Schon in den Sechzigerjahren entdeckten Forscher, dass es solche Prozesse in Zellen gibt. In den frühen Neunzigerjahren entschlüsselte ein Team um Ohsumi an Hefepilzen, welche Gene an den Vorgängen beteiligt sind. In weiteren Versuchen erforschten sie die zugrunde liegenden Mechanismen und zeigten, dass auch in unseren Zellen ähnlich ausgeklügelte Prozesse existieren.
Das Wort Autophagie setzt sich aus den griechischen Wörtern auto- (selbst) und phagein (essen) zusammen und bedeutet damit wörtlich "Selbstfressen". Dieser Vorgang ist lebenswichtig und findet ständig statt, damit etwa geschädigte oder funktionslose Proteine verdaut und aus dem Verkehr gezogen werden. Die einzelnen Bestandteile werden dann wieder verwendet.
Autophagie spielt daher bei der Entstehung von Tumoren eine große Rolle, ebenso wie bei der Abwehr von Mikroorganismen. Bei Infektionen, in Alterungsprozessen und bei der Entstehung von Krankheit hat der Vorgang eine Schlüsselfunktion.
"Die Arbeit von Yoshinori Ohsumi hat das Verständnis dieses lebenswichtigen Prozesses dramatisch verändert", heißt es in der Begründung des Nobelpreiskomitees. Der Japaner hatte im Jahr 1993 eine Arbeit über 15 Gene publiziert, die Autophagie-Vorgänge entscheidend steuern. "Aufgrund von Yoshinori Ohsumis bahnbrechenden Entdeckungen wird heute die Bedeutung von Autophagie in der menschlichen Physiologie und bei Krankheiten gewürdigt."
Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an drei Wissenschaftler: Der gebürtige Ire William C. Campbell sowie der Japaner Satoshi Omura erhielten die Hälfte des Preises für ihre Arbeit an einer Therapie gegen Infektionen mit Fadenwürmern. Mit der anderen Hälfte wurde die Chinesin Youyou Tu für Fortschritte in der Malariaforschung geehrt.
Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie ist mit acht Millionen schwedischen Kronen dotiert, das entspricht momentan rund 830.000 Euro. Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle Alfred Nobel (1833-1896) einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Dynamit-Erfinder konnte es nicht verwinden, dass viele seiner Entdeckungen für den Krieg genutzt wurden. Daher vermachte er sein Vermögen einer Stiftung, aus deren Zinsen Preise für jene finanziert werden sollten, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Nobel selbst hatte über 350 Patente angemeldet.
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