Altdorfer Bürgermeister entschuldigt sich

  01 November 2016    Gelesen: 716
Altdorfer Bürgermeister entschuldigt sich
Erbost spricht der dritte Bürgermeister von Altdorf dem örtlichen evangelischen Dekan auf den Anrufbeantworter. Grund: Die geplante Rede eines Muslims in einer Kirche am Reformationstag. Dabei fällt ein verunglimpfender Ausdruck. Nun entschuldigt er sich.
Nach seiner "Islamschweinerei"-Aussage hat sich der dritte Bürgermeister von Altdorf bei Nürnberg, Johann Pöllot (CSU), bei den Muslimen in seiner Gemeinde entschuldigt. In einem offenen Brief heißt es: "Sehr geehrte Altdorfer Mitbürgerinnen und Mitbürger muslimischen Glaubens, ich möchte mich auf diesem Weg auch direkt bei Ihnen für den im Streit mit meiner Kirche verwendeten verheerenden Ausdruck entschuldigen." Er sei kein Islamfeind und habe "keineswegs den Islam verunglimpfen" wollen.

Pöllot hatte eine für Montagabend geplante Veranstaltung mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, in der Altdorfer Stadtkirche als "Islamschweinerei am Reformationstag" bezeichnet. Er hatte das auf den Anrufbeantworter des evangelischen Dekans Jörg Breu gesprochen, der die Veranstaltung organisiert.

Mazyek sagte kurz vor Beginn der Veranstaltung, er nehme Pöllots Entschuldigung an. "Was bleibt ist, dass diese Hasssprache weiter salonfähig gemacht wurde. Sie hat viel Gift rein gebracht", sagte Mazyek. Er erwarte von den Parteien, sich von einer solchen Sprache klar zu distanzieren. "Wir müssen aufpassen, dass das Niveau nicht weiter verroht."

Hunderte demonstrieren gegen Islamfeindlichkeit

Rechtspopulisten hatten nach der Äußerung des Bürgermeisters eine Demonstration unter dem Titel "Keine Islamschweinerei in Altdorf" angemeldet. Zur der Versammlung hatten sich rund 20 Teilnehmer eingefunden. Rund 40 Menschen haben derweil auf einer Gegendemonstration in dem Ort gegen Islamfeindlichkeit demonstriert.

Die Demonstration zur Unterstützung von Mazyek wurde vom Altdorfer Bündnis für Toleranz und Respekt organisiert. Ihm gehören unter anderem die evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie der türkisch-islamische Kulturverein und die Parteien im Stadtrat an. Bündnis-Sprecher Sepp Feder sagte bei der Demo, Altdorf sei schon immer bunt gewesen. Evangelische und katholische Christen lebten mit Muslimen friedlich miteinander. Man unterstütze die Initiative, die Dekan Breu angestoßen habe.

Der Nürnberger evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche sagte, er nehme an der Kundgebung gegen Islamfeindlichkeit teil, um der Gemeinde und dem Dekanat den Rücken zu stärken. "Wenn wir als Kirche nicht den Raum für einen solchen Dialog geben, haben wir unseren Auftrag verfehlt." Der Reformationstag erinnere daran, "dass wir Dingen auf den Grund gehen müssen und uns nicht mit eingefahrenen Lösungen zufrieden geben", betonte Nitsche.

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