Beide trafen sich eine Woche später, am Abend des 7. August 2014. Kurz darauf gingen sie in seine Wohnung im Hochhaus in Gold Coast mit Blick auf das Wasser. Sie waren betrunken und hatten Sex. Danach gerieten sie in Streit. Die Frau stürzte über die Brüstung des Balkons 14. Stockwerke in die Tiefe und starb.
Über den Fall urteilte nun das Oberste Gericht im australischen Brisbane. Der 30-jährige Gable T. musste sich dort wegen Mordes verantworten. Er soll die 26-jährige Warriena W. hinuntergestürzt haben. Der Fall sorgte international für Aufsehen, denn es gibt Tonaufnahmen und Fotos, die den Abend wiedergeben, sogar der Streit zwischen den beiden wurde aufgezeichnet. Gable T. plädierte auf nicht schuldig. Was spielte sich in den frühen Morgenstunden in dem Appartement ab?
Dem Gericht lagen 199 minütige Audio-Aufnahmen vor, die Gable T. heimlich in seinem Apartment bis zum Tod seiner Begleitung gemacht hat. In der undeutlichen Handy-Aufzeichnung lässt sich nachvollziehen, dass sie getrunken und Musik gehört haben, bevor ein Streit ausbrach und die junge Frau ihn offenbar anfing zu schlagen, berichtet die „Daily Mail“, die auch die Aufnahmen verschriftlich hat.
Der Streit soll sich hochgeschaukelt haben. „Du kannst froh sein, dass ich dich nicht von meinem Balkon geschmissen habe, du gottverdammte kleine Psycho-Schlampe“, ruft er schließlich nach einem Bericht des australischen Senders ABC. Daraufhin soll zu hören sein, wie Warriena W. „Nein“ ruft, als eine Tür klackt, und fleht, er solle sie gehen lassen.
Aus Sicht der Anklage hatte Gable T. seine Dating-Bekanntschaft in den frühen Morgenstunden auf den Balkon gesperrt. Sie soll so verängstigt gewesen sein, dass sie versuchte, über den Balkon in die darunter gelegene Etage zu klettern. Dabei stürzte sie 30 Meter in die Tiefe. Sie erlitt 80 Verletzungen, unter anderem ein schweres Hirntrauma, sagte ein Pathologe vor Gericht aus. Starb sie beim Versuch, in die Freiheit zu klettern?
Nach dem Sturz soll Gable T. seine Wohnung verlassen und seinen Anwalt angerufen haben. Danach kaufte er sich eine Pizza. Kurz darauf rief er seinen Vater an. In der Aufnahme, die dem Gericht vorgespielt wurde, sagte Gable T.: „Ich schwöre bei Gott, ich habe sie nicht gestoßen. Ich habe sie nur auf den Balkon geworfen, weil sie mich verprügelt hat. Oh mein Gott, ich hoffe, sie ist nicht tot“, zitiert die Zeitung die Tonaufnahme.
Aus Sicht der Verteidigung hatte Gable T. versucht, sich zu schützen. Darum habe er die aggressive Frau zunächst gebeten, sein Appartement durch die Wohnungstür zu verlassen. Sie sei aber mit einem Teleskop auf ihn losgegangen. Darum habe er sie dann auf den Balkon gesperrt. Das, was dann geschehen sei, habe nichts mit Mord oder Totschlag zu tun, argumentierte der Anwalt des Angeklagten. Er trage nicht die Verantwortung für die Entscheidung der Frau, über die Balkonbrüstung zu klettern.
So sahen es auch die zwölf Geschworenen. Er habe sich weder des Mordes noch des Totschlags schuldig gemacht. Das Gericht sprach den 30-Jährigen frei.
Die heimlichen Tonbandaufnahmen wurden zum wichtigsten Beweismittel. Die Mutter der verstorbenen 26-Jährigen kritisierte später die Entscheidung des Gerichts, sie den Medien zur Verfügung zu stellen. „Ich wollte nicht hören, wie meine Tochter nein, nein, nein, nein, nein, schreit“, sagte sie. Gable T.s Verteidiger erklärte, es sei nicht angebracht, moralisch in Frage zu stellen, dass der 30-jährige alles aufgezeichnet habe: „Gott sei Dank tat er es.“
Quelle : welt.de
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