Trump fällt weit hinter Clinton zurück

  11 Oktober 2016    Gelesen: 671
Trump fällt weit hinter Clinton zurück
Donald Trump dürfte seine sexistischen Äußerungen von 2005 ehrlich bereuen: Eine aktuelle Umfrage sieht ihn abgeschlagen hinter Hillary Clinton. Der ranghöchste Republikaner im Kongress gibt das Motto aus: Ab jetzt kämpft jeder für sich.
Eine neue Umfrage aus den USA legt nahe, dass die Veröffentlichung des Videos mit vulgären Sprüchen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sehr geschadet hat. Der Umfrage, die für den Sender NBC News und das "Wall Street Journal" erhoben wurde, sieht die Demokratin Hillary Clinton mit 14 Prozentpunkten vor Trump. Einen so großen Abstand hat seit Anfang August keine Umfrage gemessen.

Der Umfrage zufolge liegt Clinton im direkten Vergleich mit Trump bei 52 Prozent, Trump kommt demnach auf 38 Prozent. Werden auch die Kandidaten der kleineren Parteien einbezogen, der Libertäre Gary Johnson und die Grüne Jill Stein, dann liegt das Verhältnis bei 46 zu 35 Prozent.

Auf dem Videos aus dem Jahr 2005 ist zu hören, wie Trump damit angibt, jede beliebige Frau küssen oder ihr gar zwischen die Beine fassen zu können, ohne dass dies Konsequenzen für ihn habe. Bei der zweiten TV-Debatte am Sonntagabend stritt der Milliardär ab, solche Handlungen tatsächlich jemals vollzogen zu haben.

Ryan kämpft nur noch für den Kongress

Auch wenn Trump im statistischen Mittel einer Vielzahl von Umfragen bereits seit Ende Juli durchgehend hinter Clinton liegt, ist die NBC-Erhebung für die Republikaner eine ziemlich schlechte Nachricht. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, hat die Präsidentschaftswahl offenbar schon abgehakt. Ryan werde sich in den nächsten vier Wochen "vollständig darauf konzentrieren, unsere Mehrheiten im Kongress zu verteidigen", teilte seine Sprecherin mit. Soll heißen: Wahlkampf für Trump wird er nicht mehr machen (allerdings hat er das bisher schon kaum getan).

Ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus werden am 8. November ebenfalls gewählt. Vor allem eine demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus wäre eine Sensation. CNN zitiert einen Republikaner mit dem Satz, Ryan werde seine gesamte Energie darauf verwenden, sicherzustellen, dass Hillary Clinton keinen Blanko-Scheck erhält.

Seit Beginn der Vorwahlen im Sommer 2015 steckt Trump in einem Dilemma: Er hat zwar viele Wähler begeistert, aber noch mehr Wähler stößt er ab. Im Vorwahlkampf war das ein Luxus-Problem. Seine Anhänger sorgten dafür, dass er die Nominierung seiner Partei mit mehr Stimmen gewann als je ein republikanischer Präsidentschaftskandidat vor ihm. Seither hat Trump mehrfach Anstalten gemacht, seine Basis zu erweitern. Er hat Latinos und Schwarzen signalisiert, dass er sich auch um ihre Probleme kümmern will – vermutlich nicht, weil er sich Chancen auf einen relevanten Anteil ihrer Stimmen ausrechnet, sondern um gebildete weiße Wähler, vor allem Wählerinnen, auf seine Seite zu ziehen – eine Gruppe, bei der er schlechter abschneidet als vor vier Jahren der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.

Wie im Witz mit dem Bären

Doch immer wieder hat Trump diese Strategie durchkreuzt – etwa, indem er sich in der zweiten TV-Debatte dazu hinreißen ließ, Clinton damit zu drohen, sie ins Gefängnis zu stecken, sollte er Präsident werden. Seinen Anhänger gefallen solche Sprüche zweifellos. Sie sind jedoch nicht geeignet, unentschlossene Wähler von Trump zu überzeugen.

Clinton hat übrigens ein ähnliches Problem, auch sie hat ihre Basis nicht entscheidend ausweiten können. Aber in den Umfragen liegt sie vorn. "Es ist wie in dem alten Witz über zwei Typen, die von einem Bär verfolgt werden", schreibt der US-Journalist Philip Bump. Um nicht gefressen zu werden, muss Clinton nicht schneller laufen als der Bär. Sie muss nur schneller laufen als Trump.

Am Montagabend verschickte CNN eine Breaking News. "Der republikanische Parteivorsitzende Reince Priebus hat seine Unterstützung für den unter Druck stehenden republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump erklärt", heißt es darin. Dann wird Priebus noch mit den Worten zitiert, nichts an seinem Verhältnis zu Trump habe sich geändert.

Dass ein solcher Satz überhaupt zur Nachricht, sogar zur Eilmeldung werden kann, sagt eigentlich alles über den Stand des Präsidentschaftswahlkampfes.

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