„USA Today“ hatte in den früheren Präsidentschaftswahlen noch nie Stellung für oder gegen einen der Kandidaten bezogen – im Unterschied zu vielen anderen amerikanischen Blättern. Die Zeitung habe nie einen Grund gesehen, an diesem Ansatz etwas zu ändern: „Bis jetzt“, schrieb „USA Today“.
Trump habe wiederholt gezeigt, dass es ihm „an dem Naturell, Wissen, der Beständigkeit und Ehrlichkeit fehlt, die Amerika bei seinen Präsidenten braucht“, so die Zeitung. „Gehen Sie auf jeden Fall zur Wahl, wählen sie aber bloß nicht Donald Trump“, schrieb „USA Today“. Die Zeitung unterließ es allerdings, eindeutig die Präsidentschaftskandidatur der Demokratin Hillary Clinton zu unterstützen. Die Demokratin habe zwar „ihre eigenen Mängel“. Diese würden aber mit viel geringerer Wahrscheinlichkeit als bei Trump „die nationale Sicherheit bedrohen oder zu einer Verfassungskrise führen“.
Kündigungen und wütende Anrufe
Während „USA Today“ einen traditionell überparteilichen Kurs fährt, haben sich auch konservative Blätter, die sonst den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner unterstützen, gegen Trump gestellt und sich sogar auf die Seite Clintons geschlagen. Zu ihnen zählen der „Cincinnati Enquirer“ aus dem Bundesstaat Ohio, die „Dallas Morning News“ aus Texas und die „Arizona Republic“.
Die „Arizona Republic“ erhielt deswegen nach eigenen Angaben Drohungen und eine Reihe von Kündigungen. Phil Boas, der bei der größten Zeitung des Bundesstaats Arizona die Leitartikel betreut, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es habe „viele wütende Anrufer“ gegeben. Auch eine Morddrohung sei eingegangen. Allerdings bereue die Redaktion ihre Entscheidung nicht. „Wir fühlen uns gut damit“, sagte Boas.
Die „Arizona Republic“ hatte vor einigen Tagen geschrieben, Clinton sei zwar nicht frei von Fehlern, aber die bessere Wahl als Trump. Dieser sei „nicht konservativ und nicht qualifiziert“.
Unterdessen zeigt eine neue Umfrage, dass Clinton wenige Tage nach dem ersten von drei TV-Duellen ihren Vorsprung in der Wählergunst vor ihrem republikanischen Gegenspieler gehalten hat. Clinton kommt in der am Freitag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Erhebung auf 43 Prozent, Trump auf 38. Auch in den vergangenen vier Wochen hatte sie im Schnitt immer vier bis fünf Prozentpunkte vor Trump gelegen. Rund 19 Prozent der Umfrage-Teilnehmer waren rund fünfeinhalb Wochen vor der Wahl am 8. November noch unentschlossen. Befragt wurden 2500 amerikanische Bürger, von denen angenommen wurde, dass sie zur
Wahl gehen.
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