Vielleicht waren sie nicht, wie der amerikanische Kapitän Davis Love III vor dem 41. Ryder Cup großmäulig verkündet hatte, das beste Team, das jemals in diesem Kontinental-Wettstreit zusammengekommen war. Auf jeden Fall waren sie deutlich besser als ihre Gegner aus Europa. Am Ende der drei Tage im Hazeltine National Golf Club in Chaska hieß es 17:11 für die Gastgeber, die nach drei Niederlagen erstmals nach 2008 wieder kräftig feiern konnten.
Ryan Moore, der erst am vor einer Woche nach seinem zweiten Platz bei der Tour Championship in Atlanta den letzten Freiplatz von Love erhalten hatte, beendete früh alle Hoffnung auf ein abermaliges Comeback der Europäer. Er gewann gegen Lee Westwood den 15. Punkt im siebten Match des Tages, der die Gastgeber frühzeitig über die Marke von 14 ½ Punkten brachte, die sie zu zum Sieg benötigten.
Der 42 Jahre alte Routinier Westwood, einer der Captain’s Picks (Wild Cards), musste damit eine weitere bittere Niederlage einstecken. Vier Löcher vor Schluss lag er noch 2 auf (zwei mehr gewonnene Löcher) in Führung, verlor aber auf den letzten drei Spielbahnen noch sein Match. Damit blieb er bei seiner zehnten Teilnahme im Ryder Cup nach drei Niederlagen erstmals ohne Punktgewinn.
Da auch Master-Sieger Danny Willett, einer der sechs Debütanten in der Europa-Auswahl, wie seine englischen Landsleute Andy Sullivan und Matthew Fitzpatrick leer ausging, blieb ein Drittel des Teams ohne Erfolgserlebnis. Dagegen trug jeder der zwölf Amerikaner seinen Teil zum Erfolg bei und gewann ein mindestens Match – das erste Mal seit 1975, dass sie eine so geschlossene Mannschaftsleistung boten.
„Das Fazit ist einfach: Die Amerikaner haben besser gespielt und mehr Putts gelocht. Sie haben verdient gewonnen“, sagte der nordirische Kapitän Darren Clarke. Wie schon in den Vierer, in denen sich die Amerikaner an den ersten zwei Tagen einen 9 ½:6 ½-Vorsprung gesichert hatten, dominierten die Gastgeber auch in den zwölf Schlusseinzeln am Sonntag. In der ersten Partie bezwang Patrick Reed den europäischen Topspieler Rory McIlroy in einer spannenden Partie knapp – und das gab den Ton für die folgenden Matches vor.
Am Sonntag gewannen nur der Schwede Henrik Stenson gegen Jordan Spieth, der Belgier Thomas Pieters gegen J.B. Holmes, der Spanier Rafael Cabrero Bello gegen Jimmy Walker und der Rheinländer Martin Kaymer gegen Matt Kuchar ihre Einzel. Dazu teilte der Sergio Garcia seine Partie gegen Phil Mickelson. In dieser Partie, der hochklassigsten des Tages, reichten dem Spanier neun Birdies ohne ein einzige Bogey nicht, um den amerikanischen Routinier zu bezwingen, dem bei einem Bogey gar zehn Birdes gelangen. Es war, wie die Statistiker sofort ermittelten, mit insgesamt 19 Birdies, das beste Mach, das je im Ryder Cup gespielt wurde.
Für Kaymer, der am Sonntag in der vorletzten Partie auf die Runde gegangen war, war der Sieg über den Publikumsliebling Kuchar eine kleine Wiedergutmachung für seine enttäuschenden Vorstellungen in den Vierern, in denen er drei Niederlagen einstecken musste. Am Sonntag gelang ihm eine fehlerfreie Runde mit fünf Birdies.
Allerdings, als der Deutsche zum 18. Grün kam, interessierte das kaum noch einen der Zuschauer. Denn zu diesem Zeitpunkt war der Ryder Cup schon seit mehr als einer halben Stunde entschieden. Kaymer klagte, dass er an den ersten zwei Tagen überraschende Partner an seine Seite gestellt bekam: „Ich hatte damit gerechnet, mit Pieters oder Westwood zu spielen. Ich musste dann mit Garcia und Willett spielen, die am meisten von den Zuschauern angepöbelt wurden. Wir sind keine Maschinen. Das beeinflusst einen.“
Der 24 Jahre alte Belgier Pieters war nicht nur für seinen deutschen Kollegen neben McIlroy der herausragende Spieler im Team. Als „Rookie“ wurde er in allen fünf Partie eingesetzt und war mit vier Punkten der erfolgreichste Punktesammler im Team. Neben ihm beeindruckte noch ein weiterer Debütant. Der Spanier Rafael Cabrero Bello gewann zwei seiner drei Matches und teilte eine weitere Partie mit seinem Landsmann Garcia und blieb damit als einziger der „Euros“ unbesiegt.
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