Nach Auszählung von 99 Prozent der gültigen Stimmen lag Crivella mit 59,4 Prozent vor dem Kandidaten der Partei Sozialismus und Freiheit (PSOL), der auf 40,6 Prozent kam. Crivella löst Eduardo Paes von der konservativen Regierungspartei PMDB von Staatschef Michel Temer ab, der das Amt acht Jahre innehatte.
Crivella ist ein Bischof der „Universellen Kirche des Königreichs Gottes“, die von seinem Onkel, einem Multimillionär, gegründet worden war. Im Wahlkampf versprach er ein härteres Durchgreifen gegen die Kriminalität und eine Verbesserung der Infrastruktur.
Der Bürgermeisterkandidat ist umstritten. In einem 1999 erschienenen Buch hatte Crivella Katholiken im traditionell katholischen Brasilien als „dämonisch“ bezeichnet. Zudem behauptete er, Hindus tränken das Blut von Kindern und afrikanische Religionen gründeten auf der Anbetung „böser Geister“. Homosexualität bezeichnete er als „Übel“.
Im Wahlkampf distanzierte sich Crivella von diesen Äußerungen. Evangelikale Kirchen nach amerikanischen Vorbild sind in Brasilien seit Jahren auf dem Vormarsch. Viele Anhänger finden die evangelikalen Politiker unter den Armen des Landes, die zuvor die Kernwählerschaft der linken Arbeiterpartei bildeten.
Debakel für Rousseffs Partei
33 Millionen Menschen waren am Sonntag aufgerufen, in einer Stichwahl die Vertreter für 57 Gemeinden im fünftgrößten Land der Welt zu bestimmen. Die Abstimmung wurde laut den ersten amtlichen Ergebnissen zum Debakel für die bis vor kurzem regierende linke Arbeiterpartei (PT) der abgesetzten Präsidentin Dilma Rousseff. Wie die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtete, wird die Arbeiterpartei voraussichtlich erstmals keinen Bürgermeister in ihrer früheren Hochburg stellen, dem Industriegebiet um die Wirtschaftsmetropole São Paulo.
Die von Korruptionsskandalen erschütterte Arbeiterpartei hatte schon in der ersten Runde der Kommunalwahlen zwei Drittel ihrer Bürgermeisterposten verloren. Große Gewinnerin der Stichwahl am Sonntag war die Mittel-rechts-Partei PMDB des neuen Präsidenten Michel Temer, der durch die Absetzung der linken Präsidentin Dilma Rousseff durch das Parlament ins Amt gekommen war.
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