testfrequenzen aus allen Frequenzbereichen für 5G bereitgestellt.

Zudem plant Dobrindt ein Dialogforum, das die Vernetzung von Telekommunikationsbranche und Anwenderindustrien organisieren soll. Vorantreiben will er auch die 5G-Forschung, um Deutschland einen „Technologievorsprung“ zu verschaffen. Deutschland soll mitbestimmen, wenn international über die künftigen 5G-Standards entschieden wird.

Anwendungsprojekte und Infrastrukturausbau

Der vierte Schritt sind Anwendungsprojekte. So soll es beispielsweise eine 5G-Test-Stadt geben, gefördert mit bis zu zwei Millionen Euro. Auch über das 80 Millionen Euro schwere Förderprogramm zum automatisierten Fahren auf Testfeldern soll die 5G-Entwicklung gefördert werden.

Punkt Nummer fünf in Dobrindts Liste ist die Förderung des Infrastrukturausbaus: „Bis spätestens 2025 wollen wir alle Hauptverkehrswege und mindestens die 20 größten Städte in Deutschland mit 5G ausstatten“, heißt es in dem Papier.

Verwiesen wird unter anderem auf die neue gesetzliche Vorgabe, bei bestimmten Bauvorhaben schon heute Glasfaser mitverlegen zu müssen. „Damit schaffen wir flächendeckend Gigabit-Anschlüsse für eine leistungsstarke Mobilfunkinfrastruktur.“

„Von 4G zu 5G wird eine Revolution“

Der deutsche EU-Kommissar für Digitales, Günther Oettinger, drückt ebenfalls aufs Tempo. Der erste Platz im 5G-Wettlauf sei aber nicht mehr drin. „Wir werden nicht die Ersten sein“, sagte er am Montag in Berlin, „Südkorea wird der Erste sein.“ Gemeinsam mit den Vereinigten Staaten aber wolle Europa Zweiter werden.

Oettinger betonte mit Blick auf sein Mitte September vorgestelltes Telekom-Paket, dass die Frequenzvergabe für den neuen Mobilfunkstandard europäisch koordiniert werden müsse. Nur ohne Funklöcher an Gebietsgrenzen, könnten Lastwagenkolonnen fahrerlos und sicher durch Europa rollen. „Von 3G zu 4G war es eine leichte Qualitätsverbesserung. Von 4G zu 5G wird eine Revolution“, sagte er am Montag.

Eine Revolution ist seiner Meinung nach aber auch bitter nötig angesichts des Datentransportbedarfs der Industrie von morgen, der Telemedizin und des autonomen Fahrens. Insgesamt rechnet Oettinger mit einem Investitionsbedarf von 500 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur in Europa. 80 bis 90 Prozent davon müssten privat finanziert werden.


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