Drohungen gegen schwarzen Pfarrer -Bewährungsstrafe für Rentner

  08 November 2016    Gelesen: 369
Drohungen gegen schwarzen Pfarrer -Bewährungsstrafe für Rentner
Ein bayerisches Gericht hat den Absender von Morddrohungen an einen dunkelhäutigen Pfarrer verurteilt. Weil er gegen den Geistlichen aus Zorneding gehetzt hatte, erhielt er zehn Monate Haft auf Bewährung.
Ein Rentner ist wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung des dunkelhäutigen Ex-Pfarrers von Zorneding zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht im oberbayerischen Ebersberg sah es als erwiesen an, dass der 74-Jährige dem katholischen Geistlichen zwischen November 2015 und März 2016 mindestens zwei Schreiben mit ausländerfeindlichen Morddrohungen geschickt hatte.

Die rassistische Hetze gegen den Pfarrer von Zorneding bei München hatte für Empörung gesorgt. Vor den Drohungen hatte es fremdenfeindliche Äußerungen der Zornedinger Gemeinderätin Sylvia Boher (CSU) gegeben. Auf den Drohschreiben an Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende stand nach Angaben der Staatsanwaltschaft: "Wir werden Dich auslöschen" oder "Wir schicken Dich in die Hölle", genauso wie die Drohung "Wir schicken Dich nach Auschwitz".

Mehr als vier Stunden verhandelte das Gericht über die Frage, ob der Mann aus München dem Geistlichen tatsächlich zwei Postkarten mit rassistisch motivierten Morddrohungen geschickt hatte. Die zweite Karte wurde in einem Briefzentrum abgefangen und erreichte den aus dem Kongo stammenden Pfarrer nicht.

Pfarrer hatte Angst um sein Leben

Ex-Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende berichtete von Ängsten, "dass ich umgebracht werden soll". Vor allem bei Gottesdiensten in entlegenen Kirchen habe er um sein Leben gefürchtet und mitunter Freunde mitgenommen. Entnervt von den Drohungen kündigte er seine Pfarrstelle im Frühjahr. Der 67-Jährige forscht heute an der Katholischen Universität in Eichstätt zu Flucht, Vertreibung und Asyl.

Auch Verteidigerin Angelika Haucke-D`Aiello ließen die Drohungen ihres Mandanten nicht kalt. Nach der Zeugenaussage des Ex-Pfarrers gab sie ihm die Hand und sagte: "Ich würde Ihnen gerne als bayerische Bürgerin sagen, dass es mir sehr leid tut." Dazu zog sie ihre Robe aus, um zu signalisieren, dass sie diese Entschuldigung als Privatperson und nicht als Anwältin tätigte.

Der nun verurteilte Rentner aus München soll schon mehrfach als Rassist in Erscheinung getreten sein. Nach Angaben der Ermittler sei gegen ihn bereits mehrfach wegen Volksverhetzung ermittelt worden. Eigentlich hatte der Prozess schon am 18. Oktober beginnen sollen. Doch der Angeklagte erschien nicht. Daraufhin erließ die zuständige Richterin Haftbefehl, zwei Tage später wurde der Mann gefasst.


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