Italienischer Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot

  13 Oktober 2016    Gelesen: 674
Italienischer Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot
Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen - 1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Nun ist der italienische Schriftsteller im Alter von 90 Jahren gestorben.
Als er 1997 mit der größten Auszeichnung der literarischen Welt, dem Nobelpreis, ausgezeichnet wurde, erinnerte Dario Fo noch einmal an seinen Außenseiterstatus im Literaturbetrieb: "Die feinen Poeten in Italien haben sich so darüber aufgeregt, dass ich den Nobelpreis bekomme, dass die Beruhigungsmittel in den italienischen Apotheken fast ausverkauft waren", spottete Fo: "Einige haben sogar die Abdankung des norwegischen Königs verlangt."

Der Sohn eines Eisenbahners und einer Bäuerin aus einem Dorf am Lago Maggiore legte sich immer wieder mit den Mächtigen an. Nach dem Studium der Kunst und Architektur in Mailand arbeitete er als Schauspieler und für den Rundfunk. 1959 gründete er zusammen mit seiner Frau die Theatergesellschaft "La compagnia Dario Fo - Franca Rame".

Sein internationaler Durchbruch gelang Fo 1960 mit der Komödie "Gli arcangeli non giocano a flipper" ("Erzengel spielen nicht am Flipper"), zu den bekanntesten seiner gut 70 Stücke zählen "Bezahlt wird nicht!", "Zufälliger Tod eines Anarchisten" und "Nur Kinder, Küche, Kirche". Das Metier, in dem er brillierte, war die volkstümliche Farce mit gesellschaftsveränderndem Anspruch. Der Autor verkörperte lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde. Er thematisierte in seinen Werken auch die Mafia, Waffenindustrie oder Umweltsünden.

1968 rief Fo wieder zusammen mit seiner Frau in Mailand das Theaterkollektiv "La Comune" ins Leben, mit dem er politische und gesellschaftskritische Stücke aufführte. Durch sein politisches Engagement, auch auf Seiten der Kommunistischen Partei, wurde Fo in zahlreiche Prozesse und Kontroversen mit dem italienischen Staat und dem Vatikan verwickelt. Mehrmals wurde er auf der Bühne verhaftet. Im italienischen Fernsehen hatte er jahrelang Auftrittsverbot.

Fo setzte sich auch kritisch mit der Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi auseinander. 2006 trat er als Kandidat der Mitte-Links-Opposition bei der Bürgermeisterwahl in Mailand an. Grotesk, sagte Fo, sei nicht das Theater, sondern die Politik. Später schloss er sich der von dem Komiker Beppe Grillo gegründeten Fünf-Sterne-Bewegung an.

Nun ist der Dramatiker, der vor zwölf Tagen mit Lungenproblemen in ein Mailänder Krankenhaus eingeliefert wurde, im Alter von 90 Jahren gestorben. Der italienische Premierminister Matteo Renzi, selbst schon Ziel von Fos Spott, würdigte den Schriftsteller: "Mit Dario Fo verliert Italien einen der großen Vertreter des Theaters, der Kultur und der Zivilgesellschaft unseres Landes."

Quelle : spiegel.de

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